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Mit einem »Digitalen Schifffahrtsassistenten« soll die Binnenschifffahrt in Deutschland

auf die Zukunft eingestellt werden. Ein entsprechendes Forschungsvorhaben soll

eine App entwickeln und so für mehr Effizienz sorgen

Das Verkehrsaufkommen in der Binnenschifffahrt, so die Erwartung der Bundesregierung, wird in den kommenden Jahren wachsen. Allein der Bundesverkehrswegeplan 2030 prognostiziert in Deutschland für diesen Bereich eine Zunahme von 23%. Wenn aber, was zu erwarten ist, die Infrastruktur im Wesentlichen unverändert bleibt, sind neue Ansätze für eine effizientere Nutzung der Wasserstraßen nötig. Die Management- und Technologieberatung BearingPoint entwickelt dazu in einem Forschungsprojekt mit den Partnern Bundesanstalt für Gewässerkunde und der TU Berlin einen »Digitalen Schifffahrtsassistenten« (DSA). Mit dem DSA sollen Schiffer, Reedereien, Verlader und Häfen ihre Kosten senken und Transporte optimieren können.

Oberstes Ziel des DSA soll es sein, Binnenschiffern eine langfristige und verlässliche Planung ihrer Routen und Ankunftszeiten zu ermöglichen. Als digitale Plattform ermöglicht der DSA neue Kooperationsformen zwischen den beteiligten Akteuren in der Schifffahrt. So werden in der angestrebten Webapplikation Wasserstandprognosen und Verkehrslagen integriert. Schnittstellen zu Häfen und Schleusen und Informationen beispielsweise über die Verfügbarkeit von Liegeplätzen sollen helfen, Abläufe und Reiseplanungen zu optimieren. In die DSA-Applikation lassen sich über die IT-Plattform weitere digitale Dienste mit eigenen Geschäftsmodellen einfügen.

Alexander Schmid, Partner bei BearingPoint, beschreibt die Zielsetzung des DSA: »Mit dem ›Digitalen Schifffahrtsassistenten‹ können die beteiligten Akteure in der Binnenschifffahrt ihre Transporte zukünftig besser planen und koordinieren. Die Effizienz und die Wirtschaftlichkeit wird innovativ gesteigert, da der DSA die gesamte Wertschöpfungskette der Binnenschifffahrt unterstützt. Damit wird die Basis für ein zukünftiges digitales Ökosystem sowie die Binnenschifffahrt 4.0 geschaffen.«

Ralf Kiepe von der Heinz und Ralf Kiepe Schifffahrts OHG, selbst erfahrener Praktiker, beschreibt die positive Erwartung, die für ihn mit der DSA-Applikation verbunden ist: »Eine verlässliche Pegelstandprognose ermöglicht eine bessere Ladungsplanung und erhöht damit direkt die Wirtschaftlichkeit meiner Fahrten.«

Der Digitale Schifffahrtsassistent will unterschiedliche Aspekte berücksichtigen. Zur Optimierung der Routen- und Zeitplanung sollen Echtzeitdaten zu Schiffsbewegungen und Verkehrsmeldungen verknüpft werden, damit eine optimierte Routen- und Zeitplanung und damit ein geglätteter Verkehrsfluss entsteht.

Durch die nutzerorientierte Anwendung werden Nutzer und Verwaltung, Schiffer, Verlader und Verwaltung zusammengebracht. Dies fördert die Dispositionsplanung, optimiert die Schleusenvorgänge und fördert die digitalen Angebote der WSV, wichtig dafür ist es, die Daten bedarfsorientiert aufzubereiten und den unterschiedlichen Nutzern harmonisiert zur Verfügung zu stellen. Der Digitale Schifffahrtsassistent als Plattform wird mit einer Vielzahl von Datenquellen arbeiten. Dazu zählen Informationen über das Verkehrsnetz der Bundeswasserstraßen, die Wasserstraßendatenbank der WSV, die Nachrichten für die Binnenschifffahrt sowie die Schleusenöffnungszeiten. Auch die Pegelstandsvorhersagen aus ELWIS und Pegelonline werden eingebunden. So soll zukünftig Hochwasser und Kleinwasser besser berücksichtigt werden können, Engstellen bei Brücken und Schleusen werden rechtzeitig der Reiseplanung unterlegt, die Suche nach Liegestellen wird verbessert. Als Kartengrundlagen dienen Open Street Maps und weitere Kartendaten Deutschland mit internationalen Schnittstellen.

Als Ergebnis steht das Ziel, Planungs- und Koordinationsprozesse von Schiffern, Verladern und Verwaltung zu verknüpfen und so Kosten zu senken.

Das Forschungsprojekt »Digitaler Schifffahrtsassistent« mit Kosten von 3,17Mio. € wird zu 68% vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) durch den mFUND, ein Programm des BMVI, gefördert (https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales/mFund/Ueberblick/ueberblick.html).

Ab dem Herbst 2018 wird der DSA in einer Feldphase mit allen Beteiligten der Binnenschifffahrt getestet. Mit dem Feldtest wird die Anwendung als Prototyp zur Verfügung stehen.

Im Rahmen einer Onlinebefragung sind Teilnehmer an der Binnenschifffahrt bis Mitte April 2018 aufgerufen an einer Umfrage zum Thema »Anforderungen an den DSA« teilzunehmen.

Link zur Onlinebefragung: https://www.soscisurvey.de/DSA//
Hermann Garrelmann