Immer in den letzten September-Tagen wird das kleine Städtchen Kalkar zum Dreh- und Angelpunkt für die Binnenschifffahrt. Die Messe »Shipping Technics Logistics« (STL) hat sich etabliert, als Branchentreffen und als Fachmesse, deren Besuch sich auszahlt – erst recht in diesen Zeiten.
Allerorten ist von der Transformation und einem Strukturwandel die Rede. Die Auswirkungen der nicht zuletzt vom Ukraine-Krieg ausgelösten geopolitische Verwerfungen sind auch in den entferntesten Ecken Europas zu spüren. Die politisch ausgerufene Energiewende, also die Abkehr von fossilen Brenn- und Kraftstoffen, hat dadurch noch einmal eine ganz eigene Dynamik erfahren, auch hierzulande. Zwar fristet die Binnenschifffahrt in der öffentlichen Wahrnehmung noch viel zu oft ein Nischendasein. Doch dürften inzwischen selbst eingefleischte Auto- und Schienen-Lobbyisten nicht mehr leugnen, wie wichtig ihre Kapazitätsreserven und ihr Innovationspotenzial mit Blick auf die Klimaziele und ein zukunftsträchtiges Verkehrsmanagement noch werden können.
Denn es passiert fraglos gerade eine Menge auf den Schiffen, bei der Zulieferindustrie und auch an Land. Vielleicht ist das Tempo, in dem neue Konzepte und Lösungen präsentiert werden, nicht mehr ganz so rasant wie noch vor zwei Jahren oder vor einem Jahr. Dafür aber hat sich der technologische Wandel verstetigt und im Markt mehr als Fuß gefasst.
Elektro-Antriebe sind längst keine exotischen Ausnahmen mehr. Methanol ist als Ersatzkraftstoff bereits im Einsatz, Ammoniak könnte folgen. Den ersten Wasserstoffumrüstungen sind weitere gefolgt, zuletzt sogar ein reiner Neubau. In Reaktion auf die Niedrigwasserereignisse von 2018 und 2022 sind etliche Design-optimierte Schiffe in Fahrt gesetzt worden. Die Digitalisierung ist nicht länger nur ein Sprachwolke, sondern immer häufiger eine in der Praxis bewährte Realität, ob nun an Bord oder an Land.
Auch in diesem Jahr werden auf der STL die fortschrittlichsten Lösungen zu sehen sein. Die Binnenschifffahrt muss und will ihren Beitrag zur Reduzierung von Emissionen leisten und sich als eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Transportalternative zum Lkw stärker etablieren. Aber ein Wandel erfordert manchmal auch Geduld und einen langen Atem. Schließlich führen auch kleinere Schritte zum Ziel.
Die STL in Kalkar ist ein Ort, an dem die Zukunft dieser Branche geformt wird. Denn neben allen technischen Innovationen, die heute oder auch in den Folgejahren gezeigt werden, ist die Messe eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Akteuren zu vernetzen, den Austausch zu pflegen und Ansätze für Kooperationen zu entdecken. Also in jedem Fall eine Reise wert!