Die Messe »Shipping, Technics, Logistics« (STL) in Kalkar stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Das Treffen war ein wichtiges Zeichen für die gesamte maritime Branche, wenngleich insgesamt weniger Besucher kamen
Für Organisator Leon Westerhof war die Durchführung der einzigen Messe für die Binnenschifffahrt in Deutschland auch »ein Zeichen für die ganze Wirtschaft.« Gerade in Zeiten wie diesen, sei das Vertrauen in die Wirtschaft wichtig.
Ocke Hamann von der Niederrheinischen IHK bezeichnete es als »gutes Signal, dass sich die Branche in dieser herausfordernden Zeit gemeinsam an einem zentralen Ort trifft.«
Hendrik Schulte, Staatssekretär im Verkehrsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, der die offizielle Eröffnung der Messe vornahm, betonte die Binnenschifffahrt auch weiter unterstützen zu wollen. Man treibe die Entwicklung voran, auch von neuen Schiffen. Als Beispiel nannte Schulte den Leitstand für die Entwicklung autonomer Binnenschiffe, der im Oktober im DST (Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme) eröffnet wird. Dies sei ein gutes und wichtiges Signal für die Zukunft und ein essenzieller Baustein für die Entwicklung der autonomen Binnenschifffahrt.
Darüber hinaus kündigte der Politiker Investitionen in die Infrastruktur an. Insbesondere in Krisenzeiten wie jetzt, gebe es die Chance, gegenzusteuern. Man müsse jetzt die Weichen stellen, um künftig mehr Waren über die Wasserstraßen zu transportieren. Die Verlagerung auf die Wasserstraßen sei aktueller denn je. »Es soll wieder gebaut werden in unserem Land«, so Schulte. Dafür soll bis 2030 eine Rekordsumme von bis zu 50 Mrd. € investiert werden. In der Abladeoptimierung am Rhein zwischen Duisburg und Stürzelberg sieht Schulte eine der wesentlichen Maßnahmen. »Wir können unserer Wirtschaft nicht zumuten, noch eine Dekade auf die Solestabilisierung zu warten«, unterstrich er. Ziele des Europäischen Green Deal würden geradezu solche Maßnahmen erfordern.
Kritik übte der Minister an den zu langen Entscheidungswegen. Er habe das Ziel, die Verfahrenswege zu verschlanken und mehr Tempo in die Prozesse zu bringen. Die Binnenschifffahrt lobte er aber besonders: auch in Zeiten von Corona seien die Verkehre geflossen. Eine herausragende Rolle spiele hierbei unverändert der Rhein als »Lebensader der NRW-Wirtschaft.«
Diskussion um flachgehende Schiffe
Doch auch Deutschlands wichtigste Binnenwasserstraße ist nicht frei von Problemen, wie insbesondere das Niedrigwasser 2018 gezeigt hat. Da der Klimawandel längst im vollen Gange ist, gelten solche Ereignisse künftig als immer wahrscheinlicher. Für Gerd Deimel vom VCI und C2I steht daher fest, dass niedrigwassergängige Schiffe benötigt werden.
Steffen Bauer von der Reederei HGK Shipping hält den Einsatz von gewichtsreduzierenden Materialien insbesondere beim Bau von Leichtern für die Trockenschifffahrt für geeignet. Man habe aus 2018 gelernt. Die HGK Shipping betreibt ein eigenes Design-Center, hier würden Schiffbauingenieure täglich daran arbeiten, neue Schiffe zu konzipieren. Erste Einheiten seien bereits im Bau und würden 2021 abgeliefert, so Bauer. Neue Werkstoffe seien hier von entscheidender Bedeutung. Man müsse aber von Seiten der Politik Maßnahmen treffen, um diese schnellstmöglich einsetzen zu dürfen.
Nach Aussage von Rainer Miebach, einer der Geschäftsführer der Lux-Werft, werden leichtere Materialien, etwa aus Kunststoff, punktuell bereits eingebaut, beispielsweise in Tanks. Themen wie die Erhaltung der Längsfestigkeit sind für den Schiffbau-Experte ein wichtiges Kriterium. Diese müsse beim Einsatz neuer Materialien gewährleistet werden.
Kritik übte Miebach an der Ausklammerung der Fahrgastschifffahrt bei der Richtlinie für die nachhaltige Modernisierung der Binnenschiffe, die 2021 vorgestellt werden soll. Das Vorhaben als solches hält er aber für zielführend, denn es gebe 80% Förderung, falls die EU ihr Einverständnis erteilt. Unverständlich sei für ihn, dass aus der Richtlinie die Gewichtsreduzierung herausgenommen werden soll. Dies stünde im totalen Gegensatz zum Bau tiefgangreduzierter Schiffe durch leichtere Materialien. Miebach appellierte dashalb an das Bundesverkehrsministerium, in die Richtlinie eine Förderung für die Gewichtsreduzierung aufzunehmen.
Deimel fordert, dass auch Hersteller Fördergelder für Zukunftstechnologie erhalten sollten. Wenn die Schiffe leichter würden, würde auch die Regelungstechnik leichter. All das, was leichter, aber trotzdem stabil bleibe, sei der richtige Weg. Hier dürfe es keine Förderhemmnisse geben.
Zenon Drozynski vom BMVI bekräftigte, dass es sich bei der Richtlinie noch nicht um die finale Fassung handele. Eventuell sei es also noch möglich, Änderungen herbeizuführen. Hartmut Moitz von der GDWS (Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt), geht davon aus, dass es künftig möglich sein wird, eine Zulassung für Schiffe aus anderen, leichteren Materialien zu bekommen, wenngleich dies zeitlich vermutlich noch etwas länger dauern werde.