Die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG (KD) hat derzeit einen Lauf: Das vergangene Jahr sorgte bei den Verantwortlichen für gute Laune und ein Landstromprojekt mit der Rheinenergie gilt als einer von »1.000 Schritten in eine klimafreundliche Zukunft«
Die Bilanz-Zahlen der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG (KD) vom vergangenen Jahr zeigen ganz deutlich: Nimmt man dem Unternehmen die Gewinne nicht weg, um sie anderweitig in der Gruppe zu verwenden, und kombiniert man das dann mit einem vernünftigen Gesamtkonzept, so kann sich daraus ein solides Geschäft entwickeln.
Nach der Übernahme der KD durch die Basler River Advice Ende 2016, betonte River Advice CEO Robert Straubhaar, dass die KD für ihn eher eine Herzensangelegenheit als ein reines Rendite-Objekt sei. Das Ergebnis dieser Grundeinstellung zum Kölner Passagierschiff-Spezialisten zeigt sich nun in den Geschäftszahlen von 2017: Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz um 12% von 26,9 auf 30,2 Mio. €. Der Gewinn stieg um 368% von 94.500 € auf 442.000 €.
Allerdings hat Straubhaar seit der Übernahme rund 6,5 Mio. € investiert, berichtete Finanzvorstand Thomas Günther. Modernisierungen bei Technik und Ausstattung der KD-Flotte und Neuanschaffungen waren der Grund für die Ausgaben.
Neuestes Mitglied der Flotte ist die ehemalige »MS Warsteiner«, vormals in Besitz der Personenschifffahrt Dörbaum GbR aus Hameln. Das Schiff fuhr schon seit seiner Indienststellung im Charter für die KD. Nachdem das Schiff nun gekauft und für 350.000 € modernisiert wurde, wird es weiterhin im Einzugsgebiet Düsseldorf unter dem Namen »RheinPoesie« im Einsatz sein.
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz machten der KD-Vorstandsvorsitzende Achim Schloemer und Finanzvorstand Thomas Günther deutlich, dass vor allem die neuen Konzepte maßgeblich zum guten Ergebnis beigetragen und so für stabile Umsätze gesorgt hätten.
Dazu gehörte eine stärkere Fokussierung auf sogenannte »B2B«-Angebote (Business to Business), denn diese seien beliebt und unabhängig vom Wetter, so Schlömer.« Thomas Günther ergänzte: »Bei durchgehend gutem Wetter im Sommer hätten wir beim Gewinn an der Millionengrenze gekratzt.«
Ein weiteres, neues Konzept ist der Einsatz von Flusskreuzfahrtschiffen als schwimmende Hotels. Vor allem in den Wintermonaten liegen die Kreuzer fast durchgehend vor Anker. Diese Zeit gewinnbringend zu nutzen, steht hinter der Idee, die Schiffe bei größeren Ereignissen wie Messen oder Kongressen am Anleger einzusetzen. Bei der Weltklimakonferenz in Bonn habe man das Konzept getestet. Auch wenn es noch nicht optimal gelaufen sei, so habe der Einsatz doch das hohe Potential dieser Verwendung gezeigt.
Die Event- und Linienschifffahrt lief in 2017 dem Wetter entsprechend stabil. Besonders beliebt waren die Angebote mit anspruchsvoller Gastronomie, Partys und Fahrten mit Shows. Neben der Ausweitung dieser Angebote mit viel Prominenz arbeitet man bei der KD aber auch an der Modernisierung der Linien- und Panorama-Fahrten.
So möchte man die Lautsprecher-Durchsagen ersetzen, die in mehreren Sprachen die Sehenswürdigkeiten auf der Tour erklären und beschreiben. Künftig soll auf allen Schiffen freies W-LAN verfügbar sein, zum anderen möchte man dieses Angebot mit einem neuen Web-Tour-Guide kombinieren, der GPS kontrolliert Auskunft in der gewünschten Landessprache gibt.
Während das von Straubhaar angekündigte Kompetenzzentrum für die Rheinschifffahrt langsam Formen annimmt, ist man in Sachen Landstromversorgung im Niehler Hafen schon einen Schritt weiter. »Mit 32 Anschlüssen allein im Niehler Hafen leisten wir einen Beitrag zur Luftreinhaltung in Köln«, sagte KD-Vorstandschef Schloemer. Eine Erweiterung auf alle KD-Anlegestellen sei geplant. Dadurch könnten jährlich 4900 t CO2 eingespart werden.
Daher habe man einen Contracting-Vertrag zur Landstrom-Versorgung von Schiffen mit der RheinEnergie geschlossen. Er hat eine Laufzeit von 15 Jahren und ein Jahresvolumen von 6,2 Mio. kWh (Kilowattstunden). Über die gesamte Vertragslaufzeit werde bei Vollauslastung ein CO2-Ausstoß von 73.500 t vermieden. »Der gesamte Verkehrssektor produziert in Köln jährlich rund 2,6 Mio. t an CO2«, so Schloemer, »da ist die Einsparung verhältnismäßig gering. Dennoch nehmen wir unsere Rolle sehr ernst und nutzen die Chance, Emissionen zu vermeiden.«
Feinstaub, Stickoxid und Lärm – alles Emissionen, die bei einem Anschluss an Landstrom wegfallen. Für die KlimaExpo.NRW Grund genug, in Köln bei der RheinEnergie und der KD vorbeizuschauen. Denn die KlimaExpo.NRW zeichnet jährlich zwölf Projekte aus, die den Fortschrittsmotor Klimaschutz besonders gut veranschaulichen.
Die Landstrom Initiative der KD und der Rheinenergie ist der 175. Schritt von mindestens 1.000 Schritten in eine klimafreundliche Zukunft. »So bescheiden ein einzelner Beitrag zur Luftreinhaltung sein mag, so groß kann die Wirkung in Summe sein«, sagte RheinEnergie-Vorstand Achim Südmeier.
Als erstes deutsches Bundesland hatte Nordrhein-Westfalen im Jahr 2013 ein Klimaschutzgesetz mit konkreten Zielen verabschiedet: Gegenüber 1990 sollen die Emissionen von Treibhausgasen bis 2020 um mindestens 25 % reduziert werden – und bis 2050 um mindestens 80 %. Die KlimaExpo.NRW ist von der Landesregierung gegründet. Aktuell ist man übrigens bei Schritt 297, bis zum Jahr 2022 sollen alle 1.000 Schritte getan sein.
Martin Heying