Die Ausschreibung für den Ausbau des Twentekanals ist gescheitert. Dadurch verzögert sich das Projekt voraussichtlich um rund anderthalb Jahre. Die Entscheidung für den Bau einer zweiten Schleusenkammer in Eefde ist indes gefallen
Schlechte Nachrichten für die Nutzer des Twentekanals. Die Erweiterung der niederländischen Wasserstraße wird zumindest in den kommenden anderthalb Jahren nicht realisiert werden können. Davon betroffen ist auch der Port of Twente, der unter anderem in Hengelo das Container Terminal Twente (CTT) betreibt.
Der Hafenbetreiber bedauert die Verzögerung, denn die Erweiterung des Wasserweges sei notwendig für die größeren Schiffe sowie zur Entlastung der Straßen. Wenn größere Einheiten mit mehr Ladung auf dem Twentekanal fahren könnten, würde dies den Transport über die Wasserstraße finanziell noch interessanter machen. Dies könnte bei Unternehmen dazu führen, sich Frühzeit für die Nutzung von Binnenschiffen zu entscheiden, so Port of Twente. Dadurch entstünde im Endeffekt eine höhere Planungssicherheit.
Um den Ausbau der Wasserstraße zügig voranzutreiben, hat Port of Twente zusammen mit 31 weiteren Unternehmen und dem zuständigen Minister im Jahr 2013 den sogenannten »Beter Benuttendeal« geschlossen.
Man werde daher die Konsequenzen diskutieren, kündigt Port of Twente an. Ebenso wolle man Rijkswaterstaat zu Gesprächen einladen, um so schnell wie möglich zu besprechen, welche Engpässe vorranging behoben werden müssten, auch in Bezug auf die Instandhaltung des Kanals, solange dessen Erweiterung noch nicht umgesetzt sei.
Zweite Schleusenkammer Eefde
Positives gibt es unterdessen aus Eefde zu berichten, denn dort ist nach jahrelangen Diskussionen nun, unter Beteiligung des Staatsrats, die Entscheidung für den Bau einer zweiten Schleuse gefallen. Bereits im Januar 2018 sollen die Arbeiten beginnen. Für den Bau ist das Konsortium Lock2Twente zuständig, bestehend aus den Unternehmen Mobilis und Croon Wolter & Dros. Es ist verantwortlich für Vorfinanzierung, Planung und den Bau der neuen Schleuse, für deren Unterhaltung in den kommenden 27 Jahren sowie für die Instandhaltung der bestehenden Schleuse. Zusätzlich soll ein neuer Schleusenkontrollstand errichtet werden. Gedin Engineering steht Lock2Twente während der Arbeiten beratend und unterstützend zur Seite.
Laut Rijkswaterstaat bedeutet die Entscheidung für die neue Schleuse zum einen, das Schiffe mit einem größeren Tiefgang das Bauwerk passieren können, zum anderen, soll die Wartezeit abnehmen.
»Der aktuelle Schleusenkomplex ist zu klein für das beim Wassertransport erwartete Wachstum«, begründet Rijkswaterstaat. Ferner könne das Vorhandensein von nur einer Schleuse sich im Falle von Wartungsarbeiten oder Katastrophen zum Problem entwickeln, wie beispielsweise im Januar 2012 als eine 90 t schwere Hebetür heruntergefallen war. Der Schiffsverkehr wurde dadurch blockiert und alle Güter hätten auf der Straße transportiert werden müssen. Derzeit würden jährlich rund 70.000TEU etwa 60Mio.t Güter die Schleuse Eefde passieren, so Rijkswaterstaat.
Nach Angaben von Port of Twente waren rund 200 Ortsansässige zu einem Informationsabend über die neue Schleuse erschienen. Es habe viele Fragen gegeben, hauptsächlich sei es um Umweltfragen gegangen, so Ernst Rijsdijk von Rijkswaterstaat. Vor allem sei die Kapperallee und das Gelände nördlich der Schleuse thematisiert worden.
Einige Anwohner haben in der Vergangenheit versucht, den Bau zu verhindern. Im Mai 2016 hatte der Staatsrat schließlich entschieden, das die Fertigung der zweiten Schleuse erfolgen kann und vier Familien ihr Zuhause verlassen müssten. Diese Gegner seien auch beim Informationsabend zugegen gewesen. Sie seien nun keine Gegner mehr, allesamt seien mit einem Lächeln nach Hause gegangen, berichtet Rijsdijk.
Der Bau der zweiten Schleusenkammer wird voraussichtlich 2020 abgeschlossen sein.
Thomas Wägener