Das Thema Energieeffizienz wird auch für die Binnenschifffahrt zunehmend interessant. Auch auf Flusskreuzfahrtschiffen gibt es Einsparpotenzial, wie Matthias Lutter, Neubauchef bei A-Rosa, im Gespräch mit der »Binnenschifffahrt« erläutert
Seit wann ist das Thema Energieeinsparungen in den Fokus von A-Rosa gerückt?
Matthias Lutter: Energie zu sparen ist für A-Rosa schon immer ein wichtiges Thema gewesen. So haben wir zum Beispiel schon unsere ersten Schiffe, die 2002 fertig gestellt wurden, mit Landstromanschlüssen ausgestattet und aufgrund der hohen Anforderungen ab 2010 auf Power-Lock erweitert. Energieeffizienz ist ein Prozess, den wir kontinuierlich vorantreiben und immer auf das nächste Level bringen. Mit der Entwicklung eines Elektroantriebs mit Batteriespeicher gehen wir jetzt den nächsten großen Schritt.
Auf welchem Ihrer Schiffe gab es die ersten Maßnahmen und was wurde konkret unternommen?
Lutter: Von Beginn an wurden alle unsere Schiffe mit Landstromanschlüssen ausgestattet. Beim Bau der beiden Rhein-Schiffe »A-Rosa Silva« (2012) und »A-Rosa Flora« (2014) haben wir schon größtenteils LED-Beleuchtung eingesetzt. Zudem können wir auf den beiden Schiffen Dank einer Wärmerückgewinnungsanlage die Wärme der Motoren nutzen, um die Heizkesselkapazität zu reduzieren, ähnlich einer Kraft-Wärme-Kopplung. Zeitgleich sind auch die anderen Rheinschiffe entsprechend umgebaut sowie im Jahr 2015 die beiden Rhône-Schiffe auf LED mit einer Lichtsteuerungsanlage umgerüstet worden.
LED ist ein gutes Stichwort und heutzutage in aller Munde. Sehen Sie hier noch mehr Potenzial für die Schifffahrt?
Lutter: Ja, LEDs haben mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem sie vom Preis-Leistungsverhältnis her optimal sind und daher großes Einsparpotenzial in der Beleuchtung bieten.
Gibt es über Beleuchtung hinaus weitere Themen, bei denen Sie ansetzen wollen/werden?
Lutter: Die wichtigsten Themen, bei denen wir ansetzen, sind der Antrieb, die Kälte-/Klima-Lüftungstechnik und die Küchentechnik. Beim Antrieb gilt es auch, die äußeren Fahreinflüsse zu reduzieren. Bei der Luftaufbereitung setzen wir auf Wärmerückgewinnungssysteme. Moderne, auf den Schiffsbetrieb abgestimmte Kompressorentechnik, intelligente Steuerungen und Isolierung bieten ein hohes Einsparpotenzial.
Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich der Energieersparnisse? Durch welche Maßnahmen lässt sich der höchste Effekt erzielen?
Lutter: Bei der Analyse der Bordverbraucher steht die Antriebsanlage ganz oben. Es ist also am effektivsten, die Geschwindigkeit gerade bei der Bergfahrt oder im Flachwasser zu reduzieren. Somit sind prozentual die größten Sparmaßnahmen durch die Schiffsführung und die Routenplanung zu erreichen. Hierfür wird unser nautisch-technisches Personal regelmäßig geschult.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?
Lutter: Wir sehen Energiesparen als Prozess, der kontinuierlich optimiert werden muss, Jede erfolgreich umgesetzte Einzelmaßnahme ist ein Erfolg und in der Summe freut uns das noch mehr.
Wie hoch sind die Kostenersparnisse auf das Jahr gesehen?
Lutter: Pauschal kann man die Kostenersparnisse nicht beziffern, aber jede Einzelmaßnahme bringt Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich.
Wie läuft das Zusammenspiel Regelung/Steuerung und Gesamt-Energiesystem an Bord?
Lutter: Klassisch wird immer von einem Power-Management (Leistungsmanagement) gesprochen. Das heißt Leistung wird auf Anforderung bereitgestellt und für bestimmte Fälle vorgehalten. Jeder kennt die klassischen Generatorlasten von 80%. Bei unserem Neubau, dem E-Motion-Schiff, hingegen steuern wir die Prozesse an Bord so, dass die Energiebereitstellung am effizientesten ist, damit haben wir dann ein Energiemanagement-System.
Gibt es Überlegungen, Energiesparpläne auch auf der Bestandsflotte umzusetzen und dafür Schiffe umzurüsten, oder ist das nur für Neubauten von Interesse?
Lutter: Wir überprüfen bei allen Neuerungen, ob wir sie auf die Bestandflotte übertragen können.
Durch welche Maßnahmen lässt sich künftig noch mehr Energie sparen als das heute schon der Fall ist?
Lutter: Die Zukunft liegt aus unserer Sicht darin, die Antriebsenergie so effizient wie möglich zu nutzen und zudem äußere Einflüsse, wie zum Beispiel die Sonneneinstrahlung in die Kabinen, zu steuern. Großes Potenzial liegt auch in der Wiederverwertung von Energie, zum Beispiel der Nutzung von Abgaswärme.
Interview: Thomas Wägener