Die bei Holland Shipyard gebaute »Düsternbrook« ist die erste vollelektrische Fähre auf der Kieler Förde © SFK
Die bei Holland Shipyard gebaute »Düsternbrook« ist die erste vollelektrische Fähre auf der Kieler Förde © SFK
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Kiel will bis 2050 klimaneutral werden. Auf dem Wasser ist dieses Ziel ein Stück näher gerückt. Denn die Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) hat mit der »Düsternbrook« ihre erste vollelektrische Fähre in Dienst gestellt

Seit dem 1. Juni fährt mit der »Düsternbrook« eine neue Fähre auf der F2 Schwentinelinie über die Kieler Förde. Sie ist das erste Schiff für den Einsatz im öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) an der norddeutschen Küste, das keinen Verbrennungsmotor mehr benötigt. »Für uns beginnt damit eine neue Ära«, sagt Andreas Schulz, Geschäftsführer der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK).

Wie schon beim Bau der ersten Plug-in-Hybridfähre »Gaarden«, die im Juli 2020 getauft wurde, hat die SFK wieder auf die bewährte Zusammenarbeit mit der Holland Shipyard Werft gesetzt. »Trotz der Corona-Krise wurde die vertragliche Bauzeit bei der Werft in Hardinxveld-Giessendam eingehalten und das Schiff kam pünktlich im Heimathafen Kiel an«, erklärt Schulz.

Bis zu 140 Fahrgäste kann die »Düsternbrook« barrierearm an Bord nehmen, wenn sie künftig zwischen dem West- und Ostufer pendelt. Außerdem gibt es Plätze für 60 Fahrräder. Über zwei 1,60 m breite Zugangsrampen, die vom Kapitän bedient werden, kommen die Passagiere künftig schnell und bequem an Bord.

Im Unterschied zur Vorgängerin »Schwentine« gibt es auf der »Düsternbrook« nur ein Deck. Fahrscheine können an Bord am Automaten bargeldlos gekauft werden, auch ein barrierefreies WC gehört zur Ausstattung.

Während die 4 Mio. € teure »Gaarden« als Hybridfähre noch mit Verbrennungsmotoren unterwegs ist, erfüllt die 24,70 m lange und 7,20 m breite «Düsternbrook« den Angaben zufolge technisch alle Erfordernisse für eine emissionsfreie Fahrt über die Förde: Mit der Speicherleistung der Batteriepakete von 819 kW pro Stunde sowie der von den 20 installierten Solarzellen erzeugten Energie soll das Schiff rund zehn Stunden betrieben werden können, bevor es wieder aufgeladen werden muss.

Dazu wurde an den beiden Fähranlegern die nötige Ladeinfrastruk­tur an den Fähranlegern Bahnhofsbrücke Kiel und Dietrichsdorf errichtet. Als erstes Unternehmen in Europa lädt die SFK ihre Fähre mit Gleichstrom. Das sei kostengünstiger als Wechselstrom, so Schulz.

Zur weiteren technischen Ausrüstung gehören zwei elektrische Fahrmotoren mit je 86 kW und ein Bugstrahler mit 40 kW. »Die ›Düsternbrook‹ ist ein wichtiger Baustein, den Kieler Hafen umweltfreundlicher zu machen, weitere Schritte werden folgen«, kündigte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer an. Die Stadt will bis 2050 klimaneutral werden.

Mit dem Start des Linienbetriebs wurden neben einer erheblichen Ausweitung des Fahrplanangebotes auf der F2 Schwentinelinie auch neue Fahrpreise eingeführt, die den ÖPNV auf dem Wasser attraktiver machen sollen. Erwachsene zahlen im Rahmen eines Modellversuches künftig nur 1 € pro Fahrt, Kinder sogar nur 50 Cent. Die Mitnahme eines Fahrrades ist durch die Verlängerung des Modellversuches bis Ende 2022 kostenlos.