Die Transportleistungen zwischen Elbe und Oder sind auch im II. Quartal drastisch zurückgegangen. Hauptgrund sind fehlende Kohleverschiffungen
In Berlins Häfen wurden im 1. Halbjahr 2019 nur knapp 817.000t Güter umgeschlagen, 26,7% weniger als im Vorjahreszeitraum, als rund 1.114.000t über die Kaikanten gegangen waren. In den Häfen des Landes Brandenburg verringerten sich die Umschlagleistungen zeitgleich um 16,5% auf 1.230.600t.
Mike Kaus, Leiter des Schifffahrtsbüros des WSA Berlin, sieht den Hauptgrund in dem Wegfall der Braunkohlentransporte von Königs Wusterhausen zum Kraftwerk Berlin-Rummelsburg seit Mai vorigen Jahres, der jährlich rund 1,5Mio.t betragen habe. Die Änderung der Gutartenstruktur von schweren Massengütern zu leichteren wirkt sich ebenfalls auf die Tonnagebilanzen aus. »Ich denke da an den Transport von Holzhackschnitzeln vom LUTRA-Hafen Königs Wusterhausen über den Teltowkanal Richtung Westen. Diese Schiffe sind zwar raummäßig voll ausgelastet, aber tonnagemäßig nur zur Hälfte«, beschreibt Kaus. Bei Kohlen sind die Transporte in Berlin um 226.801t (-56,7%) gegenüber dem Vorjahreshalbjahr gesunken, ist in der amtlichen Güterstatistik abzulesen.
Im kommenden Jahrzehnt werden von Vattenfall die Kraftwerke Reuter II und Moabit auf Gas umgestellt. Dann sind alle Berliner Kraftwerke kohlefrei.
Auch die Transportzahlen in der Rubrik »Steine und Erden« von und nach Berlin gingen um rund 20,8% auf etwa 241.000 t zurück. In Brandenburg dagegen sind sie leicht gestiegen (+1,8%).
Von den Verbänden BDB, BÖB und dem Förderverein Oder-Havel wird seit Jahren eine Ertüchtigung der Wasserstraßen im Osten und Norden Berlins gefordert. Nadelöhre sind die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße (HoFriWa), die manchmal bei ablandigem Wind nur 1,50m Tauchtiefe besitzt, nicht kostendeckend für Schiffe. Sogar die Tauchtiefe des Oder-Havel-Kanals musste in der Niedrigwasserzeit im Sommer auf 180 cm gesenkt werden, weil von der Havel nicht genug Wasser nachlief, um der Scheitelhaltung zwischen Lehnitz und Niederfinow genug Tauchtiefe zu garantieren.
Die Umschlagbilanz der Häfen fällt ensprechend unterschiedlich aus. Eisenhüttenstadt (24.000t) und Fürstenwalde (79.000t) sind durch die mangelnde Schiffbarkeit des Oder-Spree-Kanals im Nachteil, weil die 67-m-Schleuse Fürstenwalde keinen rentablen Schiffsverkehr mehr zulässt. Schwedt (94.000t) geht es ähnlich, weil die HoFrieWa meist zu geringe Tauchtiefen besitzt, was rentable Schiffsverkehre erschwert. In Eberswalde (124.000t) stellt sich die Situation besser dar, weil man über den Oder-Havel-Kanal derzeit besser fahren kann als auf dem Oder-Spree-Kanal (OSK) und der HoFrieWa. Am Brandenburger Hafen am Silokanal (438.000t) auf der P17-Strecke zeigt sich hingegen der Unterschied zwischen einer leistungsfähig ausgebauten Wasserstraße der Wasserstraßenklasse (WK) Va gegenüber denen, die der WK IV offiziell zugeordnet sind, aber die Eigenschaften der WK III besitzen.
Christian Knoll