
Die Binnenschifffahrt auf Deutschlands Wasserstraßen hat auch künftig gute Chancen. Eine Fachkonferenz stellte die die Relevanz des Verkehrsträgers heraus.
Die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) vorgelegte Verkehrsprognose 2040 sagt einen Rückgang bei traditionellen Transportgütern in der Binnenschifffahrt und auch einen sinkenden Anteil am Modal Split voraus. Massengüter wie Kohle, Erz oder Mineralölprodukte, über viele Jahre das „Brot-und-Butter“-Geschäft der Schifffahrt, werden wegen der Abkehr von fossilen Brennstoffen tendenziell abnehmen.
Das führe aber nicht zur Bedeutungslosigkeit dieses Verkehrsträgers, im Gegenteil. In den Bereichen Agrarrohstoffe, chemische Erzeugnisse, Steine und Erden, Metalle und Metallerzeugnisse, Sekundärstoffe und Abfälle sowie Nahrungs- und Genussmittel werde es zum Teil deutliche Zuwächse geben, hieß es jetzt auf einer Fachkonferenz im Ministerium mit rund 200 Teilnehmern.
Beim Transport von Containern sei etwa eine Zunahme von 52% in den kommenden 15 Jahren zu erwarten, die in großer Stückzahl über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen nach Deutschland kommen. Das müsse bei der Bedarfsplanüberprüfung zum zukünftigen Ausbau der Wasserstraßen und für die Infrastrukturplanung an den Flüssen und Kanälen berücksichtigt werden, fordert der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).
Derzeit gebe es 35 per Gesetz festgelegte Ausbaumaßnahmen im Wasserstraßennetz, unter anderem an Rhein, Main, Mosel und Neckar. Erfreulich aus Sicht des BDB: Diese Projekte seien in ihrer Gesamtheit nicht infrage gestellt. Und auch im Bundesverkehrsministerium wird diese Einschätzung teilweise geteilt. „In den Prognosen vorgenommene Verkehrsmengenvergleiche lassen noch keine Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit einzelner Ausbauprojekte zu“, hieß es aus dem Hause Wissing.
Denn die starre Betrachtung des Ladungsgewichts lasse Faktoren wie etwa den Wert der transportierten Güter oder deren Volumen vollständig außer Betracht. Hier müsse künftig eine Neubetrachtung und Neubewertung des Güterverkehrs erfolgen.
In einer Studie lässt das Ministerium aktuell mögliche neue Märkte für die Binnenschifffahrt untersuchen – quasi als Antwort auf die energiewendebedingt entfallenden Kohletransporte. Die Studie soll im Herbst 2025 vorgelegt werden. Doch bereits jetzt werden neben den Containern und den großen und schweren Stückgütern die Transporte von Wasserstoff, Kohlendioxid, Biomasse oder Stahlschrott als Wachstums- und Zukunftsmärkte der Güterbinnenschifffahrt genannt. Potenziale werden auch in kleineren Partiegrößen gesehen, nachdem die Entwicklung der vergangenen Jahre vor allem von besonders langen und breiten Rhein-Schiffe dominiert wurde.