In den Diskussionen zur Erarbeitung des Masterplans Binnenschifffahrt wurde für die Branche u. a. der Schwergut- und Großraumtransport (Sondertransport) als interessantes Marktsegment festgestellt. Auch wenn der größte Teil der Transporte auf der Straße durchgeführt wird, sind es gerade die Binnenschiffe, die mit ihren Abmessungen für den Transport von schweren oder großvolumigen Gütern prädestiniert sind. Die Binnenschifffahrt müsste allerdings als Alternative von Auftrag gebenden Industrieunternehmen beziehungsweise von den Transport- und Logistikunternehmen besser oder überhaupt wahrgenommen werden.
Die Durchführung von Sondertransporten (Schwergut- und Großraumtransporte) auf der Straße ist in Deutschland grundsätzlich genehmigungspflichtig. Die Abwicklung erfolgt bundesweit über ein elektronisches Antrags- und Genehmigungsverfahren (»Verfahrensmanagement für Großraum- und Schwertransporte«–VEMAGS). Die Verkehrsministerkonferenz hat im Oktober 2018 die Überführung von VEMAGS nach Abschluss des erfolgreichen Real-Probebetriebs in den Regelbetrieb sowie der Weiterentwicklung des Gesamtsystems und der einzelnen Module beschlossen. Bislang wird die Binnenschifffahrt im VEMAGS-System nicht berücksichtigt. Wichtig ist deshalb, dass bereits vor der Beantragung einer Genehmigung für einen Sondertransport über VEMAGS die Wasserstraße für potenzielle Auftraggeber »sichtbar« wird. Um bei der Planung des Transports mögliche Routen verkehrsträgerübergreifend erfassen und bewerten zu können, bedarf es eines Routenplaners, der die vorhandenen digitalen Verkehrsnetze von Wasserstraße, Schiene und Straße sowie ihre jeweiligen Übergabepunkte erfasst und nutzt. Ein digitales, routingfähiges Verkehrsnetz der Bundeswasserstraßen besteht bereits.
Verlässliche Schwerlastrouten auf der Straße von und zu den Binnenhäfen sind eine wichtige Voraussetzung für die verstärkte Verlagerung von Großraum- und Schwerverkehr (Sondertransporte) auf das Binnenschiff. Die Verkehrsministerkonferenz hat im November 2017 in Wolfsburg beschlossen, dass die Länder bei Bedarf auch außerhalb der Bundesautobahnen geeignete Streckenzüge für den genehmigungspflichtigen Großraum- und Schwerverkehr als Schwerlastkorridore definieren.
Der Masterplan definiert folgende zeitlich gestuften Maßnahmen:
Kurzfristige Maßnahmen: Das BMVI wird in einen Dialog mit den Ländern treten, um eine Optimierung des Genehmigungsverfahrens zur stärkeren Integration der Binnenschifffahrt in die Transportkette zu erreichen. Das Bundesverkehrsministerium wird das digitale routingfähige Verkehrsnetz der Bundeswasserstraßen für eine Verwendung im VEMAGS-System zur Verfügung stellen. Die Binnenhafenwirtschaft wird eine Datenbank mit aktuellen Daten zu ihren Kapazitäten im Bereich Schwergutverladung und Schwergutliniendiensten erstellen und für eine Verwendung im VEMAGS-System zur Verfügung stellen.
Mittelfristige Maßnahme: Das BMVI wird ordnungspolitische Maßnahmen prüfen, die den vorrangigen Sondertransport auf der Wasserstraße unterstützen.
Mittelfristige Maßnahmen: Das BMVI wird in Dialog mit den Ländern treten, um verlässliche Schwerlastrouten von und zu den Binnenhäfen in allen Ländern zu definieren. Die Binnenhafenwirtschaft prüft eine Initiative zur Weiterbildung und Qualifizierung von Personal in den Binnenhäfen im Umgang mit Sondertransporten.