Volle Fahrt voraus

Print Friendly, PDF & Email

Tomatenpflanzen im Flussbett. Dass die Uferbereiche des Rheins, Europas wichtigster Wasserstraße, zum Tummelplatz für Schrebergärtner mutieren, zeigt die dramatischen Auswirkungen der diesjährigen Wetterkapriolen. Ob an Rhein, Mosel oder Elbe – die lang anhaltende Niedrigwasserperiode mit ersten Engpässen in der Versorgung hat alle in Atem gehalten.

Aus Sicht der Partikuliere und Reedereien war das zunächst gar nicht so übel. Denn in der Kasse hat es ordentlich geklingelt, dank Kleinwasserzuschlag und üppig gestiegenen Frachtraten. Wer ein Schiff fahren lassen konnte, hat ausgesprochen gut verdient und sich vielleicht endlich mal wieder ein kleines Polster zulegen können. Das mögen viele als einen gerechten Ausgleich für viele Phasen geringer Einkünfte empfunden haben. Auf der anderen, der verladenen Seite jedoch haben die niedrigen Pegel millionenschwere und überaus schmerzhafte Anstrengungen ausgelöst, um die Transportketten nicht reißen zu lassen.

Zwangläufig muss sich daher der Blick in die Zukunft von der aktuellen Situa­tion lösen. Wenn sich, wie von Experten vorausgesagt, solche Extremsituationen wiederholen oder sogar häufen könnten, werden sich die Logistiker in vielen Unternehmen überlegen (müssen), wie sie ihre Transporte künftig organisieren. Es muss daher alles daran gesetzt werden, die Wasserstraßen als einen geeigneten Verkehrsweg zu erhalten.

Dass heißt, die allseits bekannten und nötigen Infrastruktur-Investi­tionen auszulösen und gezielt auf die Schwachstellen zu lenken. Das heißt aber auch, intelligente Logistikkonzepte zu entwickeln, mit denen die Folgen der Wetterunbilden und sonstige Störungen aufgefangen werden können. Und es heißt auch, die Binnenschifffahrt als den Verkehrsträger mit dem größten Transportpotenzial zu modernisieren, im Maschinenraum ebenso wie im Steuerhaus oder an Land.

Welche Überraschungen das Wetter in den kommenden Monaten bereithält, kann heute niemand seriös vorhersagen. Dass aber 2019 ein Jahr wird, in dem wichtige Weichen in die Zukunft gestellt werden (müssen), ist ebenso klar.

Einiges ist ja durchaus schon geschehen: Planungen sollen beschleunigt und das Personal in der Verwaltung aufgestockt werden, im Verkehrsetat steht so viel Geld bereit wie noch nie. Gleich zu Beginn des neuen Jahres wird zudem der Masterplan Binnenschifffahrt vorgelegt, in dem Politik, verladende Wirtschaft und Gewerbe gemeinsam die wichtigsten Ziele und Aufgaben definieren – von der Digitalisierung von Häfen, Schiffen und Wasserstraßen über eine ausreichende Motorenförderung bis hin zur Nachwuchsgewinnung.

Damit sind dann Leitplanken gesetzt, die künftig Orientierung bieten sollen. Das ist ein wichtiger, aber bei weitem noch nicht ausreichender Schritt. Denn es wird vor allem darauf ankommen, wie schnell und konsequent die gemeinsam gefassten Ziele angesteuert und welche konkreten Ergebnisse erreicht werden können. So oder so, es wird überaus spannend.

Das Team der »Binnenschifffahrt« wird Sie wie gewohnt durch die kommenden Monate begleiten. Zuvor aber wünschen wir Ihnen allen an dieser Stelle eine beschauliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr 2019!