Es war eines der letzten großen Bauwerke des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr. 17. Die zweite Schleuse in Zerben am Elbe-Havel-Kanal bei Magdeburg hat 62 Mio. € gekostet
An der feierlichen Verkehrsfreigabe der zweiten Schleuse Zerben sollen etwa 400 Personen zugegen gewesen sein. Der Präsident der Generadirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, begrüßte die Parlamentarischen Staatssekretäre Enak Ferlemann vom BMVI und Dr. Sebastian Putz vom sachsen-anhaltinischen Landesverkehrsministerium und zahlreiche weitere Gäste. Hans-Heinrich Witte hob hervor, dass die neue Schleuse Zerben der modernen Großschifffahrt, den Reedereien, Logistikern und Schiffseignern nun effektivere Transportmöglichkeiten biete und auch die Sicherheit und Leichtigkeit auf dem Elbe-Havel-Kanal (EHK) verbessere. »Innerhalb von fünf Jahren ist eine moderne Schleuse entstanden, die den neuesten technischen Erfordernissen entspricht und für eine Nutzungszeit zwischen 50 und 100 Jahren ausgerichtet ist«, so Witte.
Aber leider könne der Elbe-Havel-Kanal seine volle Leistungsfähigkeit nicht ausspielen, weil die künftige neue Schleuse Wusterwitz erst weitergebaut werden könne, wenn die Schuldfragen bei der Herstellung schadhaften Betons geklärt seien, was sich noch weitere Jahre hinziehen werde, bevor die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden könnten.
»Zum Glück ist die alte Schleuse Wusterwitz weiterhin betriebsfähig, sodass der Schiffsverkehr weiter aufrechterhalten werden kann.« Allerdings ließen die Drempeltiefen der alten EHK-Schleusen nur Tauchtiefen bis 2,50 m zu, während das Projekt 17 für Tauchtiefen von 2,80 m geplant worden sei.
Die Baukosten der Schleuse Zerben betragen 62 Mio. €. Der Neubau der 2. Schleusenkammer wurde durch die EU-Kommission im Rahmen ihrer Förderprogramme zum Ausbau der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-T und CEF) in den Jahren 2016 bis 2018 mit insgesamt 6,46 Mio. € kofinanziert.
Die neue Schleuse und der Elbe-Havel-Kanal sind Teile des VDE 17. Mit dem VDE 17 sollen die Häfen und die Wirtschaftsstandorte im Raum Berlin, Brandenburg und Magdeburg gleichwertig an das westliche Wasserstraßennetz (Mittellandkanal, Hafen Hamburg und Rhein) angeschlossen werden. Durch den Ausbau sollen zukünftig Großmotorgüterschiffe bis 2.000 t sowie 185 m lange Schubverbände bis 3.500 t Tragfähigkeit und 2,80 m Tiefgang die Ost-West-Relation befahren können. Gleichzeitig sollen die Durchfahrtshöhen an den Brücken für den zweilagigen Containerverkehr eingerichtet werden.
Projekt 17 bis zur Oder
BMVI-Staatssekretär Enak Ferlemann: »Wir nehmen heute eines der letzten großen Bauprojekte des VDE 17 in Betrieb. Mit dem Ausbau der West-Ost-Achse steigern wir die Leistungsfähigkeit der Binnenschifffahrt in der Region und im gesamten Wasserstraßennetz. Darüber hinaus erreichen wir Verlagerungseffekte von der Straße auf die Wasserstraße. Dies ist ein wirksamer Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen.«
Zwar sei das Projekt 17 für den Ausbau des Ost-West-Wasserweges vom Rhein bis Berlin vorgesehen und auch im alten Bundesgebiet werde an der Ertüchtigung des West-Ost-Wasserweges gearbeitet, doch es komme darauf an, über Berlin hinauszusehen und auch die Wasserstraßen von Berlin zur Oder zu ertüchtigen.
Das neue Schiffshebewerk Niederfinow werde demnächst in Betrieb gehen (voraussichtlich 2019 – die Red.). Dann müssen die Wasserstraßen von dort bis zur Oder ertüchtigt werden, was auch im vordringlichen Bedarf des BVWP 2030 vorgesehen sei. Schubeinheiten mit 185 m Länge können bis zu 170 Lkw von der Straße holen – ein wichtiger Beitrag der Binnenschifffahrt zum Klimaschutz.
Die Elbe und die Digitalisierung
Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär im Verkehrsministerium von Sachsen-Anhalt, wies darauf hin, dass das Projekt 17 mit der Kanalbrücke über die Elbe, der Abstiegsschleuse vom Mittellandkanal und der Niedrigwasserschleuse für die Landeshauptstadt Magdeburg bereits große Erfolge gebracht habe. Die beständige Wassertiefe von vier Metern, die immer voll beladenen Schiffsraum ermögliche, habe das Hafengebiet zu einem leistungsfähigen Güterverkehrszentrum werden lassen, in dem praktisch ein neues Industriegebiet entstanden sei. Container-, Schwerlast- und Projektverkehre haben sich erfolgreich entwickelt.
Nun komme es darauf an, auch die Elbe zu ertüchtigen und zügig das Gesamtkonzept Elbe umzusetzen.
Und, worauf sich die Binnenschifffahrt auch im Elbgebiet einstellen müsse, sei die Digitalisierung nach dem Programm ELBE 4.0, woran in den zuständigen Magdeburger Forschungseinrichtungen angestrengt gearbeitet werde.
Der Geschäftsführer von Papenburg Wasserbau, Hannover, und Leiter der ARGE Schleuse Zerben, Theo Gottschalk, lobte die Einsatzbereitschaft aller in der Arbeitsgemeinschaft tätigen Unternehmen und die gute Zusammenarbeit mit dem Wasserstraßenneubauamt Magdeburg sowie dem Stahl- und Maschinenbau Sibau aus Genthin, das für den Bau sämtlicher maschinentechnischer Einrichtungen zuständig war.
Gottschalk betonte, dass man sich aufgrund der schlechten Erfahrungen beim Bau der zweiten Schleuse Wusterwitz sehr eingehend mit der Zusammensetzung des Betons beschäftigt habe und man erst dann betoniert habe, als feststand, dass man eine Mischung gefunden habe, die hohe Qualität und Lebensdauer garantiere.
Nach den Festreden fuhr der Eisbrecher »Seestern« des WSA Brandenburg, unter dessen Leitung das Bauvorhaben stand und das dafür viel Lob erhielt, symbolisch als erstes Schiff durch die neue Schleuse.
Christian Knoll