Die aktuelle Hochwassersituation führt an mehreren Flüssen zu Behinderungen im Schiffsverkehr. Auf vielen Wasserstraßen musste der Verkehr sogar ganz eingestellt werden.
Hauptgrund für die steigenden Pegel sind lang anhaltender Regenfälle in Verbindung mit der Schneeschmelze in den Bergen.
Wie der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) mitteilte, sind derartige Hochwassersituationen um diese Jahreszeit grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Deshalb seien die sowohl die Schifffahrt als auch ihre Kunden darauf vorbereitet. Entweder sei bereits im Vorfeld eine Versorgung mit Mehrmengen erfolgt oder die Kunden würden nach Abfließen des Hochwassers wieder regulär bedient, hießt es.
Mit Transportverlagerungen auf die Straße oder die Bahn müsse deshalb bei zu erwartenden kurzfristigen Sperrungen für die Schifffahrt nicht gerechnet werden. Im Containertransport im Hinterlandverkehr der Seehäfen könne es indes zu Verzögerungen kommen. Gravierende wirtschaftliche Beeinträchtigungen der Branche seien zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht zu erwarten, so der BDB, da eine Entspannung der Lage in Sicht sei.
Auf dem Oberrhein kein Schiffsverkehr
Entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse werden derzeit die Überschreitungen der relevanten Hochwassermarken mehrerer Pegel, darunter Mainz, Kaub und Köln, vorhergesagt, sodass in Kürze mit einer Einstellung der Schifffahrt – wie bereits heute u.a. am Oberrhein (Maxau) – zu rechnen sei. Gründe hierfür lägen im Zusammentreffen verstärkter Niederschläge und Tauwetter im Südwesten Deutschlands sowie der Schweiz. Die erhöhten Abflussmengen würden zu einer »Wellenbildung« führen, die von Oberrhein und den Nebenflüssen kommend, die Wasserstände kurzfristig ansteigen lasse, so der BDB. Nachlassende Niederschläge und zurückgehende Temperaturen sollten zu einer Entspannung der Lage im Verlauf der nächsten Wochen führen.
Schiffe ballen sich in Duisburg
Durch die hochwasserbedingte Sperrung der Rheinschifffahrt flußaufwärts ab Köln haben vermehrt Binnenschiffer im Duisburger Hafen festgemacht. In Spitzenzeiten zählte Deutschlands größter Binnenhafen rund 100 Schiffe, rund 70 davon hätten wegen des Hochwassers angelegt, hieß es. »Damit sind unsere Kapazitäten aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft, da wir als sogenannter Fluchthafen reichlich Anlegeplatz vorhalten, wenn es zu Einschränkungen der Rheinschifffahrt aufgrund von Hoch- beziehungsweise Niedrigwasser kommt«, so Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG (duisport).
Die Nebenflüsse des Rheins sind ebenfalls von den hohen Wasserständen betroffen. So ist auf der Mosel, der Saar und Teilen des Neckars die Schifffahrt derzeit eingestellt. Auf dem Neckar fänden derzeit lediglich in der chemischen Großindustrie in Heilbronn Verkehrsverlagerungen auf den Lkw statt, da diese unabhängig vom Hochwasser beliefert werden müsse, informiert der Verband. In den anderen relevanten Gütergruppen auf dem Neckar (Baustoffe, Kohle, Schrott) sei dieser Effekt bisher nicht in größerem Ausmaß festzustellen. Am Neckar wird laut BDB mit einer Wiederaufnahme der Schifffahrt in der ersten Hälfte der dritten Kalenderwoche gerechnet.
Die Mittelweser ist derzeit aufgrund der Überschreitung der relevanten Hochwassermarken an zahlreichen Pegeln für die Schifffahrt gesperrt. Deshalb finden dort keine Durchgangs- oder Orts-verkehre mehr statt. Mit einer Entspannung der Situation sei in den nächsten Tagen zu rechnen.
Naturgemäß halten sich die Auswirkungen von Hochwasser in den Kanälen in Grenzen. Dennoch könne es aber zu Beeinträchtigungen im Wechselverkehr mit dem Rhein und anderen Nebenflüssen kommen.
Teile des oberen Mains sind derzeit nicht mehr schiffbar. Aufgrund des vorerst zu erwartenden weiteren Wasseranstiegs sei davon auszugehen, dass die Sperrung der Schifffahrt auf weitere Teile des Flusses ausgeweitet werde, informiert der BDB. Auch auf Teilen der deutschen Donau wurde die Schifffahrt mittlerweile eingestellt. Die dort ansässigen Unternehmen würden die Lage beobachten, um die Berechnung des Scheitelpunktes des Hochwassers vornehmen zu können. Verlagerungseffekte seien bei den Güterströmen bei einer Sperrung von wenigen Tagen aber auch hier nicht zu erwarten.
Die Elbe ist nicht betroffen
Auf der Elbe besteht hingegen keine Hochwassergefahr. Betroffen ist lediglich die Verladung in Richtung Rheingebiet. Laut BDB wird damit gerechnet, dass sich die Wettersituation kurzfristig wieder entspannt und die Transporte zum Rhein ab Mitte der dritten Kalenderwoche wieder aufgenommen werden können.