Viel Bewegung in Krefeld

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Es geschieht so Einiges in und um den Hafen Krefeld: Nach einem recht erfolgreichen Jahr 2017 wechselt Hafenchef Sascha Odermatt nun als Nachfolger von Rainer Schäfer zu den Neuss-Düsseldorfer Häfen, GoodMills beginnt noch in diesem Jahr mit dem Bau der neuen Mühle und der Hafen selbst treibt den Ausbau des Trailer Ports als Hafenbahnhof voran

Im Krefelder Hafen ist man mit der Entwicklung recht zufrieden. So stieg der wasserseitige Umschlag von 3,7 Mio. t im Jahr 2016 auf 4,8 Mio. t im vergangenen Jahr, während der Bahnumschlag weitestgehend stagnierte. Hinzu kommen zwei große Neuansiedlungen in naher Zukunft: GoodMills will bis Ende 2019 mit seinem neuen Standort in die Produktion gehen und Westfalengas will 2020 mit seinem Gasumschlag im Krefelder Hafen beginnen. Aktuell haben Wissenschaftler unter der Leitung des Stadtarchäologen Hans-Peter Schletter die 3,7 ha große Fläche archäologisch untersucht, die Good Mills erworben hat und nun bebauen möchte. Finanziert wurde die Untersuchung, so wie im Gesetz vorgesehen, zu einem großen Teil vom neuen Inhaber der Fläche.

Immerhin 3,4ha der untersuchten Fläche waren archäologisch relevant. Die Funde datierten die Fachleute auf 800 v. Chr. bis 800 n. Chr. Man fand rund 3.000 Strukturen im Boden, im Wesentlichen sind es offenbar Spuren eines römischen Dorfes. »Es handelt sich wohl um eine Ansiedlung, die dem römischen Lager zuzuordnen ist, das sich ebenfalls im Hafengebiet befindet und ein geschütztes Baudenkmal ist«, erklärt Jennifer Morscheiser, Archäologin der Stadt Krefeld.

Aber auch Spuren einer Schlacht kamen zutage: Die Überreste von etwa 300 Pferden deuteten auf eine Auseinandersetzung der als gute Reiter bekannten Bataver und römischer Soldaten, in Folge des Machtvakuums nach dem Tod Kaiser Neros. 70m3 Material mit etwa 10.000 Funden entnahm man der Fläche im Verlauf der wissenschaftlichen Arbeiten. Rund 30 Helfer, archäologisch interessierte Bürger aus der Region und Studenten aus ganz Europa, unterstützten die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit.

Inzwischen sind die Grabungen beendet und laut GoodMills rechnet man fristgerecht mit allen nötigen Genehmigungen, um noch im Frühjahr mit den ersten Baumaßnahmen beginnen zu können. Ebenfalls im Baumodus ist das Unternehmen Westfalengas, das einen neuen Standort im Krefelder Hafen zum Gasumschlagplatz ausbaut.

Auch der Hafen selbst ist aktiv: Für 15Mio. € will die Hafengesellschaft in der zweiten Hälfte des Jahres in Linn auf 42.000m2 einen Hafenbahnhof errichten. Wieder einmal wartet man auf das Eisenbahnbundesamt, das dem letzten großen Bauprojekt der Krefelder, dem Transterminal auf 100.000m2 am gleichen Ort, 2014 überraschend seine Unterstützung verweigerte.

Doch der Bedarf für einen Ausbau der Bahninfratsruktur ist für die Krefelder unstrittig. Die stagnierenden Zahlen des Bahnumschlags, trotz steigenden Gesamtumschlags, sind ein Indiz, dass man die Kapazität der Hafenbahn erweiter muss: Im vergangenen Jahr habe man zu den eigenen drei Lokomotiven noch vier chartern müssen. Doch die Gleise an der Hafenanlage seien zu kurz, man habe umständlich Züge für die Be- und Entladung teilen müssen, heißt es von der Hafenleitung.

Noch in diesem Quartal erwarten die Krefelder gespannt den Prüfberichtsentwurf der Behörde, um zu erfahren, ob der Bau des Trailer Ports gefördert wird. Zu den geplanten Baumaßnahmen gehört die Ertüchtigung zweier Gleise, eines ist 650m, das andere 350m lang, sowie diverser Rangiergleise. Reachstacker sollen statt einer Krananlage für die Trailerverladung sorgen. Das Projekt ist derzeit mit 15Mio. € veranschlagt. Nun hoffen die Krefelder, dass man in der zweiten Hälfte des Jahres mit dem Bau beginnen kann, um ebenfalls 2020 in Betrieb gehen zu können.

Am Krefelder Schwerlastterminal der Firma Felbermayr, sind die Baumaßnahmen schon lange abgeschlossen und man hat alle Hände voll zu tun: Zwei 300t schwere 50-Hertz-Transformatoren machten sich erst kürzlich auf den aufwändigen Weg über die Straßen von Mönchengladbach nach Krefeld, um von dort aus per Schiff nach Rostock zu reisen. Das profitabel arbeitende Werk des US-Konzerns produziert bis zu 30 Stück der Giganten im Jahr, war aber wegen Schließungsgerüchten immer wieder Gesprächsthema.

Für den Felbermayr-Niederlassungsleiter wäre das kein schönes Szenario: »Die Verladungen aus Mönchengladbach sind schon wichtig für uns, und wenn man die Rückgänge der Verladungen aus der Windkraftbranche hinzurechnet, dann merken wir das hier am Terminal schon.« Jürgen Schüring macht als Grund für den Rückgang der Transporte aber nicht nur unternehmerische Günde aus. Die fehlende Unterstützung der Windkraft seitens der Politik spiele ebenso eine Rolle, wie der schlechte Zustand der Verkehrsinfrastruktur, die man benötigt, um zum Hafen zu gelangen.

Derzeit steht die Halle bei Felbermayr noch voll mit weiteren Transformatoren, draußen an der Kaimauer wird gerade der nächste 400t schwere Transformator von einem Ponton in ein Binnenschiff verladen. Kein Problem für den Felbermayr-Kran, der bis zu 750 t heben kann und bei 21m Auslage noch 460 t hält. Unterstützt vom fest installierten »Big Rocky« der Firma Klösters ist das Schwerlastterminal hervorragend auf diese Art von Transporten eingestellt. Im abgelaufenen Jahr schlug Felbermayr in Krefeld auf 75 Schwergutschiffen um, auf 235 Schüttgutschiffen und belud projektbezogen 190 Einheiten mit Komponenten für Windenergieanlagen. Insgesamt 430.000 t Güter wurden von den 17 Mitarbeitern in Krefeld umgeschlagen.

In diesem Jahr werden die 140.000 t aus dem Bereich Windkraft voraussichtlich jedoch nicht erreicht, sagt Schüring, die Produktion und der Transport von Windkraftanlagen in NRW sei schon fast Geschichte, merkt er an. Aber auch die Infrastruktur der anderen Verkehrsträger bereitet ihm Sorgen: »Wir sind auf alle drei Verkehrsträger angewiesen. Wenn ein Weg nicht mehr gut oder sogar gar nicht mehr funktioniert, dann gefährdet das die Produktion der schwerlastigen Hightech Produkte und das merken wir dann auch in unseren Auftragsbüchern«, warnt Schüring.


Martin Heying