Gut gemeint ist noch längst nicht gut gemacht

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Umstritten war die neue EU-Verordnung für strengere Emissionsgrenzwerte von Anfang an. Nun bestätigt sich, dass auch hier eine alte Lebensweisheit gilt: Gut gemeint ist noch längst nicht gut gemacht.

Im kommenden Jahr, wenn die erste Stufe der NRMM-Richtlinie in Kraft tritt, steht seitens der Hersteller kein geeigneter Marine-Motor zur Verfügung, der die technischen Vorgaben der Euro V-Norm erfüllt. Frühestes 2020, eher 2021, wird es soweit sein. Das wurde auf der gerade zu Ende gegangenen Weltleitmesse SMM von verschiedenen Unternehmen noch einmal bekräftigt.

Das hatte und hat zweierlei zur Folge: Wer irgendwie konnte, hat angesichts der deutlich niedrigeren Kosten rechtzeitig vor der nahenden Frist ZKR 2-Motoren einbauen lassen und fährt damit künftig unter Bestandsschutz. Und zweitens: Im kommenden Jahr wird es kaum Investitionen geben. Die Werften schlagen bereits Alarm, ihnen gehen angesichts der grassierenden Unsicherheit die Aufträge aus.

Denn es gibt kaum Alternativen. Technisch moderne Industrie- oder Lkw-Motoren gibt es zwar in ausreichender Anzahl. Doch dafür fehlen wiederum die Zulassungen für ihre spezielle Verwendung im Marinebereich, die im Übrigen auch teuer bezahlt werden müssen. Eine Patt-Situation.

Wenn aber »alte« statt moderner Motoren installiert werden, wird aus dem zweifellos richtigen und vernünftigen Vorhaben, die Luftverschmutzung im Interesse der Allgemeinheit zu verringern, ein buchstäblicher Schuss in den Ofen. Unterm Strich fehlt bei diesem politisch motivierten Vorstoß, nicht zum ersten Mal, der Bezug zur Praxis. Denn das Problem wurde allein dem Gewerbe überlassen.

Eine flankierende und auf Anreize setzende staatliche Unterstützung, die finanziell absolut nötig und im Sinne der Sache auch hilfreich gewesen wäre, ist zunächst ausgeblieben. Siehe Deutschland: Vorschläge für ein angepasstes und erheblich erweitertes Motorenförderprogramm liegen seit Wochen vor. Nun aber wird das alte Programm ein weiteres Jahr fortgeschrieben, ein Gutachten soll zunächst den Bedarf ermitteln. Auch in Brüssel soll dem Vernehmen nach noch einmal nachgebessert werden. Da fehlen einem die Worte …

Um diese Themen wird es auch bei unserem anstehenden Forum Binnenschifffahrt am 25. September in Kalkar am Rande der Messe STL gehen. Experten aus allen Bereichen werden wieder über die drängenden Fragen unserer Zeit diskutieren und praxisnahe Möglichkeiten aufzeigen. Zu den spannenden Entwicklungen gehören neben der Motorenfrage auch die Chancen der Digitalisierung für das System Wasserstraße. Seien Sie dabei und diskutieren Sie mit. Wir freuen uns auf Sie.

Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht


Krischan Förster – Chefredakteur