Krischan Förster
Krischan Förster © Binnenschifffahrt
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Hinter dem unauffälligen und auch ein wenig sperrigen Namen steckt ein sehr wichtiger Auftrag. Das neue Amt für Binnen-Verkehrstechnik soll die Digitalisierung an und auf den Wasserstraßen voranbringen. In Koblenz sollen dafür alle nötigen Kompetenzen und Ressourcen gebündelt werden. Klingt erst einmal gut. Zwei Fragen müssen aber erlaubt sein: Warum erst jetzt? Und was ändert sich außer dem Namen, wenn das gleiche Personal wie zuvor mit denselben Aufgaben beschäftigt ist?

Böse Zungen könnten von altem Wein in neuen Schläuchen sprechen, noch kritischer wäre das Wort Etikettenschwindel. Soweit muss man nicht gehen, jede Initiative verdient eine Chance. Fakt ist allerdings auch, dass es im System Wasserstraße mehr Tempo und Dynamik braucht.

Gut funktionierende verkehrstechnische Systeme und ein echter digitaler Informationsaustausch können die Logistik per Binnenschiff zweifelsohne auf ein neues technologisches Niveau heben. Mögliche Effizienzgewinne sind zwar kein Ersatz, aber umso nötiger, wenn zu wenig Geld für einen Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird – wie leider für 2023 geschehen. Bislang bestehen nur Insellösungen, beispielsweise in den Seehäfen. Aber dort funktionieren sie – das sollte Vorbild und Ansporn sein.

Das neue Amt ist und bleibt eine untergeordnete Einheit der allgewaltigen Generaldirektion für Wasserstraßen und Schifffahrt, kurz GDWS. Diese Mammutbehörde mit ihren rund 12.000 Mitarbeitern zwischen Nordsee und Donau sucht einen neuen Chef, nachdem ihr bisheriger Präsident Hans-Heinrich Witte in den Ruhestand gewechselt ist.

An Witte wie auch der gesamten Verwaltung wurde und wird oft und gern Kritik geübt, wenn der Verkehr an Flüssen und Kanälen mal wieder ins Stocken gerät, sich Bauvorhaben verzögern oder die Kosten aus dem Ruder laufen. In einigen Fällen durchaus zu Recht. Man darf aber auch nie vergessen, dass die WSV als Bundesbehörde abhängig von politischen Weichenstellungen ist – davon, wie viel Geld sie bekommt, wie sie personell ausgestattet wird und mit welchem Planungs- und Genehmigungsrecht sie arbeiten muss.

Wer Witte als Präsident der GDWS beerben wird, ist noch offen. Das verwundert, schließlich ist doch ein geplanter Wechsel in den Ruhestand mehr als vorhersehbar. Wer auch immer es wird – es wartet zweifelsohne eine Herkulesaufgabe. Womöglich steht eine weitere Ämterreform an, wie jüngst von einigen Verbandsakteuren vorgeschlagen. Die operativen Aufgaben, die mit Blick auf ein halbwegs zukunftsfähiges System Wasserstraße zu stemmen sind, werden angesichts knapper Ressourcen und einer weiter alternden Infrastruktur ohnehin eher größer als kleiner. Gesucht wird also ein strategisch-kühler Kopf mit politischem Fingerspitzengefühl und einem gerüttelt Maß an Leidensfähigkeit. Wir hoffen mit Ihnen zusammen auf das Beste!