Die hohe Stickstoffoxidbelastung (NO2) in Innenstädten ist nach Auskunft des Umweltbundesamts nicht auf die Binnenschifffahrt zurückzuführen. Zwar würden Binnenschiffe deutliche Mengen an Stickoxiden (NOx) ausstoßen, der Löwenanteil (72,5%) sei aber auf Diesel-Pkw zurückzuführen.
Nach Angaben des Umweltbundesamts könnten die Emissionen des Binnenschiffsverkehrs in Städten wie Bonn oder Düsseldorf mit bis zu 30 % zu den gesamten lokalen NO-Emissionen beitragen. Die Binnenschifffahrt habe dennoch keinen flächendeckenden Einfluss auf die Stickstoffdioxid-Belastung in Innenstädten, heißt es.
Wie eine Studie der Bundesanstalt für Gewässerkunde zeige, seien die direkt nachweisbaren Wirkungen dieser zum Teil hohen Emissionen stark auf die Flussnähe beschränkt: Die mittlere NO2-Zusatzbelastung, die durch die NOx-Emission der Binnenschifffahrt auf Mittel- und Niederrhein verursacht werde, nehme demnach überproportional und sehr schnell mit Entfernung von der Fahrrinne ab.
Emissionen nehmen mit Entfernung zum Fluss deutlich ab
In einer Entfernung von 200 m vom Ufer liegt sie den Berechnungen zufolge bereits unter 5 µg/m³. Daher sei an Uferpromenaden von Städten wie Köln oder Düsseldorf davon auszugehen, dass die Binnenschiffe dort erheblich zur NO2-Belastung beitragen. Dadurch bedingte Grenzwertüberschreitungen seien dem Umweltbundesamt allerdings nicht bekannt. Der mit zunehmender Entfernung vom Fluss sinkende Beitrag der Binnenschiffe zur NO2-Belastung führe aber insgesamt dazu, dass an typischen innerstädtischen verkehrsnahen Messstationen der Beitrag der Binnenschiffe zur NO2-Belastung deutlich unter 10 % liege.
Nachrüstung mit SCR-Anlagen
Eine Nachrüstung der Binnenschiffe mit SCR-Anlagen sei eine Möglichkeit, um die NOx-Emission aus Binnenschiffen deutlich zu senken. Die Nachrüstung der Einheiten sei aber aufgrund individueller Einzelanpassungen nicht schnell flächendeckend umsetzbar. Allerdings würde die Minderung der NOx-Emissionen aus Binnenschiffen zu einer Verringerung der NO2-Hintergrundbelastung beitragen, so das Umweltbundesamt.
Bis 2030 sei auch für Diesel-Pkw nach aktuellen Szenarien bzw. Prognosen zu erwarten, dass das Emissionsniveau des Straßenverkehrs deutlich zurückgehe. Der Anteil der Binnenschiffe dürfte daher – relativ betrachtet – größer werden. Durch die sehr langsame Flottenerneuerung der Binnenschiffe sei – absolut gesehen – jedoch nur eine geringe Verbesserung zu erwarten, meint das Umweltbundesamt.
Seit 2017 werden im Rahmen des EU-geförderte Projektes »CLINSH – Clean Inland Shipping Project« Messungen durchgeführt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erhebt für das Projekt auch im Duisburger Rheinhafen regelmäßig Messdaten. Die Messungen sollen insgesamt zwei Jahre laufen. Ergebnisse dazu liegen im Umweltbundesamt derzeit aber noch nicht vor.
Die Diskussion, ob die hohen NO2-Belastungen auf Binnenschiffe zurückzuführen sind, wurde jüngst durch eine Masterarbeit eines Physikstudenten sowie vor allem durch ein Interview des Erstgutachters dieser Arbeit angefacht, der gegenüber verschiedenen Medien in einem Interview behauptet hatte, dass Binnenschiffe für die Belastung verantwortlich seien.