Was ein Anruf manchmal ausmacht … Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer soll, so wird es erzählt, telefonisch bei EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager vorstellig geworden und höchstpersönlich die Hängepartie um die in Deutschland geplante neue Motorenförderung beendet haben. Die offizielle Bestätigung aus Brüssel steht allerdings aus, sie bleibt also noch abzuwarten.
Wenn es aber so käme, hätte der oft (und zu Recht) gescholtene Scheuer kurz vor der parlamentarischen Sommerpause einen politischen Achtungserfolg gelandet. Der finanziell deutlich ausgeweitete Förderrahmen für eine Flottenmodernisierung in der Binnenschifffahrt gilt nicht zufällig als der vielleicht wichtigste Baustein aus dem »Masterplan«. Und zusätzliches Geld aus dem Klimaschutz-»Sofortprogramm 2020« will der CSU-Politiker bei SPD-Finanzminister Scholz auch noch loseisen …
Beides wären wichtige Signale und Hoffnungszeichen nach langen Krisenmonaten, sowohl für die Schifffahrt, als auch für Schiffbau- und Zulieferbetriebe. Umrüstungen und Neubauten könnten die Auftragsbücher wieder auffüllen, die während der Corona-Monate arg geschrumpft sind. Und sie könnten für den dringend benötigten technologischen Schub sorgen, der die Wettbewerbsposition und Akzeptanz der Binnenschifffahrt bei Verladern und in der Öffentlichkeit sicherlich deutlich erhöhen würde.
Hoffen dürfen auch die Anbieter in der Kreuzfahrt- und Fahrgastschifffahrt, deren Umsatz im Vorjahr mit bis zu 90 % noch dramatischer eingebrochen war. »Leinen los«, heißt es jetzt endlich wieder. Die bereits verbuchten Verluste sind zwar kaum aufzuholen, aber der Rest der Saison und die wirtschaftliche Substanz ist für viele der gebeutelten Unternehmen vielleicht noch zu retten.
Wer sich vor Augen führt, welche Wertschöpfung an den Passagierschiffen hängt, nicht nur in Bezug auf die Auftragslage und die Beschäftigung im maritimen Sektor, sondern auch auf den Tourismus in vielen Regionen an den Ufern von Rhein, Donau und Mosel, muss jetzt alle Daumen drücken.
Denn Corona ist trotz der erfreulichen Tendenz in diesen ersten Sommertagen noch längst nicht ausgestanden. Daher darf – auch in den kommenden Monaten – weder die weiter nötige (staatliche) Unterstützung ausbleiben, noch dürfen alle Beteiligten zu ungeduldig werden. Erlaubt soll sein, was vertretbar ist. Aber für die Rückkehr in die sehnlichst gewünschte Normalität braucht es immer noch Augenmaß, Vernunft und Vorsicht.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Krischan Förster
Chefredakteur