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Einige Berliner Reedereien werden der Forderung der Politik nach weniger Emissionen durch Umrüstungen auf neue Motoren oder mit Filteranlagen bereits gerecht. Immer mehr Kunden setzen auch auf den Kraftstoff GTL

EGTL Fuel (Gas to Liquids) ist eine Entwicklung von Shell. Für die Reeder und Partikuliere auf den ostdeutschen Wasserstraßen wird er durch das Unternehmen Mundt aus Magdeburg geliefert. Mundt ist Partner von Shell und seit 1992 an der Saalestraße im Neustädter Industriegebiet von Magdeburg angesiedelt. Der Firmensitz befindet sich also dicht am Industriehafen, dem Hanse-Terminal und Kanalhafen.

Das Unternehmen bietet zusätzlich zu GTL die gewohnten Benzin- und Ölsorten an, die an allen Tankstellen gehandelt werden und wirbt vor allem auch mit dem Slogan »Der Diesel der Zukunft wird aus Gas gemacht«.

So heißt es in einem Prospekt: »Mit der Gas-to-Liquid (GTL)-Technologie, bei der Shell eine Pionierrolle einnimmt, wird es möglich, Kraftstoffe in einer bisher unerreichbaren Reinheit herzustellen. So wie das neue Shell GTL Fuel.« Dieser synthetische Dieselkraftstoff, der exakt wie ein herkömmlicher Diesel eingesetzt werden könne, ist praktisch schwefel- und aroma­frei, wasserklar, nahezu geruchlos und biologisch abbaubar.

»Dieser neue Kraftstoff wird auf Erdgasbasis, das beim Fördern von Erdöl sonst abgefackelt wird, synthetisch hergestellt, ist also schon dadurch besonders umweltfreundlich«, betont Mundt-Geschäftsführer Andreas Pieske. GTL sei zwar ein paar Cent pro Liter teurer als der normale Diesel, »aber ist besonders in städtischen Ballungsgebieten wie bei uns in Magdeburg oder in Berlin, fast nicht als Diesel zu erkennen, weil sehr geruchs- und rußarm.«

Zahl der GTL-Nutzer steigt

Wegen seiner Umweltfreundlichkeit wächst die Beliebtheit für GTL bei Reedern und Schiffsführern. Auch auf den ostdeutschen Wasserstraßen nimmt die Zahl der Nutzer stetig zu.

»Insgesamt zehn Schiffe und Reedereien würden GTL bereits verwenden«, sagt Thomas Wojtzyk, Marketingbeauftragter bei Mundt. Bekannte Schiffe seien beispielsweise das »Seminarschiff« in Berlin aber auch die »MS Wissenschaft«, auch bekannt als »Jenny«, der Familie Scheubner aus Würzburg. Schiffsführer Albrecht Scheubner gilt als einer der Pioniere für GTL in der Schifffahrt.

»Das Berliner Seminarschiff verbraucht sehr wenig vom GTL, weil es ja in erster Linie ein Solarschiff ist und GTL lediglich benutzt wird, wenn mal die Sonne nicht genug Energie bringt und die Akkus mit dem Generator geladen werden müssen. Aber Schiffseigner Felix Eisenhardt nimmt den Umweltschutz sehr ernst«, so Wojtzyk.

»An Reedereien beliefern wir per Lkw die Weiße Flotte Potsdam, die eine eigene Tankstelle betreibt, von der sie dann ihre Schiffe betankt. So fährt die Weiße Flotte Potsdam also bereits jetzt emissionsfrei. Mit weiteren Reedereien sind wir in hoffnungsvollen Gesprächen. Eine Berliner Bootstankstelle beliefern wir ebenfalls«, so Wojtzyk weiter.

»Die Tendenz, mit GTL zu fahren, ist durchaus im Steigen begriffen«, ergänzt Pieske. An Reedereien, mit denen Mundt im Gespräch sei, nannte er ›Stern und Kreis‹, die Reederei Riedel und den Schiffservice Ingo Gersbeck. Bei der ›Stern und Kreis‹ gebe es jedoch das Problem, dass der Treptower Park, in dem die größte Fahrgastschiffs-Reederei ihren Firmensitz hat, Landschaftsschutzgebiet sei und mit Lkw nicht befahren werden dürfe.

Bernd Grondke, Prokurist der Stern und Kreis, bestätigt das Problem, würde seine Schiffe aber dennoch gern mit GTL betanken lassen.

Dasselbe macht die Reederei Riedel in ihrem neuen Hafen in Rummelsburg. Geschäftsführer Frank Freise bestätigte das auf Nachfrage hin, bemängelte aber, dass sein Unternehmen andere Schiffe aus irgendwelchen bürokratischen Festlegungen nicht betanken dürfe, sondern nur seine 15 reedereieigenen Einheiten.

Gersbeck baut Tankmöglichkeit aus

Der Schiffservice Berlin Ingo Gersbeck in Spandau erweitert gerade seine Tankstelle und will von einem Landtank nun auf zwei expandieren, in welchem er dann den GTL für seine Bunkerboote vorhält, die ihn dann zu den Reedereistandorten und Fahrgastschiffen fährt.

Inhaber Ingo Gersbeck sagt: »Das machen wir für eine saubere Zukunft. Die Kreuzfahrtschiffe, die bei uns auch einen hohen Tankumsatz machen, fahren leider auch weiterhin noch alle mit dem herkömmlichen Schiffsdiesel und größtenteils die Frachtbinnenschiffe ebenfalls. Aber irgendwann werden alle umdenken und einsehen, dass es für den Klimaschutz unerlässlich sein wird, auf GTL umzusteigen. Darauf möchte ich vorbereitet sein.«

Weit mehr als 100 Personenschiffe

Gersbeck schätzt die Zahl der Berliner Fahrgastschiffe auf zwischen 120 und 130. Genau wisse es keiner, weil es dafür keine Statistik gibt und viele Schiffseigner ihre Schiffe als »Fahrgastboote« zertifizieren lassen, um niedrigere Auflagen damit zu erfüllen zu haben als Fahrgastschiffe. Es könnten also durchaus auch 150 sein.

Es ist also bereits viel Bewegung auf diesem Markt. Und das Unternehmen Mundt in Magdeburg ist in diesem Metier schon jetzt erfolgreich in der Spur und auf weitere Kunden vorbereitet.


Christian Knoll