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Hans Peter Tzschucke © BMDV
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Wenige Monate nach seinem 84. Geburtstag ist Ministerialrat a.D. Hans Peter Tzschucke am 15. August 2022 in Gaggenau verstorben. Ein Nachruf von: Christoph Heinzelmann, Hans-Heinrich Witte und Norbert Salomon.

Nach dem Studium des Bauingenieurwesens mit der Vertiefungsrichtung Wasserbau von 1958-63 an der Technischen Hochschule Hannover (heute Leibniz Universität Hannover) trat Tzschucke 1964 in die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des Bundes ein und übernahm in den damaligen Neubauämtern Braunschweig bzw. anschließend Rastatt Aufgaben des Ausbaus des Mittellandkanals sowie des Baus der Rheinstaustufen Gambsheim und Iffezheim. Von 1976 bis 1979 war er als Dezernatsleiter in der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest in Mainz mit dem Rheinausbau befasst, bevor er von 1979 bis 1985 das Neubauamte Rastatt und anschließend bis 1986 das Wasser- und Schifffahrtsamt Saarbrücken leitete.

Wesentliche Bauvorhaben an den Bundeswasserstraßen im Südwesten der Bundesrepublik in der damaligen Zeit, wie der Staustufenbau am Oberrhein und der Saarausbau oder die Geschiebezugabe am Rhein, wurden durch Tzschucke geprägt, auch durch sein Engagement in den zuständigen deutsch-französischen Kommissionen, die die Baumaßnahmen begleitet haben.

1986 wechselte er in die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) nach Karlsruhe und leitete dort bis Ende 1992 die Abteilung Bautechnik. Fragen der Substanzerhaltung der wasserbaulichen Anlagen und die dazu notwendige Inspektion der Bauwerke standen dort im Fokus seiner Tätigkeit. Nach Herstellung der deutschen Einheit war er bis Januar 1991 der erste kommissarische Leiter der neuen Außenstelle Berlin der BAW, der ehemaligen Forschungsanstalt für Schifffahrt, Wasser- und Grundbau der DDR in Berlin.

Im Jahr 1993 wurde Tzschucke in das damalige Bundesministerium für Verkehr nach Bonn versetzt und übernahm in der Abteilung Binnenschifffahrt und Wasserstraßen die Leitung des Grundsatzreferates »Bautechnik, Vergabewesen«, die er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2003 inne hatte. Damit verbunden war die verantwortungsvolle Aufgabe der Obersten Bauaufsicht über die WSV. So trägt das Bauordnungswesen der WSV ganz wesentlich seine Handschrift. Sicherheit und Qualitätssicherung waren seine zentralen Anliegen zur Stärkung der Wasserstraßen. Besonders hervorzuheben ist sein erfolgreiches Ringen um moderne Techniken bei der Kanalbrücke Magdeburg.

In den nationalen und internationalen Fachgremien und Verbänden hat er sich gerne für eine sichere Wasserstraßeninfrastruktur und für die Gewinnung von jungen Ingenieuren eingesetzt. Ganz vorne stand für ihn PIANC, die »World Association for Waterborne Transport Infrastructure«. Dort hat er Verantwortung in der Leitung der deutschen Delegation und in der Repräsentation Deutschlands in den Fachkommissionen übernommen. So war seine Ernennung zum honorary member durch den PIANC-Präsidenten nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer der deutschen Delegation eine Anerkennung seines besonderen Engagements.

Darüber hinaus hat er sich in den leitenden Vergabegremien, DIN-Ausschüssen des Verkehrswasserbaus und technischen Fachausschüssen sowie im Fachausschuss »Binnenwasserstraßen und -häfen« des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) engagiert. Hervorzuheben ist hier seine jahrelange Mitwirkung im HTG-Arbeitskreis »EAU- Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen« und die zugehörige Veröffentlichung, die in verschiedene Sprachen, u.a. ins chinesische übersetzt wurde. Mit diesem Wirken hat Tzschucke maßgebend technische Grundsätze und Standards für den Verkehrswasserbau geprägt.

Hans Peter Tzschucke war Wasserbauer mit Leib und Seele. Mit seinem Beitrag beim Bau der Staustufen Gambsheim und Iffezheim hat er dem Verkehrswasserbau prägende Spuren hinterlassen Spuren hinterlassen.

Seine Haltung lässt sich mit dem Zitat von Robert Schuman auf dem Gedenkstein zum Bau der Staustufe Gambsheim ausdrücken: »Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung: Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen.«

Sein Lebenswerk hält das ehrende Gedenken bei seinen Weggefährten, Freunden, PIANC-Kollegen und ehemaligen Mitarbeitern in der WSV, in der BAW und im Bundesministerium für Verkehr wach.

Die Autoren:

Prof. Dr.-Ing. Christoph Heinzelmann, Bundesanstalt für Wasserbau, Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt und Dr. rer. nat. Norbert Salomon, Bundesministerium für Digitales und Verkehr