Angehende Logistiker erkunden Rotterdam

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Schüler und Auszubildende vom Walter-Eucken-Berufskolleg (WEBK) aus Düsseldorf aus den Bereichen Groß- und Außenhandel mit Schwerpunkt Außenhandel sowie Spedition und Logistik haben sich auf den Weg zum Rotterdamer Hafen gemacht

Ziel war es, sich ein eigenes Bild über Seefrachtabwicklung, Zollwesen und Lagermanagement im größten Seehafen Europas zu machen.

Nach einer Hafenrundfahrt konnte sich die Gruppe individuell ein Bild von der Stadt machen, während eine Lehrerdelegation die Möglichkeit nutzte, sich die STC in Rotterdam anzuschauen. Hier werden Auszubildende für den Bereich Logistik auf verschiedenen Niveaus ausgebildet bzw. können unter anderem auch Logistik studieren. Im Gespräch mit verantwortlichen Lehrkräften wurde eine weitreichende Zusammenarbeit zwischen dem WEBK und der STC erörtert. »Es werden einige spannende Projekte auf unsere Schule und die Auszubildenden zukommen«, sagt Björn Bosch, Bildungsgangleiter Außenhandel am WEBK.

Einen Eindruck über das Aufgabenspektrum eines modernen Full-Service Logistikdienstleisters konnten sich die Auszubildenden beim Besuch bei Neele-Vat Logistics verschaffen, einem der größeren Logistikunternehmen der Region Rotterdam. Hier sind Flexibilität, Improvisation und unkonventionelle Lösungen gefragt, wie die Gruppe erfuhr. Das Spektrum umfasst das gesamte Transportpaket über Straße, Schiene, Luft und See, darüber hinaus hat sich die Firma als Gefahrgutspezialist einen Namen gemacht. Speziell und einzigartig sei die Gasmess-Station mit Entgasungsanlage, so Bosch. Man habe das Handling und die vorschriftsmäßige Überprüfung der Container hautnah miterleben können.

Auch der Zoll gab einen Einblick in seine Arbeitsweise. Neben einer Röntgenanlage auf der Maasvlakte II verfügt er an jedem Terminal über Anlagen, um Container zu erfassen und eine Gefahrenanalyse zu machen. Eine Software erstellt einen Gefährdungsindex, auf den dessen Grundlage festgestellt wird, welcher Container näher begutachtet werden sollte. Ferner wurde der Besuchergruppe die X-Ray-Anlage gezeigt, mit der Drogenverstecke entdeckt werden können. Container, die von der Gefährdungsbeurteilungssoftware als potenziell risikobehaftet bewertet werden, müssen dem Zoll vorgeführt werden. Der Lkw wird daraufhin mit dem Container in einen langen Tunnel gezogen und das gesamte Fahrzeug durchleuchtet.

Darüber hinaus stand ein Besuch beim Terminalbetreiber APM Terminals auf der Maasvlakte II an. Die Umschlageinrichtung, der Tochter der dänischen Containerlinienreederei Maersk, verfügt über ferngesteuerte Containerbrücken und Transportloren. Als solche werden die AGVs (Automated Guided Vehicles) bezeichnet. Neben dem Transport seien sie in der Lage, die Boxen auch heben und stapeln zu können. Dies sei eine Weltneuheit, so der Terminalbetreiber. Etwa 50 dieser Geräte fahren dort.

Damit die Loren ihren ferngesteuerten Weg auch finden, wurden beim Bau der Anlage Induktionsschleifen in den Boden eingelassen und in die AGVs korrespondierende Transponder eingebaut. Sie arbeiten vollelektrisch, ihre Batterie hält ungefähr 12 Stunden. Danach begibt sich das Fahrzeug selbständig in eine Art Batterieladestation, in der die verbrauchte durch eine frisch aufgeladene Batterie ausgetauscht wird. Die Stromerzeugung dafür erfolgt umweltfreundlich über Windkraft sodass der Terminalbetrieb keine CO2-Emissionen erzeugt.

Das Herzstück des Terminals ist eine Art Tower, in dem mittels einer Software die Steuerung der Umschlagsgeräte, die Zuweisung zu Stellplätzen, aber auch die Auftragserfassung einschließlich Tracking und Tracing erfolgt. Die Standard-Abfertigung eines Lkw, einschließlich Scanvorgang bei der Ein- und Ausfahrt sowie Be- und Entladen werde beispielsweise mit 23 Minuten veranschlagt – dies sei ist beeindruckend schnell, so Bosch. Ebenso spektakulär sei die Leistung des Containerterminals in punkto Umschlagsgeschwindigkeit. So könnten beispielsweise 1.000 Container innerhalb von 15 Stunden umgeschlagen werden.

»Nicht nur den Lehrern, auch den Auszubildenden wird diese Fahrt sehr lange in Erinnerung bleiben«, sagte Bosch nach spannenden zwei Tagen in den Niederlanden.