Der Streit um fehlende Liegestellen in Mainz hält weiter an. Bei einem Vor-Ort-Termin verwiesen Vertreter des Gewerbes noch einmal deutlich auf die Bedeutung der Anleger für die Binnenschifffahrt und forderten Abhilfe
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) fordert ausreichend Liegestellen in Mainz. Dies wurde nun erneut gegenüber der Bundeswasserstraßenverwaltung, dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium und der Mainzer Stadtspitze zum Ausdruck gebracht. Gleichlautende Forderungen hatte zuvor auch schon die Europäische Vereinigung der Binnenschiffer (EVdB) gestellt und sogar Klage erhoben.
Im Zuge der städtebaulichen Neukonzeption des ehemaligen Zollhafens und der folgenden Bauarbeiten waren die vorhandenen Liegestellen vorübergehend abgebaut worden. Dies sei von der Schifffahrt nur unter der Bedingung akzeptiert worden, dass danach an gleicher Stelle wieder modernisierte Liegestellen entstehen. Interimsweise wurde die Nordmole des Hafens freigegeben. Diese Übergangslösung entfällt allerdings in Kürze, ohne dass bislang Ersatz geschaffen wurde.
200 Schiffe pro Tag
Damit verschärft sich der ohnehin bestehende Mangel an Ruheplätzen, monieren die Berufsverbände BDB und BDS. Seit Jahren herrscht auf der gesamten Rheinschiene, insbesondere südlich von Köln, ein eklatanter Mangel an sicheren Liegemöglichkeiten für Binnenschiffe. Rund 100.000 Schiffe passieren jährlich die deutsch-niederländische Grenze bei Emmerich, rund 50.000 den Mittelrhein. Rund 200 Schiffe pro Tag werden in Höhe der Stadt Mainz gezählt.
Die Schifffahrt und ihre Kunden sind zwingend auf sichere und den Bedürfnissen entsprechende Liegestellen angewiesen: Auch Binnenschiffer müssen Lenk- und Ruhezeiten einhalten, Personalwechsel durchführen oder Arzt- und Behördengänge erledigen. Hierfür sind innenstadtnahe Liegeplätze mit der Möglichkeit zum Landgang erforderlich. In Mainz ankernde Binnenschiffe seien darüber hinaus Kunden der regionalen Wirtschaft. Gleiches gilt für die Passagiere der Flusskreuzfahrtschifffahrt, die in Mainz Gelegenheit erhalten, als Touristen die Stadt zu besichtigen.
Der Standort Mainz ist für die Binnenschifffahrt von herausragender fahrstrategischer Bedeutung, da sich bergwärts die Abmessungen der Fahrzeuge sowie die Besatzungsvorschriften ändern und talwärts die Gebirgsstrecke als schwierigster Streckenabschnitt des Rheins beginnt. Es werden folglich an dieser Stelle wichtige Vorkehrungen für die Weiterfahrt getroffen. Die Befürchtung der Anwohner, die liegenden Binnenschiffe würden durch ihre Abgase permanent die Luft verunreinigen, hält einer fachlichen Betrachtung nicht Stand.
Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) plane darüber hinaus die Errichtung der Liegestellen nach heutigen Standards, was auch Anschlussmöglichkeiten für »sauberen« Landstrom einschließt. So sei gewährleistet, dass die Schiffe sich während der Liegedauer umweltfreundlich und emissionsarm mit Strom versorgen können, ohne einen Generator in Betrieb nehmen zu müssen.