Krischan Förster
Krischan Förster © Binnenschifffahrt
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Können Sie sich noch an den Sommer vor zwei Jahren erinnern? Es herrschten wochenlange Trockenheit bei fallenden Pegeln, an den neuralgischen Punkten am Rhein und an anderen Wasserstraßen kamen kaum noch Schiffe durch, es drohten ernsthafte Engpässe bei der Versorgung von Industrie und Verbrauchern.

Es war fast so schlimm wie beim sogenannten Jahrhundert-Niedrigwasser vier Jahre zuvor. Nun neigt sich der diesjährige Sommer so langsam dem Ende zu, ohne dass es zu vergleichbaren Ereignissen und Behinderungen gekommen wäre.

In diesem Jahr wirken sich dafür andere Faktoren negativ aus: Es sind die Produktionsrückgänge aufgrund einer allgemein eingetrübten Konjunktur, ob nun in der Chemie- oder auch Stahlindustrie, die bekanntlich zu den Großabnehmern der Binnenschifffahrt gehören. Transportleistung und Gütermengen nehmen folglich weiter ab, obwohl doch dem nassen Transportweg ein großes Potenzial und Kapazitätsreserven attestiert wird.

In Reaktion auf die beiden Extremwetter-Ereignisse 2018 und 2022 hatten einige, vor allem große Reedereien wie die HGK Shipping oder auch Rhenus in moderne Schiffe investiert, die auch bei niedrigen Pegeln noch möglichst viel Ladung transportieren können. Das war und ist sinnvoll. Denn solche Schiffe dürften sich noch als überaus nützlich erweisen, wenn das nächste Niedrigwasser kommt. Zudem sind diese Neubauten mit auskömmlichen und langfristigen Charterverträgen der jeweiligen Industriekunden ausgestattet, rechnen sich vermutlich also trotz der höheren Anschaffungskosten bestens.

Es sind allerdings bislang nur sehr wenige Einheiten. Angesichts der begrenzten Investitionskraft der gesamten Branche dürfte die Modernisierung der in weiten Teilen hoffnungslos überalterten Flotte daher noch sehr lange dauern. Dass das Bundesver­kehrsministerium das entsprechende Förderprogramm rigoros eindampfen will, ist dabei keine Hilfe.

Stattdessen hat das Haus von FDP-Minister Wissing nun eine Studie in Auftrag gegeben, um neue Ladungspotenziale für die Binnenschifffahrt zu identifizieren, die dafür benötigten (neuen) Schiffstypen zu benennen und, vor allen Dingen, Handlungsempfehlungen zu formulieren, wie das entdeckte Potenzial durch die richtigen Anreize und Rahmenbedingun­gen gehoben werden kann. Die Ergebnisse werden in jedem Fall aufschlussreich sein. Eine gewisse Skepsis sei erlaubt. Denn wenn der Erkenntnis anschließend kein konsequentes Handeln folgt, wäre auch das nur ein Feigenblatt für die deutsche Verkehrspolitik. Zu oft schon wurde die Branche von nicht erfüllten Versprechen enttäuscht.