In Obernau am Main wird der Neubau einer Staustufe geplant. Die Maßnahme beinhaltet auch eine neue Schleuse. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren. Mit dem Bau der Schleuse soll voraussichtlich im Jahr 2023 begonnen werden.
Der Schleusenneubau ist Teil der gesamten Neuplanung der Staustufe Obernau, der sich in sieben Bauphasen gliedert. Neben dem flussseitigen Bau der neuen Schiffsschleuse und Bootsschleuse mit den jeweiligen Vorhäfen wird auch ein neues Wehrs mit integrierter Fischauf- und -abstiegsanlage konstruiert.
Die neue Schiffsschleuse wird parallel zur alten Schleuse in den Fluss gebaut. Ihre Maße richten sich nach den Bemessungsgrundlagen für die Bundeswasserstraße Main. Wie ihre Vorgängerin ist eine nutzbare Kammerlänge von 300 m vorgesehen. Die Kammerbreite wird mit 12,50 m um einen 0,5 m erweitert. Im Zuge des Neubaus werden die Vorhäfen vergrößert, sodass künftig mehr Warteplätze zur Verfügung stehen werden.
Schleuse bekommt Drehsegmenttor
Schleusenkammer und Trennmolen werden mit Steigleitern, Kanten- und Nischenpollern ausgerüstet, was für die Sicherheit der Schiffe sorgen soll. Neu ist hingegen, dass die Schleuse künftig mit zur Hochwasserabfuhr herangezogen werden soll. Dazu wird sie mit einem Drehsegmenttor ausgestattet. Nach Angaben des Wasserstraßen-Neubauamts (WNA) Aschaffenburg ermöglicht dies das Öffnen und Schließen bei unterschiedlichen Wasserständen. Somit könne also das Wasser durch die Schleusenkammer abgelassen werden.
Zwischen dem neuen Wehr und der neuen Schiffsschleuse ist die neue Schleuse für Sportboote geplant mit einer Kammerlänge von 20 m und einer -breite von 4 m. Auch dieses Bauwerk erhält Vorhäfen in beiden Richtungen mit ausreichenden Warteplätzen für die Sportboote.
Bau eines neuen Wehres mit Fischabstieganlage
Rund 160 m unterhalb der bestehenden Wehranlage wird das neue Wehr errichtet. Gewählt wurden wie bisher drei Wehrfelder von jeweils 40 m Breite (Achsmaß). Das Wehr wird im Unterschied zum vorhandenen als wassergefülltes Schlauchwehr geplant. Dabei wird ein Schlauch je Wehrfeld, bestehend aus mehreren Lagen Kunststoffgewebe, auf einer 3 m dicken, verankerten Stahlbetonplatte befestigt. »Füllt man den Schlauch mit Wasser, hält er das Mainwasser zurück, lässt man es ab, kann der Fluss darüber hinweg fließen«, informiert das WNA Aschaffenburg. Über die Regulierung der Füllmenge und des Innendrucks ließen sich so die gewünschten Stauhöhen einstellen.
Die Fischabstieganlage wird in die neu zu errichtende Wehranlage integriert und befindet sich in den jeweiligen Wehrpfeilern. Der abstiegswillige Fisch schwimmt hierbei durch eine der Einstiegsöffnungen in den ausgehöhlten Pfeilerquerschnitt durch seitliche Einstiegsöffnungen ein. Die Einstiege sind oberflächennah als auch sohlnah angeordnet. Sie befinden sich an den mittleren Wehrpfeilern auf beiden Flankenseiten und im an den Kraftwerkskanal angrenzenden Wehrpfeiler nur auf der wehrseitigen Flanke. Der an die Bootsschleuse angrenzende Wehrpfeiler ist nicht für den Fischabstieg vorgesehen.
Das bestehende Wasserkraftwerk wird über eine Trennwand an die neue Wehranlage angeschlossen. Aufgrund der zu erwartenden Fließgeschwindigkeiten im Kraftwerkskanal wird die Sohle mit Wasserbausteinen gesichert.
Die bisherige Fischtreppe wird durch eine ausgeklügelte Fischaufstieganlage ersetzt. Sie bietet den Fischen zwei Einstiege für eine gefahrlose Überwindung der Staustufe: einen am Kraftwerkskanal und einen 70 m oberhalb der Wehrachse. Gewählt wurden technische Aufstiegsanlagen, sog. Schlitzpässe. Dabei überwinden die Fische den Höhenunterschied über treppenartig angelegte Becken, deren Trennwände mit Schlitzen versehen sind. Über ein Raugerinne, einem naturnahen Bachlauf, werden die Fische um das Kraftwerk herum in den Main zurückgeleitet.