Die Themen für das traditionelle Schiffermahl der Schifferbörse Duisburg-Ruhrort gab das Jahr 2018 fast von allein vor: Auf der einen Seite das Niedrigwasser und der Zustand von Schleusen und Kanälen, auf der anderen Seite der Traum vom autonomen Fahren
Einer der ersten Ansprechpartner der Branche für beide Themen ist NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, Ehrengast des diesjährigen Branchentreffens. Er versicherte den Vertretern des Gewerbes, sich in den kommenden Jahren auch über das Land hinaus für die Belange der Wasserstraße einzusetzen.
Auf 1,50 m Wassertiefe ist der Rheinpegel in diesem Jahr in Duisburg-Ruhrort zeitweise gesunken. Die gravierenden Auswirkungen für die Schifffahrt, die Dienstleister und die Industrie waren eines der bestimmenden Themen beim traditionellen Schiffermahl der Schifferbörse Duisburg-Ruhrort. Schifferbörsen-Vorstand Frank Wittig nahm daher gleich zu Beginn den diesjährigen Gast NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst in die Pflicht: »Politik kann sehr wohl etwas tun, um die Wasserstraße im Wettbewerb zu den anderen Verkehrsträgern zu stärken. Wir müssen die flussbaulichen Maßnahmen, die bereits vorgesehen sind, nicht mehr nur diskutieren, sondern zügig angehen. Dafür muss das Land NRW Impulse geben«, sagte der Vorsitzende der Schifferbörse.
Besonders der Zustand von Schleusen und Nischenpollern, an denen Schiffe eigentlich in der Schleuse befestigt werden, beeinträchtige die Branche schon zu lange. Die besondere Bedeutung der Wasserstraße für Wirtschaft und Bevölkerung zeigte sich, als die Bundesregierung als Reaktion auf das anhaltende Niedrigwasser den Zugriff auf Treibstoff aus der Erdöl-Reserve Deutschlands freigegeben hat.
In seiner Festrede zeigte sich Wüst sehr zufrieden mit den Rahmenbedingungen, die er vorfinde: Er habe die finanziellen Möglichkeiten, es gebe die richtigen Projekte und die Akzeptanz für Investitionen, um schnell Fortschritte zu erzielen. Das gelte auch für die Wasserstraße. »Wir wollen, dass mehr Güter aufs Schiff verlagert werden. Ich bin sehr froh, dass es gelungen ist, 15 neue Stellen nur für Nordrhein-Westfalen bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zu schaffen, damit mehr Tempo auf Sanierung und Ausbau des Netzes kommt«, sagte der NRW-Verkehrsminister. Man wolle sich auch beim Bund dafür einsetzen, dass die Wasserstraßeninfrastruktur zügig und ausreichend saniert werde.
Autonomes Fahren im Fokus
Der Blick richtete sich beim Schiffermahl aber nicht nur auf Vergangenheit und Gegenwart. Schifferbörsen-Vorstand Wittig blickt auch in die Zukunft: Innovationen wie das autonome Fahren müssten besonders zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet aufs Wasser kommen: »Unsere Region hat hervorragende Voraussetzungen, um die Zukunft der Binnenschifffahrt aktiv und an vorderster Stelle mitzugestalten«, betonte der Vorstandsvorsitzende in seiner Rede und verwies auf die kürzlich erschienene Machbarkeitsstudie der Ruhr-IHK. »Wenn nicht wir laut und kräftig die Stimme für die Wasserstraße erheben, wird das kein anderer für uns machen.«
Wüst sicherte die Finanzierung des Projekts zu. Das Land werde 1,5 Mio. € zur Verfügung stellen, um die Forschungen zu finanzieren. Hinter dem im Endstück des Dortmund-Ems-Kanals (DEK) geplanten Testfeld steht eine Initiative von Industrie- und Handelskammern (IHK) im Ruhrgebiet und das DST – Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme sowie dem westdeutschen Kompetenzzentrum Binnenschiff. Erste Testfahrten sind für das Jahr 2021 angedacht. Minister Wüst ermuntert die Initiatoren, auch niederländische Partner mit ins Boot zu nehmen. Die Digitalisierung der Binnenschifffahrt sei auch im Nachbarland ein wichtiges Thema.