Krischan Förster
Krischan Förster © Binnenschifffahrt
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Sind Sie häufiger im Süden Deutschlands, sagen wir in Bayern, unterwegs? Oder demnächst auf dem Weg dorthin? Dann braucht es ein paar Euro mehr im Portemonnaie. Bei Superbenzin hat das Bundeskartellamt Unterschiede von bis zu 27 Cent pro Liter zwischen den günstigsten und teuersten Regionen Deutschlands ermittelt.

Ein Grund: Transportprobleme wegen des Niedrigwassers. Die teureren Benzinpreise im Süden sind nur eine Folge der aktuellen Entwicklung, die zusätzlich von Inflation und Energiekrise gespeist wird. Sorgenvoll richtet sich der Blick auf die nahende Heizperiode mit der entscheidenden Frage, ob die Vorräte reichen, wie hoch die Rechnung ausfällt und wie viele Haushalte in ernste Schwierigkeiten kommen könnten.

Die Bundesregierung hat gerade ein drittes Entlastungspaket geschnürt, 65 Mrd. € schwer, um die größten Härten abzufedern. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie werden Summen bewegt, die ein Normalbürger kaum fassen kann. Und bei so viel Nothilfen ist auch klar, dass an anderer Stelle gespart werden muss, heute schon oder eben in der Zukunft.

Nun trifft es aber unter anderem die geplanten Investitionen im Verkehrssektor, insbesondere an den Wasserstraßen. Und schon schließt sich der Kreis: Wäre die sogenannte Fahrrinnenanpassung am Mittelrhein bereits erfolgt, wären Preissteigerungen allein aufgrund von Transporteng­pässen weit weniger zu befürchten.

Dass »Vater Rhein« zwischen den Seehäfen und Basel in der eher bergigen Schweiz eine neuralgische Verkehrsader ist, wissen alle. Auch Bundesverkehrsminister Wissing, der deshalb Industrie-, Verbands- und Behördenvertreter jüngst nach Mainz einlud, um die bereits 2019 getroffenen Absprachen, dem Fluss auf dem Abschnitt bis St. Goar 20 cm mehr Tiefgang für alle Schiffe abzuringen, noch einmal, nun ja – zu »bekräftigen«.

Nur, wozu? Das bereits auf Anfang der 2030er Jahre verschobene Vorhaben wird auch nach dem Krisengipfel kein bisschen beschleunigt. Alle Warnungen, sowohl von Branchenvertretern als auch von Verladern aus der Stahl- oder Chemieindustrie sind wieder einmal ungehört verhallt. Weder zeitlich noch finanziell tut sich etwas, nicht nur bei diesem Projekt, sondern generell. Der Wasserstraßen-Etat bleibt auch nach den ersten Beratungen zum Haushalt 2023 mit rund 350 Mio. € unterfinanziert.

Stattdessen soll eine Rechtsverordnung Energietransporte auf der Schiene priorisieren. Nur hat die Bahn leider gar keine Kapazitäten frei. Denn für sie ist das Rheintal, was der Pegel Kaub für die Binnenschifffahrt ist – ein kaum zu überwindender Engpass.

Frei nach dem für die Oscar-Verleihung eingereichten deutschen Filmbeitrag: »Im Westen nichts Neues.« Besondere Zeiten erfordern immer auch besondere Maßnahmen. In Bezug auf die Binnenschifffahrt, auf die Lösung von Energie- und Tranportproblemen, sind leider weit und breit keine in Sicht. Das ist mehr als schade.

Krischan Förster

Chefredakteur