Der Welthandel verlangsamt sich aufgrund protektionistischer Maßnahmen wie Zöllen auf Getreide, Stahl und Autos. Die Industrieproduktion geht in mehreren Branchen zurück. All das erschwert es dem Binnenschifffahrtssektor, das Transportvolumen zu steigern, schreibt die ZKR
Sand, Steine, Kies
In den Niederlanden und in Belgien wurde die Aktivität im Bausektor durch die umweltpolitischen Maßnahmen zur Begrenzung der Emissionen (NOx-Emissionen und Ausbreitung der PFAS-Konzentrationen) gebremst, was zu stark sinkenden Mengen an Sand, Steinen und Kies führte (-13%). In Belgien war der Rückgang im Jahr 2019 weniger deutlich (-3%). In Deutschland, Frankreich und am gesamten Rhein wuchs das Volumen an – um 15% in Deutschland, um 14% in Frankreich und um 21% am Rhein.
Eisenerz
Der Eisenerztransport in Westeuropa litt unter der Verlangsamung der Stahlproduktion, die in den Niederlanden zu einem Rückgang des Eisenerzvolumens um -9% und in Deutschland und am Rhein um -7% führte. Auf der oberen, mittleren und unteren Donau stieg der Eisenerztransport (+17,5% auf der mittleren Donau und + 1% auf der unteren Donau) dank besserer Navigationsbedingungen und einer höheren Stahlproduktion.
Agrarprodukte
Beim Transport von Agrarprodukten verzeichneten der untere Donauraum und Frankreich 2019 ein deutliches Wachstum mit +21% in Rumänien und + 11% in Frankreich. Nach mehreren Jahren rückläufiger Mengen legte der Transport von Agrarprodukten in Deutschland aufgrund besserer Ernteergebnisse nach mehreren Jahren sinkender Ergebnisse um 4% zu. In den Niederlanden gab es einen Rückgang um -3%, in Belgien-Flandern um -13%, und in Belgien-Wallonien um -14%. Nahrungsmittelerzeugnisse und Nahrungsmittel verzeichneten an der oberen Donau starke Zuwächse.
Chemikalien
Die Chemikalientransporte stiegen in fast allen wichtigen Binnenschifffahrtsstaaten und -regionen in Europa an: in den Niederlanden (+16%), in Deutschland (+5%), am Rhein (+9%), in Belgien-Flandern (+4%); in Frankreich (+6%) und in Rumänien (+34%).
Kohle
Der Kohletransport befindet sich in Westeuropa aufgrund des Auslaufens von Kohlekraftwerken auf einem strukturellen Abwärtspfad. Am Rhein verlor der Kohletransport -5%, an der Mosel sogar -25%, und am Neckar -32,6%. Insgesamt betrug der Rückgang auf den deutschen Binnenwasserstraßen -9%. In den Niederlanden ging der Kohletransport ebenfalls zurück (-10%), ebenso wie in Flandern (-6%) und in Wallonien (-18%). An der unteren Donau sank der Kohletransport um -9%, an der mittleren Donau legte er hingegen um +29% zu.
Container
Der Containerverkehr auf dem Rhein erreichte 2,04 Mio. TEU, das waren 4% weniger als 2018. Das Nettogewicht der Güter in Containern war allerdings +2,9% höher und belief sich auf 15,16 Mio. t. Die Niedrigwasserperiode 2018 hatte noch immer Einfluss auf den Containerverkehr auf dem Rhein, da Verträge mit den Bahnbetreibern Ende 2018 abgeschlossen worden waren und 2019 noch liefen.
Die anhaltende Überlastung der Häfen Rotterdam und Antwerpen wirkte sich ebenfalls negativ aus. An anderen Flüssen und Kanälen setzte der Containerverkehr seinen Aufwärtstrend größtenteils fort, beispielsweise am Albertkanal in Flandern mit + 9,5% auf insgesamt 577.000 TEU. Auf dem Seekanal Brüssel-Schelde betrug die Wachstumsrate +1,8% (201.000 TEU). Vor allem aufgrund von Streiks der Hafenarbeiter in den Häfen von Le Havre und Rouen im Dezember 2019 waren die TEU-Zahlen an der Seine mit 263.000 TEU um -1% niedriger.
Auf der Elbe (146.000 TEU, +13%) und dem Mittellandkanal (157.000 TEU, +12%) setzte der Containerverkehr 2019 seinen Aufwärtstrend fort.
Hafenverkehr
Im Hafen Antwerpen wurden im Jahr 2019 56.585 Binnenschiffe mit 101,3 Mio. t Fracht abgefertigt, im Vergleich zu 99,3 Mio. t im Jahr 2018. Der größte europäische Binnenhafen, Duisburg, verzeichnete insgesamt einen Rückgang beim Binnenschiffsverkehr um -0,6% und bei Eisenerz um -1%, bei einem Anteil von 41% (19,6 Mio. t von 47,8 Mio. t). Der Kohletransport verlor -7%, Eisen und Stahl -8%, Sand, Steine und Kies legten jedoch um +42% zu.
In Paris, dem zweitgrößten europäischen Binnenhafen, stellt das Gesamtvolumen von 25,3 Mio. t einen Anstieg von +14,6% dar. Dies war hauptsächlich auf ein Plus von 17% bei Sand, Steinen und Baustoffen zurückzuführen, die im Jahr 2019 auf einen Anteil von 78% am gesamten wasserseitigen Verkehr (19,6 Mio. t von 25,3 Mio. t) stiegen.
Frachtflotte
Die Trockengüterflotte in den Rheinstaaten (Anzahl der Schiffe mit eigenem Antrieb und Leichter) verfügte im Jahr 2019 über 7.033 Einheiten, die Flüssiggüterflotte zählte nach Angaben der nationalen Flottenregister 1.433 Einheiten. Für die Trockengüterflotte in den Rheinstaaten war dies erstmals seit 2011 ein höherer Wert als im Vorjahr (+1%). Die Ladekapazität für Trockengüter lag mit +2,6% und 10,6 Mio. t über dem Niveau von 2018. Es gab ferner 1.319 Schub- und Schleppschiffe in den Rheinstaaten.
Die Trockengüterflotte in den Donaustaaten umfasste 400 Schubschiffe und 242 Schleppschiffe sowie rund 409 Trockengüterschiffe mit eigenem Antrieb und ca. 2.100 Leichter mit einem Gesamtvolumen von 3,3 Mio. t. Die Neubaurate im Jahr 2019 setzte ihre leichte Erholung sowohl im Trockengüter- als auch im Flüssiggüterbereich fort. Zwanzig neue Trockengüterschiffe kamen 2019 auf den europäischen Markt, 42 neue Tankschiffe sowie drei neue Schub- und Schleppboote. Die Verteilung pro Land zeigt, dass 51% der neuen Schiffe in den Niederlanden registriert wurden, 22% in Deutschland, 14% in Luxemburg, 9% in Belgien, 2% in Frankreich und 2% in der Schweiz.
Flusskreuzfahrten
Das Wachstum im europäischen Flusskreuzfahrtsektor im Jahr 2019 zeigte sich an drei Hauptindikatoren:
• Hohe Neubaurate: 19 Flusskreuzfahrtschiffe mit 3.131 Betten kamen auf den europäischen Markt für die Fahrtgebiete Rhein, Donau und zu einem kleinen Teil dem Douro.
• Anstieg der Nachfrage um fast 10%. Die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere auf europäischen Flüssen stieg um 9,9%, auf 1,79 Mio. Passagiere. Gäste aus außereuropäischen Ländern (USA, Kanada, Australien, Neuseeland usw.) hatten 2019 einen Anteil zwischen 44%–49%.
• Wachstum bei Flusskreuzfahrten: Auf dem Rhein wurden an der Schleuse Iffezheim am Oberrhein 2.929 Passagen von Kabinenschiffen registriert (+24% gegenüber 2018), 3.668 an der oberen Donau (+1% über dem bereits hohen Niveau von 2018). 5.141 an der mittleren Donau (+30%) und 1.017 an der unteren Donau (+34,9%).
Ausblick
Aufgrund der Covid-19-Krise kam die Aktivität im Passagierverkehr (Kreuzfahrt- und Tagesausflugsverkehr) im ersten Halbjahr 2020 fast vollständig zum Erliegen. Beim Güterverkehr verlief der Rückgang je nach Frachtsegment und Region weniger gravierend.
Basierend auf einem Vergleich mit dem Rückgang des BIP während der Finanzkrise im Jahr 2009 und den Auswirkungen auf die Verkehrsnachfrage in der Binnenschifffahrt im Jahr 2009 deutet sich ein möglicher Rückgang des Güterverkehrs um etwa 20-25% im Jahr 2020 an, wenn die strengen Sperrmaßnahmen während des gesamten Jahres 2020 fortgesetzt werden.
Die Energiewende wird einen wichtigen Einfluss auf das Transportvolumen in der Binnenschifffahrt haben. Das betrifft insbesondere die Kohle. Flüssige Mineralölprodukte werden auch in den nächsten zehn Jahren ein wichtiger Bestandteil des Energiesektors und der Transportmengen sein, in bestimmten Regionen ist jedoch ein allmählicher Rückgang zu verzeichnen. Für Chemikalien sind die Aussichten weitaus positiver.
Bei Agrarprodukten und Nahrungsmitteln könnte eine gewisse Regionalisierung der Produktion und eine Änderung der Verbrauchergewohnheiten hin zu mehr regionalen Erzeugnissen den Fernverkehr beeinflussen. Eine weitere Verlangsamung des Welthandels dürfte sich auf die Wachstumsraten im Containerverkehr auswirken. Durch die Covid-19-Krise verstärken sich diese bereits bestehenden Trends.