Der österreichische Schwergutlogistiker Felbermayr ist mit seinen Binnenschiffsaktivitäten mehr als zufrieden. Künftig soll der Transport über die Wasserstraßen noch stärker in den Fokus rücken. Am Stammsitz Wels entsteht eine neue Firmenzentrale
Erst vor wenigen Wochen hatte Haeger & Schmidt den 100. Geburtstag in Duisburg gefeiert. Und im österreichischen Wels feierte man mit. Denn seit inzwischen sechs Jahren gehört der Logistiker zur Felbermayr-Gruppe. Mit der Übernahme sowohl von Haeger & Schmidt als auch mit dem Ausbau des Krefelder Schwerlastterminals hatte das Unternehmen seine Deutschland-Aktivitäten und sein Portfolio erheblich ausgebaut.
»Wir sind mit der Entwicklung mehr als zufrieden«, sagt Felbermayr-Geschäftsführer Peter Stöttinger. In den Plänen des führenden Schwerlogistikkonzerns spielen die deutschen Unternehmen eine wichtige Rolle. Felbermayr hat das Geschäft in 27 operativen Tochtergesellschaften in den Bereichen Schwergut, Transport- und Hebetechnik sowie Tief- und Hochbau organisiert.
Wohl nur wenige Logistikunternehmen sind in den letzten Jahren so schnell gewachsen wie der oberösterreichische Schwertransport- und Hebetechnikspezialist. Das 1967 von Horst Felbermayr gegründete Unternehmen ist an 69 Standorten in 19 Ländern Europas vertreten.
Horst Felbermayr hatte 1967 zusammen mit Gattin Gisela die väterliche Transportfirma im österreichischen Wels mit ganzen vier Lkw übernommen. Innerhalb von 50 Jahren baute er einen internationalen Industriedienstleister mit insgesamt 2.700 Mitarbeitern und einem Umsatz von 637Mio. € (2018) auf.
Immer wieder kamen neue Geschäftsfelder wie Kranvermietung, Binnenschifffahrt, Tief- und Wasserbau oder Umwelttechnik hinzu. Erst jüngst war der Seniorchef und Aufsichtsratschef verstorben, doch schon vor Jahren hatte er das operative Geschäft in die Hände seines gleichnamigen Sohnes gelegt.
Mitte der 1990er-Jahre erfolgte der Einstieg in trimodale Schwerlasttransporte mit einem ersten, eigenen Schwerguthafen in Linz. 1997 ging Felbermayr nach Deutschland und gründete die erste Niederlassung in Nürnberg, 2000 folgte der zweite Standort in Verden. 2013 wurde das Duisburger Unternehmen Haeger & Schmidt übernommen und das Portfolio für Massengut- und Containertransporte sowie Shortsea-Transporte erweitert. Auch ein Terminal mit überdachten Umschlagmöglichkeiten in Duisburg ergänzt seither das Leistungsspektrum. 2015 folgten im Rheinhafen Krefeld eine neue Schwerguthalle und ein Schwerlastterminal.
Rund 200Mio. € an Umsatz werden in Deutschland erwirtschaftet, dem inzwischen wichtigsten Markt außerhalb Österreichs. Auf dem Wasser und mehr noch mit trimodalen Transportangeboten wollen die Österreicher auch in den kommenden Jahren wachsen. »Wir verbinden mit unseren Häfen und unseren Binnenschiffsaktivitäten die Nordsee mit dem Schwarzen Meer«, sagt Stöttinger. Man sitze quasi in der Mitte dieser Achse bei jeweils einer zweiwöchigen Reisezeit in die Seehäfen. Es gebe in beide Richtungen leistungsfähige Transportsysteme, ob nun mit Leichtern oder Selbstfahrern, eigenen oder eingecharterten Einheiten.
Künftig wolle Felbermayr noch mehr Kunden vom Konzept der drei Verkehrswege überzeugen. Es gehe immer darum, die kostengünstigste und effizienteste Transportlösung, auch in der Kombination von Bahn, Lkw und Schiff anzubieten. Gerade bei Schwerlasttransporten, die zunehmend mittels Schiffen bewegt werden könnten, sieht Stöttinger die größten Chancen und das Unternehmen mit den drei Umschlag-Schnittstellen, also den Verkehrsträgern Schiene, Straße und Wasser, gut gerüstet.
Linz ist dabei der größte Standort, gefolgt von Krefeld und Wien. »Und wir werden immer unser Bestes tun, um das Portfolio stetig zu erweitern.« So wird über Haeger & Schmidt gerade eine weitere Beteiligung an einem Seehafenterminal verhandelt. Weitere Details will Stöttinger vorerst noch nicht nennen.
Im heimischen Wels spiegelt sich die erfolgreiche Entwicklung der vergangenen Jahre: Dort entsteht für rund 50Mio. € eine neue Unternehmenszentrale, im kommenden Sommer soll sie eröffnet werden. Auf einer Gesamtfläche von 100.000m2 werden rund 40.000m2 verbaut. In den neuen Büros, Werkstätten und Hallen werden rund 700 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz finden.
Krischan Förster