Krischan Förster
Krischan Förster © Binnenschifffahrt
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Eine Doppeltaufe, wie sie die HGK Shipping jetzt gefeiert hat, gibt es nicht alle Tage. Und die Duisburger Reederei kann mit einigem Stolz ihre beiden jüngsten Flottenzugänge willkommen heißen. Für Niedrigwasser-Phasen optimiert und mit einer Hybrid-Antriebsanlage ausgerüstet, gehören die beiden Chemietanker zu den modernsten Schiffen, die aktuell auf Europas Wasserstraßen unterwegs sind.

Offenbar will man auch künftig Grund zum Feiern haben. CEO Steffen Bauer nutzte die Taufe, um ein weiteres wegweisendes Projekt anzukündigen: In Kooperation mit Hydrogenious LOHC Maritime soll ein gänzlich emissionsfreies Binnenschiff entwickelt werden. Es dauert zwar noch bis 2028, bis dieses dann auch tatsächlich fährt. Dass die beiden Partner nicht nur an neue Schiffsdesigns, sondern auch an Transportkonzepte für den Energie­träger Wasserstoff über die Wasserstraßen denken, beweist den Willen, die Zukunft mitzugestalten und Marktchancen zu nutzen.

Das sind Signale, die man sich auch an anderer Stelle sehnlichst wünscht. Es steht außer Frage, dass die HGK Shipping zwar technisch den Vorreiter spielen kann, aber selbst im Verbund mit Partnern und Gleichgesinnten nicht annähernd in der Lage ist, die ganze Binnenschiffsflotte zu modernisieren. Dafür braucht es eine weitaus größere Kraftanstrengung, vor allem aber die richtigen politischen und finanziellen Rahmenbedingungen.

Wer Unternehmergeist aus der Branche heraus erwartet, muss diesen auch belohnen. Mit Förderprogrammen auf nationaler, noch besser auf EU-Ebene. Vor allem aber mit einer verlässlichen und zukunftsgewandten Verkehrspolitik, die glaubhaft in Aussicht stellt, dass sich Investitionen am Ende auszahlen werden. Doch was in Bezug auf die Binnenschifffahrt zu erleben ist, vor allem im FDP-geführten Bundesverkehrsministerium, erinnert doch sehr an Schildbürgerstreiche. Nur handelt es sich, anders als bei den fiktiven Schelmengeschichten, um bittere Realsatire.

Wozu gibt es überhaupt eine Beschleunigungskommission für den Mittelrhein, wenn sich unter den jetzt per Gesetz ermöglichten Beschleuni­gungsmaßnahmen im Verkehrssektor kein einziges Projekt auf der Wasserseite befindet? Haben alle vergessen, wie sehr ganze Industrien und damit der gesamte Wirtschaftsstandort an diesem Verkehrsträger hängen? Ist das Niedrigwasser von 2022 keine Mahnung mehr? Lässt sich der immense Sanierungsstau so schnell verdrängen? Jeder Politiker, der tatsächlich kein »überragendes öffentliches Interesse« an einer schnelleren Ertüchtigung an Flüssen und Kanälen erkennen kann, muss sich fragen lassen, ob er in seinem Amt noch richtig aufgehoben ist.

Viel Spaß beim weiteren Lesen,
Krischan Förster