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Roland Hörner stand 22 Jahre lang an der Spitze der Hafengesellschaft in Mannheim. Zum Jahreswechsel übernimmt sein Nachfolger Uwe Köhn die Amtsgeschäfte. Einen echten Ruhestand wird es für den 67-Jährigen vermutlich nicht geben

Seinen Beruf hat Roland Hörner immer als »Traumjob« empfunden. 22 Jahre lang lenkte er die Geschicke im Mannheimer Hafen. Ende des Jahres ist dann doch Schluss, mit dem Vertragsende wechselt der 67-Jährige in den Ruhestand. Oder nicht? »Wir werden sehen.«

Als Hörner die Position übernahm, war er der jüngste Hafendirektor in Deutschland. Mit der Schifffahrt fühlte er sich von klein auf verbunden und begann dann doch seine Karriere nach dem Jura-Studium in der Steuerverwaltung. Erst 1998 führte ihn der Weg ins »Haus Oberrhein« in Mannheim.

Dort, im zwölften Stock mit dem besten Blick auf die Stadt, könnte sein Wirken für den Hafen tatsächlich in der Silvesternacht enden. »Ein-, zweimal haben wir dort schon gefeiert, vielleicht auch in diesem Jahr«, sagt er. Sollte sein designierter Nachfolger Uwe Köhn, derzeit noch Direktor des Rheinhafens Kehl, samt Ehefrau auch kommen, hätte das Symbolkraft. »Ich schließe ein letztes Mal auf, Uwe Köhn dann schon ab.« Der angekündigte Wachwechsel wäre damit vollzogen.

Investitionen in Mannheim

Aber vielleicht kommt auch alles anders. Offiziell soll Roland Hörner am 10. Dezember mit einem Empfang geehrt und verabschiedet werden. Land, Stadt und der Hafen wissen, was sie ihrem Hafendirektor verdanken. Die Staatliche Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim (HGM) konnte unter seiner Regie gedeihen. Hörner hat sich aber immer auch weit über die Grenzen seines eigentlichen Wirkungsbereichs engagiert. Viele Jahr lang war im Präsidium des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen vertreten, aus dem er erst jüngst als frisch ernanntes »Ehrenmitglied« ausgeschieden ist. Lange war er zudem Präsident des Europäischen Binnenhäfen-Verbandes Efip. Vor allem wurde Mannheim, ohnehin einer der größten Binnenhäfen Europas, in Hörners Amtszeit in diesen zwei Jahrzehnten ausgebaut und modernisiert.

Insgesamt investierte die HGM rund 230 Mio. € in das Hafengelände, auf dem etwa 400 Firmen mit rund 14.000 Beschäftigten angesiedelt sind. Unter anderem floss das Geld in die RoRo-Anlage und in den Ausbau des Containerumschlags, in Gleise und Straßen, zuletzt auch in eine umweltfreundliche Beleuchtung, in Photovoltaik-Anlagen, in eine LNG-Tankstelle und in Landstromanlagen für anlegende Kreuzfahrtschiffe.

Dass seine lange Amtszeit von den Folgen der Corona-Epidemie überschattet wird, die auch in der Hafenbilanz ihre Spuren hinterlassen wird, nimmt Hörner gelassen. »Es lässt sich nicht ändern«, sagt er salomonisch. Die Auswirkungen seien bislang jedenfalls, auch nicht so schlimm wie befürchtet. Das Containervolumen sei zurückgegangen, auch beim Massengut Kohle gab es Einbußen. Andere Gütermengen, etwa Schrott, Baustoffe und Düngemittel, wären hingegen gestiegen. Im Kreuzfahrtgeschäft sei andererseits über Monate gar nichts mehr gelaufen, »das merken wir schon.«

Insgesamt aber, so glaubt Hörner, hinterlässt er seinem Nachfolger ein gut aufgestelltes Hafen-Unternehmen. »Aber das hat man mir damals auch gesagt.« Worauf er aber verweisen kann, ist unter anderem die enge Zusammenarbeit mit dem Hafen Ludwigshafen und dessen Geschäftsführer Franz Reindl auf der anderen, der rheinland-pfälzischen Rheinseite. Das war früher nicht immer so, heute dagegen werden beide Standorte gern als Zwillingshäfen bezeichnet. Weil man sich gegenseitig hilft, wenn es zum Beispiel mit dem Großkunden BASF zu Engpässen kommt, einen Kooperationsvertrag geschlossen hat und auch wechselseitig in den Aufsichtsräten vertreten ist.

»Keiner kann allein für das System Wasserstraße kämpfen«, sagt Hörner. Daher ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, über den Tellerrand zu schauen. Mannheim war wie Ludwigshafen mit dabei, um EU-gefördert insgesamt acht Oberrheinhäfen stärker miteinander zu vernetzen und die Digitalisierung in der Schifffahrt voranzutreiben, zuerst für Containerverkehre, jetzt auch für die Trockenschifffahrt und für Kreuzfahrtschiffe.

Einiges hat Hörner bewirkt, andere Herausforderungen aber bleiben bestehen, die künftig der Nachfolger angehen muss. Die ewig langen Genehmigungsverfahren, die den dringend nötigen Ausbau der Infrastruktur verzögern, waren Hörner schon immer ein Dorn im Auge. Besserung ist seiner Ansicht nach kurzfristig nicht in Sicht, dennoch müssten den Lippenbekenntnissen zur Stärkung der Binnenschifffahrt und -häfen und zur Güterverlagerung aufs Wasser konkrete Maßnahmen folgen.

Sich Roland Hörner im Ruhestand vorzustellen, fällt tatsächlich ein bisschen schwer. Ganz zurückziehen will er sich auch noch nicht. »Irgendetwas würde ich gern noch machen, aber ganz sicher nichts mehr mit Personalverantwortung.«


Krischan Förster