Das vierte Finowkanal-Symposium am 28. März in Eberswalde stellte weitere Weichen für eine kommunale Arbeitsgemeinschaft, den Kanal mit Unterstützung des Bundes in eigene Regie zu übernehmen. Auch das Projekt E70 und weitere Kooperationen standen im Fokus
Prof. Hartmut Ginnow-Merkert, Vorsitzender der Initiative »Unser Finowkanal e.V.«, begrüßte Vertreter aus Polen und Litauen. Er hob hervor, dass Deutsche auf Urlaubsreisen jährlich 65 Mrd. € im Ausland ausgeben und dass Tourismus an zweiter Stelle der bedeutenden Branchen in Deutschland liege.
In Vertretung des Schirmherrn Friedhelm Boginski, Vorsitzender der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Region Finowkanal (KAG), informierte der Bürgermeister von Liebenwalde, Jörn Lehmann, über den Stand der Gespräche mit dem Bund, den Kanal aus dessen Verantwortung zu gegebener Zeit zu entlassen und den Kanal ins Eigentum einer künftigen kommunalen Kanalgesellschaft zu überführen. Die meisten kanalanliegenden Kommunen hätten bereits zugesagt, sich an der Gesellschaft zu beteiligen. Der Bund werde das Projekt unterstützen. Intensiv beteiligt ist auch die Wassertourismus-Initiative Nordbrandenburg (WIN), unter deren Regie bereits der Anschluss des Werbellinkanals zum Finowkanal wieder hergestellt und der »Langer Trödel« genannte Abschnitt des Finowkanals von Liebenwalde bis Zerpenschleuse wieder schiffbar gemacht und die Zerpenschleuse neu gebaut hat. Das nächste WIN-Projekt ist der im vorigen Jahr mit der GDWS vereinbarte Neubau der Schleuse Friedenthal bei Oranienburg mit 50% Förderung des Bundes.
Der Architekt Roland Poppensieker plädierte dafür, das Finowtal zu einer Marke zu entwickeln. Der Tourismus erfordere, die alten Industriebrachen am Kanal als historische Denkmäler wieder herzurichten.
Auf das Projekt E 70 bezogen, das von Belgien bis Litauen reicht und auch noch fast durchgängig befahrbar ist, machte die Regionalentwicklerin Wasserstraßen der Wojewodschaft Kujawien Pommern, Zaneta Marciniak, vom Marschallamt Torun (Thorn), darauf aufmerksam, dass man von Torun aus über den Bromberger Kanal bis zur Mündung der Notec (Netze) in die Warthe und die Notec bergwärts und durch Kanäle bis zur Weichsel und diese talwärts bis Torun, eine Rundfahrt von 690 km machen könne.
Besorgt äußerte sie sich darüber, wie es mit dem E 70-Projekt zwischen Oder und Weichsel weitergehe, wenn Polen den Ausbau der Wasserstraße für die Wasserstraßenklasse Va verwirkliche. Sie wünsche sich, dass alte Schleusen durch neue umgangen würden, um das Ambiente der Fluss- und Kanalgeschichte zu erhalten.
Auch Prof. Dr. Vytautas Paulaskas vom NPPE-Schifffahrtsforschungsinstitut in Klaipeda (Memel) betonte, dass die wassertouristischen Möglichkeiten der E 70 auch in Litauen genutzt werden können. Auch die Durchfahrt durch die russische Enklave Kaliningrad ist möglich, aber durch die Bürokratie erschwert.
Dr. Lorenzo Guendel, Geschäftsführer von PUUR Yachtcharter Zehdenick, stellte fest, dass die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern das größte, schönste und attraktivste zusammenhängende führerscheinfreie Wassersportrevier Europas beherbergen. Und der Wasserstourismus sei ein bedeutender Arbeitgeber in beiden Bundesländern. Ausbau und Unterhaltung könne man jedoch nicht nur Ländern und Kommunen überlassen.
David Edwards May, Präsident von Inland Waterways International, lobte die Initiativen im E 70-Projekt und für den Finowkanal und zeigte am schottischen Beispiel, wie man Wassertourismus attraktiv gestalten kann.
Christian Knoll