Im Hamburger Hafen ist das erste Autonome Oberflächenfahrzeug (ASV) getauft worden. »echo.1« ist zunächst für Tiefenmessungen vorgesehen
Nach Angaben der Hamburg Port Authority (HPA) kann die 1,65m lange und mit zwei 33-V-Batterien ausgestattete »echo.1« bis zu sechs Stunden emissionsfrei im Hamburger Hafen unterwegs sein. Mit ihr können Vermessungen der Gewässertiefe vorgenommen werden.
In dem norwegischen Unternehmen Kongsberg fanden die Hamburger einen Partner, der bereits sich bereits seit mehreren Jahren mit der Entwicklung autonomer Fahrzeuge und Schiffe beschäftigt. Ein Beispiel hierfür ist die »Yara Birkeland«, das erste ferngesteuerte Frachtschiff, das noch in diesem Jahr in Betrieb gehen soll.
Vollautonomer Einsatz möglich
Die »echo.1« ist in der Lage, vollautonom zu fahren. Dafür wird zuvor die Strecke programmiert, die das ASV abfahren soll. Sie kann aber auch mit einem Steuerpult gelekt werden. Mithilfe von Sensoren und eines Echolots wird die Gewässertiefe vermessen. Die Daten werden in Echtzeit auf einen Computer übertragen. Auf ihrer Grundlage lassen sich beispielsweise digitale Seekarten erstellen. Auch Hindernisse ließen sich aufspüren, sagt HPA-Chef Jens Meier.
Die Drohne habe den Vorteil, dass sie auch sehr flache bis zu binnenschiffstiefe Bereiche auslote, die mit dem Peilboot nur schwer zugänglich seien, so die HPA. Insbesondere durch ihre geringe Größe und ihre guten Manövriereigenschaften sei die »echo.1« für den mobilen und transportablen Einsatz geeignet und böte so eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Peilschiffen.
»Drohen haben sich rasant zu hochkomplexen technischen Systemen entwickelt, die in naher Zukunft viele nützlichen Aufgaben übernehmen werden – in der Luft und wie hier auf dem Wasser«, so Wirtschaftssenator Michael Westhagemann.
Als Taufpatin fungierte Rike Verheyen, Mitarbeiterin der Hydrographie der HPA. Bei einem so hochtechnischen Gerät wurde der herkömmliche Taufakt natürlich ein wenig abgewandelt. Es wurde keine Flasche Champagner am Rumpf zerschmettert, sondern man begnügte sich damit, deren Inhalt in ein Glas zu füllen und über das Taufobjekt zu ergießen. Auch der Taufspruch wurde etwas abgewandelt, denn Verheyen wünschte der »echo.1« »immer eine handbreit Wasser unter dem Echolot und allzeit eine gute Datenverbindung.«
Herzstück des ASV ist das Fächerecholot. Es umfasst 256 Strahlen, sogenannte Beams, die in einer Fächerbreite von 120 Grad gebündelt sind und bis zu 20 Mal pro Sekunde die Tiefendaten übertragen. Zusätzlich ist die Drohne mit einer Kamera versehen. Sie kann auch mit einem Überwasserlaser nachgerüstet werden, beispielsweise um Kaimauern zu vermessen.
Der Bootskörper stammt von der asiatischen Firma OceanAlpha. Kongsberg lieferte das Echolot, die Bewegungssensoren und sorgte dafür, dass die Geräte untereinander kommunizieren.
Im August 2019 wurde der autonome Einsatz einer Drohne im Hamburger Hafen getestet. Mehr als 120 Vertreter internationaler hydrographischer Institutionen hatten an dem Workshop teilgenommen. Es ging vor allem darum, Kollisionsverhütungsalgorithmen zu testen. Die »echo.1«, die nach HPA-Angaben rund 160.000€ gekostet hat, sendet und empfängt AIS-Signale, um von anderen Schiffen gesehen zu werden.
Nun geht es darum, die Mitarbeiter für den Umgang mit dem Gerät zu schulen und umfangreiche Erprobungen durchzuführen, sagt Hafenkapitän Jörg Pollmann. Zudem werde man das Gerät bei den im Hafen tätigen Unternehmen vorstellen, ergänzt Meier. Wenn sich die Drohne im Einsatz erfolgreich bewährt, kann sich die HPA vorstellen, auch weitere solcher Geräte anzuschaffen.
Kongsberg berichtet unterdessen von mehreren Interessenten für das ASV, auch aus Deutschland. Das ASV eigene sich beispielsweise auch um Vermessungen in Naturschutzgebieten durchzuführen, wo nur Elektrofahrzeuge erlaubt seien, sagt Gerd Neerland, Sales Manager Sensors & Robotics. Ein Einsatz auf Flüssen und Kanälen sei ebenfalls möglich.
Thomas Wägener