Es ist ein gewaltiges Projekt, das die Bahntochter DB Schenker da bewältigen will: Rund 920.000 laufende Meter an Kabeln, aufgerollt auf riesigen Trommeln, ein Gesamtgewicht von 43.000 t, Einzelstücke wiegen schon mal schlappe 85 t. Das alles wird gebraucht für die viel beschworene Energiewende, konkret für eine neue Stromtrasse des Netzbetreibers Amprion, quer durch Deutschland, von den Windparks in der Nordsee in die Ballungszentren Westdeutschlands.
Die Projektlogistiker haben dafür ein multimodales Konzept geschnürt. Ein Teil der Ladung kommt aus Japan über See, ein anderer Teil aus einem Werk in Mannheim. Gesammelt werden die Kabeltrommeln im Hafen Emden oder, nach dem Transport per Binnenschiff über den Rhein, in Wesel und Krefeld. »Buten« und »Binnen« ergänzen sich hier bestens. Man stelle sich vor, die 876 Kabeltrommeln müssten ausschließlich per Lkw befördert werden …
So ein Projekt beschreibt einen Teil der Zukunft: Es wird die viel beschworene Energiewende geben, ohne jeden Zweifel. Die Frage ist lediglich, wie schnell und wie konsequent. Und diese Transformation wird alle Häfen betreffen, ob an der See oder im Binnenland, und nicht nur in Bezug auf Umschlag und Verteilung in der Region, sondern auch auf die Erzeugung und Verwertung von Energie aus alternativen Ressourcen wie Wasserstoff und seinen Derivaten wie Ammoniak oder Methanol.
Erst kürzlich ist die »Nationale Hafenstrategie« als Gemeinschaftsprojekt von Bund und Ländern präsentiert worden. Dieses Konzeptpapier beinhaltet 140 Einzelmaßnahmen, die in den Häfen umgesetzt werden müssten. So weit, so gut. Das Problem: Bei allem Konsens und einem grundlegenden Bekenntnis des Bundes zur Rolle der Häfen wurde die alles entscheidende Frage nicht geklärt – die Finanzierung dieser immensen Aufgaben. Auch dieses Dilemma trifft See- wie Binnenhäfen gleichermaßen.
Nun geht also alles zurück in irgendwelche Gremien. Erst ein Plan, dann das Geld, sagt Verkehrsminister Wissing. Ernsthaft rechnet aber wohl niemand mehr damit, dass eine Lösung noch vor der Bundestagswahl im September kommenden Jahres gefunden wird. Das ist irgendwie typisch deutsch.
Statt konstruktiv einen für alle Seiten tragfähigen Kompromiss zu finden, wird lieber lamentiert und diskutiert. Oder wie ist sonst zu erklären, dass jetzt mit einer Studie geklärt werden soll, welches Potenzial die Binnenschifffahrt bei der Verkehrswende und dem Transport neuer Güterarten spielen könnte? Weiß das denn wirklich niemand? Der Verdacht liegt nahe, dass hier auf Zeit gespielt wird, statt Taten sprechen zu lassen. Das allerdings ist nicht nur schade, sondern auch wenig zielführend.
Krischan Förster