Zeitenwende auf dem Wasser

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Flusskreuzfahrten stehen weiter hoch im Kurs. Fast eine halbe Million Menschen haben im vergangenen Jahr die Schönheiten entlang der deutschen Flüsse aus dem Fenster ihrer Kabine angeschaut. Das ist ein Zuwachs von 5,5%, der sogar erstmals höher ausfiel als bei den Angeboten auf hoher See, wo AIDA, TUI Cruises & Co ihre Kapazitäten kontinuierlich steigern.

Der Trend scheint ungebrochen. Die Reedereien und Anbieter, ermutigt durch stetig steigende Umsätze (+18%), rüsten weiter auf. Nach einer kleinen Delle im vergangenen Jahr kommen 2019 weitere 19 Neubauten in Fahrt, für die dann folgende Saison sind es noch einmal 20 zusätzliche Schiffe. An den beliebtesten Anlegestellen entlang von Main, Rhein und Mosel wird es langsam eng.

Das zieht Investitionen nicht nur bei den Schiffen, sondern auch an Land nach sich. Das sorgt aber auch für zunehmenden Verkehr auf den deutschen Wasserstraßen und für potenzielle Konflikte mit der Güterschifffahrt, wenn es zum Beispiel um Schleusenzeiten geht. Das Gute daran: Mit der Flusskreuzschifffahrt entwickelt sich ein Wirtschaftsfaktor, der neue, starke Argumente für die Pflege und den Ausbau der Infrastruktur liefert.

Und nicht nur das: Gestützt auf die bestens zahlende Kundschaft und getrieben von deren steigenden Bedürfnissen nach Komfort sorgen die Anbieter von Flusskreuzfahrten immer wieder für technische Innovationen auf dem Wasser. Der zuletzt von der Rostocker Reederei A-Rosa bei Damen in Auftrag gegebene Neubau, der im Frühjahr 2021 unter anderem mit Batterieantrieb und Luftblasenschleier ausgeliefert werden soll, ist das beste Beispiel dafür.

Eine Steigerung der Effizienz und eine Senkung der Emissionen beschäftigt Fahrgast- und Güterschifffahrt unisono und wird durch die sich verschärfende Debatte um die Luftqualität an Flüssen und Kanälen noch zusätzlich befeuert. Die Schifffahrt steht insgesamt vor einer Zeitenwende, die nach Technologiesprüngen verlangt. Systeme zur Abgasnachbehandlung, alternative Kraftstoffe wie GTL oder die Versorgung mit Landstrom sind nur der Anfang.

Der Diesel-Motor hat zwar noch lange nicht ausgedient, zumindest auf der lastintensiven Langstrecke im Güterverkehr ist er absehbar gar nicht zu ersetzen. Und dennoch: Die Zukunftsthemen heißen Batterien und Brennstoffzelle, wenigstens in Kombination mit bewährten Antriebskonzepten. Auch dafür liefern wir in unserer aktuellen Ausgabe mit dem geplanten Elektro-Schubboot »Elektra« ein Beispiel.

Noch handelt es sich ausnahmslos um teure Einzellösungen. Doch je größer der Bedarf und je höher die abgefragten Stückzahlen werden, umso erschwinglicher dürften moderne und umweltfreundliche Technologien für alle Anwender werden. Dabei können und werden sich die »weiße« und die »schwarze« Schifffahrt künftig wechselseitig befruchten, auch in ihren Forderungen nach einer praxisorientierten und finanziell hilfreichen Förderung durch die Politik. Das sind gute Aussichten.

Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht Krischan Förster


Krischan Förster