Abendveranstaltung am 30.01.2020 in Bremen
Folgt man dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Richard Baldwin, wird die Digitalisierung im internationalen Handel zukünftig einen starken Wandel nach sich ziehen. Nach seiner Überzeugung stehen wir aktuell zum 3. Mal in der Geschichte des Welthandels vor tektonischen Verschiebungen.
In der Welt vor der Globalisierung isolierte die schiere Entfernung Menschen und deren Produktion so weit voneinander, dass die Weltwirtschaft kaum mehr als ein Flickenteppich von Volkswirtschaften auf lokaler Ebene war. Mit wachsender Industrialisierung und sinkenden Transportkosten begann Anfang des 19. Jahrhunderts eine erste Phase der Globalisierung. Mit sinkenden Transportkosten entwickelten sich industrielle Cluster, wie z. B. das Ruhrgebiet. Die Vermögen der Menschen auf der Nordhalbkugel begannen unverhältnismäßig stark zu wachsen und erlaubten den verstärkten Kauf internationaler Waren.
Die Globalisierung beschleunigte sich wieder ab etwa 1990, als die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die Kosten für weltweiten Informationsaustausch sinken ließ. Dieser Prozess beförderte den »Nord-Süd Wissensstrom« radikal, leitete die Phase der sogenannten Offshore-Produktion – sprich die Verlagerung von Produktionsstufen in Niedriglohnnationen – ein und zog damit die internationalen Grenzen des Wissens für immer neu. Die industriellen Cluster der ersten Phase lösten sich auf; die Prozesse der Wertschöpfungsketten waren nun global verteilt. Die maritime Logistik hat davon enorm profitiert.
In der nun bevorstehenden dritten Phase, dem Zeitalter der Digitalisierung, sieht Baldwin ein dramatisches absinken der Kosten für Informationsverarbeitung voraus. Neue Technologien treiben nicht nur die Verlagerung von »blue collar«-Prozessen, sondern auch von Bürotätigkeiten. Gleichzeitig können Fertigungsprozesse aufgrund von Automatisierung in Hochlohnländer zurückverlagert werden. Dies bezeichnet Baldwin als die »Dritte Entflechtung der Globalisierung«. Diese dritte Phase der Globalisierung wird begleitet von politischem Populismus mit stark nationalistischen Tendenzen und weltweiten Bürgerbewegungen, so z. B. in Chile, Hong Kong oder auch in Europa. Hier spielen vor allem Aspekte wie Freiheit oder Nachhaltigkeit eine dominierende Rolle.
Die bevorstehenden Veränderungen stellen uns also vor neue Herausforderungen und Fragen:
• Ist z. B. die Forderung nach einem permanenten Wirtschaftswachstum als dominierendem Element des vorherrschenden ökonomischen Verständnisses noch zeitgemäß?
• Welche Rolle spielen Aspekte wie der Umgang mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten oder die Berücksichtigung sozialer Belange in einem von den Bedürfnissen der Menschen möglicherweise bereits stark entkoppelten Wirtschaftssystem?
• Und was bedeutet das am Ende für die Entwicklung der maritimen Logistik und den Hafenstandort Deutschland?
Diesen und weiteren Fragen wollen wir im Rahmen des HTG Forums nachgehen und freuen uns auf Ihre Teilnahme. Referent an diesem Abend ist Herr Dr. Lars Stemmler von der bremenports GmbH & Co. KG.
Wann? Donnerstag, 30.01.2020, 18:00 Uhr
Wo? INROS Lackner, Linzer Straße 3, 28359 Bremen
Die Anmeldung erfolgt bis zum 29.01.2020 online unter: www.htg-online.de/veranstaltungen/ und ist auf eine Teilnehmerzahl von 30 Personen beschränkt. Für HTG Mitglieder ist die Teilnahme kostenlos. Weitere Interessenten sind bei einem Kostenbeitrag von 15,– € herzlich willkommen. Ansprechpartnerin: Bettina Blaume, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de