Nach der Übernahme der NWB Nord- und Westdeutsche Bunker GmbH von Bomin will die Hoyer Unternehmensgruppe im Schifffahrtsbereich weiter wachsen. See- und Binnengeschäft sollen ausgebaut werden
Hoyer ist eines der größten familiengeführten und konzernunabhängigen Mineralölunternehmen Deutschlands. Von mehr als 100 Standorten aus versorgt das Unternehmen seine Kunden mit Heizöl, Diesel, Flüssiggas, Holzpellets, Strom und Erdgas und ist als Produzent und Lieferant von Schmierstoffen und AdBlue aktiv. Nicht zuletzt betreibt Hoyer deutschlandweit rund 200 Tankstellen und Autohöfe.
Nach dem Mauerfall engagierte sich Hoyer stark in den neuen Bundesländern und investiert kontinuierlich in den Ausbau der Tankwagen-Flotte. In einigen Regionen Deutschlands sei das Familienunternehmen durch den steten Ausbau des Geschäfts zum Marktführer geworden, erklärt Thomas Hoyer, geschäftsführender Gesellschafter, im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt«.
Im Herbst vergangenen Jahres habe man erstmals auch ein Bunkerboot auf der Elbe eingechartert, weil es zum Portfolio passte. Als sich die Chance bot, die NWB zu übernehmen, sei dies der nächste logische Schritt gewesen, erklärt Hoyer. »Wir freuen uns sehr und fühlen uns damit auch sehr wohl.«
Denn mit dem Kauf der NWB kommt die Unternehmensgruppe jetzt ihrem strategischen Ziel näher, einen Komplett-Service in Sachen Treib- und Schmierstoffversorgung sowohl für die See- als auch für die Binnenschifffahrt anbieten zu können. Im Bereich der Seeschiffsbetankung sei man bereits der größte deutsche Bunkerlieferant bezogen auf die Tankwagenversorgung. »Nun gehen wir mit der Übernahme der NWB konsequent den nächsten Schritt, um Kunden in allen relevanten deutschen Häfen auch wasserseitig mit Diesel und Gasöl versorgen zu können«, so Hoyer.
Die NWB war bislang eine Tochtergesellschaft der Bomin-Gruppe, die seit 40 Jahren im Bunkergeschäft aktiv ist und zu den weltweit führenden unabhängigen Händlern und Lieferanten von Bunkeröl gehört. Die Bomin wiederum ist eine 100%-ige Tochter der Mabanaft-Gruppe aus dem Marquard & Bahls-Konzern. »Die Binnenschifffahrt ist für uns ein Stück weit neu, aber dafür haben wir ja jetzt bei der NWB die nötige Kompetenz versammelt.«
Mit der Vertragsunterzeichnung wechseln sieben Bunkerboote und zwei Bunkerstationen an den Standorten in Hamburg, Köln, Minden, Bremen, Passau, Brunsbüttel, Brake und Magdeburg den Besitzer. Die Lagerkapazität wächst um 3.000 m³. Auch die 26 NWB-Mitarbeiter vom Kaufmann bis zum Schiffsführer werden übernommen.
Der eingeführte Name aber bleibt, auch die GmbH werde als Gesellschaft weitergeführt. Und das Geschäft soll durchaus ausgebaut werden. Mit der Lagerkapazität von Hoyer entstünden neue Möglichkeiten, in verschiedenen Märkten zu wachsen. »Wir werden jetzt gemeinsam schauen, was möglich ist«, sagt Thomas Hoyer.
Dazu erhofft man sich Synergieeffekte durch verbesserte Prozesse, ein engmaschigeres Liefernetz und andere Kostenersparnisse. »Und wieder mehr Präsenz im Markt«, sagt Andreas Biniasch, Geschäftsführer von NWB. Denn das Alltagsgeschäft hatte durch die Verkaufsabsichten von Bomin durchaus gelitten.
Kurzzeitig war NWB bereits an einen anderen Wettbewerber verkauft, doch das Kartellamt untersagte die Fusion mit der Reinplus VanWoerden Bunker GmbH aus Mannheim. Die Behörde fürchtete eine zu große Marktdominanz vor allem am Rhein.
So kam Hoyer ins Spiel. Nun sollen bei NWB sämtliche Schifffahrtsaktivitäten gebündelt werden, also auch das Geschäft in den Seehäfen. In Hamburg war NWB bislang eher auf »Standby«, das könnte sich ändern. Der Blick reicht dabei auch zu Ostseehäfen wie Rostock. Dabei stünden weniger die ganz großen Schiffe, sondern eher die Feedergröße im Mittelpunkt.
Chancen versprechen sich die Macher bei Hoyer / NWB durchaus auch durch die ab 2020 geltenden strengeren Grenzwerte. Wobei der IMO-konforme neue Kraftstoff mit maximal 0,5% Schwefelgehalt (HSFO) nicht im Angebot sein wird. »Wir verkaufen Gasöl und Diesel«, sagt Biniasch. Auch GTL (synthetischer Diesel) und LNG (flüssiges Erdgas) sollen künftig angeboten werden. »Bislang hatten wir dazu keinen Zugang, das hat sich mit der Übernahme durch Hoyer geändert«, sagt der NWB-Chef.
Der Start ist zunächst mit dem Bestand an Schiffen geplant. Zuletzt waren nach langer Pause mit der »Bunker Service 14« vornehmlich für den Einsatz im Hamburger Hafen und mit der »Bunker Service 15« ein zweiter Neubau für Köln in Dienst gestellt worden. Weitere Neubauten sind vorerst nicht geplant, eher werden Boote zusätzlichen eingechartert. »Aber wenn sich künftig Bedarf ergibt, scheuen wir uns auch nicht, in Neubauten zu investieren«, sagt Hoyer.
Krischan Förster