Wroblewski
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Die Binnenschifffahrtsbranche hat oft mit einem verstaubten Image zu kämpfen. Die Flotte sei alt. Schiffe, die vor über 100 Jahren auf Kiel gelegt wurden, sind immer noch in Fahrt. Die Motoren teilweise seit Jahrzehnten im Einsatz.

Wer die diesjährige Binnenschifffahrtsmesse STL in Kalkar besucht hat, konnte sich eines Besseren belehren lassen. Da wurde beispielsweise die »Antonie« – das weltweit erste mit Wasserstoff betriebene Binnenschiff – ausgezeichnet. Die Allianz Esa überreichte an den Partikulier des Schiffes Harm Lenten ihren diesjährigen »Innovationspreis Binnenschifffahrt«. Sauber und ohne Emissionen wird es demnächst auf der knapp 300 km langen Strecke zwischen Rotterdam und Delfzijl verkehren.

Auch bei vielen der Aussteller lag der Fokus auf Umweltthemen und umweltfreundlichen Technologien. So konnten sich die Besucher über Trends bei Elektro- und Hybrid-Antrieben oder Batteriesystemen informieren, um nur einige zu nennen.

Die Binnenschifffahrt ist also keineswegs verstaubt. Sie zählt vielmehr zu den »First Movern« und ist in Bewegung, wenn es um innovative Technologien geht, die einen Beitrag zur Dekarbonisierung und Emissionsreduzierung leisten.

Sie spielt ferner auch bei der autonomen Schifffahrt eine Vorreiterrolle. Unternehmen wie Argonics zeigten auf der STL, wo die Reise künftig hingeht.

Eine wichtige Rolle sollen die Binnenschifffahrt und die Häfen auch bei der Energiewende spielen – jedenfalls wenn es nach Bundeskanzler Olaf Scholz geht. Der Schirmherr der diesjährigen Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen erklärte »die Zeiten, in denen die maritime Wirtschaft zwar wahrgenommen, aber nicht wichtig genommen wurde« für endgültig vorbei.« Deutschland will wieder seine Offshore-Windindustrie stärken und Konverterplattformen bauen. Für den Transport der Offshore-Anlagenteile werden sowohl Schiffe als auch Häfen gebraucht. Gleiches gilt für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, bei der insbesondere Häfen ein wichtiger Baustein sein sollen.

Warme Worte wie die des Kanzlers gehen zwar runter wie Öl, nur lässt sich davon nichts kaufen. Deswegen braucht es stärkere finanzielle Unterstützung, und zwar für den innovativen Schiffbau sowie zukunftsfähige Häfen und die Wasserstraßen. Während Milliarden für Schiene und Straße ausgegeben werden, erhalten beispielsweise Deutschlands See- und Binnenhäfen gerade mal 38 Mio. € jährlich vom Bund. Nötig wäre laut Branchenvertretern das Zehnfache. Für die Politik ist es also höchste Zeit, sich auch zu bewegen.