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Die vom Hafenbetrieb Rotterdam unterstützte Sektorabstimmung Container-Binnenschifffahrt hat zu ersten greifbaren Ergebnissen geführt. Es wurden fünf konkrete Lösungsansätze erarbeitet.

Sie zeigen, dass Verlader, Spediteure, Operatoren in der Binnenschifffahrt, die Inlands- und Deepsea-Terminals sowie die Reedereien die Engpassproblematik in Rotterdam ernst nehmen und gemeinsam lösen wollen.

Es sei wichtig, die Engpässe im Blick zu haben, bekräftigt Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam. Die Teilnehmer würden einander nun besser verstehen, so Castelein, der »unbestrittene Fortschritte« ausgemacht hat, wenngleich das Ziel »noch lange nicht erreicht ist.«.

Die Sektorabstimmung habe langfristige Lösungsrichtungen identifiziert, nun müssten diese in der Praxis konkretisiert werden, heißt es. »Das bedeutet, dass das Dashboard der Performance-Indikatoren im Sommer 2018 fertig sein muss«, unterstreicht der CEO. Außerdem sollten dann mehrere Pilotprojekte aktiv sein, damit Lösungen getestet werden könnten. Alle teilnehmenden Parteien müssten hierzu einen Beitrag liefern, fordert Castelein.

19 Unternehmen beteiligen sich

Insgesamt 19 Unternehmen aus dem In- und Ausland nehmen an der Sektorabstimmung Container-Binnenschifffahrt teil. Seit September 2017 bis heute fanden im Rahmen der Zusammenarbeit vier Plenarsitzungen statt. Dort wurden die Fortschritte der drei Arbeitsgruppen besprochen, die jeweils einen spezifischen Auftrag bekommen hatten.

Eine Arbeitsgruppe untersuchte die Einflussfaktoren und Beziehungen in der Supply Chain der Container-Binnenschifffahrt. Eine zweite sollte »schnelle Lösungsmöglichkeiten« (Quick Wins) im Bereich der operativen Planung identifizieren. Die dritte Arbeitsgruppe war für das Definieren von Leistungsindikatoren zuständig, um so über die gesamte Supply Chain hinweg die Performance der Container-Binnenschifffahrtskette und insbesondere die entscheidenden Übergabemomente zwischen den einzelnen Kettenmitgliedern zu analysieren.

Fünf konkrete Ergebnisse

(1) Verbesserung des Anfrageverfahrens für Binnenschiff-Slots: Ab jetzt werden auch alle aufeinander folgenden Änderungen der ursprünglichen Slot-Anfrage, um Container zu den Terminals zu bringen oder abzuholen – zum Beispiel Änderungen der Call Size – im Port-Community-System Portbase gespeichert. Dadurch könnten sowohl die Terminals als auch die Operatoren in der Binnenschifffahrt besser planen und erhielten dadurch einen genaueren Einblick in den aktuellen Status der Abfertigung.

(2) Bündelungen von Container-Fracht: Der Hafenbetrieb hat in den vergangenen zwei Monaten zwei wichtige Initiativen belohnt, in deren Rahmen Deepsea-Terminals, Binnenschifffahrt-Reedereien und Inlands-Terminals kooperieren, um Containerfracht zu bündeln und im Rahmen eines festen Fahrplans auf wichtigen Wasserstraßen zwischen Rotterdam und dem Hinterland effizient zu transportieren. Der Hafenbetrieb Rotterdam gab nun bekannt, dass er die Zusammenarbeit zwischen HTS Intermodaal, dem Deepsea-Terminal RWG und dem D3T-Inlandsterminal in Duisburg bei der Einführung eines neuen, festen Fahrplans zwischen Duisburg, Gorinchem und Rotterdam unterstützt. Anfang des Jahres hatte der Hafenbetrieb bereits die Unterstützung eines vergleichbaren Projekts im sogenannten West-Brabant-Korridor (Rotterdam-Moerdijk-Tilburg) verkündet. Aufgrund der Bündelung der Fracht seien weniger Schiffe notwendig, was die Staubildung im Hafen senke, heißt es. In den ersten Monaten habe diese Shuttle-Verbindung zu einer Verdoppelung der Call Size und einer zuverlässigeren Abfertigung in den Terminals, einen erhöhten Containertransport pro Fahrt auf den Binnengewässern und zur Senkung des Transporst auf der Straße geführt, so die Niederländer. Darüber hinaus sei die Verweilzeit der Schiffe, die die den neuen Fahrplatzen nutzen, um ungefähr 30 % gesunken.

(3) Dashboard zur Überwachung der Supply-Chain-Performance: Bei Unterstützung und Verpflichtung einiger Teilnehmer in der Lieferkette entwickelte der Hafenbetrieb Rotterdam mit der Zusage der Partner ein klares, aussagekräftiges Dashboard der Performance-Indikatoren in den entscheidenden Momenten der Warenübergabe zwischen aufeinanderfolgenden Kettengliedern der Container-Binnenschifffahrtskette. Die verbesserte Übersicht soll es den Partnern ermöglichen, Engpassquellen schneller zu identifizieren und gemeinsam zu beheben.

(4) Analyse der Ursachen der Engpässe in der Container-Binnenschifffahrtkette: Die Kooperation hat eine große Anzahl von Lösungsansätzen erarbeitet, die nun von den Partnern in der Supply Chain unter der Leitung des Hafenbetriebs nach einer vertiefenden Analyse für langfristige Lösungen priorisiert werden.

(5) Merklicher Anstieg bilateraler Vereinbarungen zwischen den Partnern in der Lieferkette: Die Partner arbeiten intensiver zusammen um die verfügbaren Kapazitäten effizienter einzusetzen und die Zuverlässigkeit de Supply Chain zu verbessern. Dazu gehört unter anderem die Reduktion der sogenannten »No Shows« und die bessere Nutzung dadurch frei gewordener Abfertigungskapazitäten.

Zusätzliche Investitionen

Zur Unterstützung dieser Ergebnissen der Sektorabstimmung Container-Binnenschifffahrt wollen der Hafenbetrieb Rotterdam und die Wirtschaft weiterhin in die Verbesserung des Containerumschlags am Hafen Rotterdam investieren.

Der Hafenbetrieb hat beispielsweise im März dieses Jahres mit dem Bau der Container Exchange Route begonnen. Im gleichen Monat hat die Kramer Group die Anzahl der fest zugeordneten Binnenschifffahrt-Shuttles zwischen ihrem Terminal im Eemhaven und den Deepsea-Containerterminals von APMT und RWG auf der Maasvlakte deutlich aufgestockt. ECT arbeitet seit Jahresanfang gemeinsam mit drei Binnenschifffahrt-Kooperativen im Rahmen eines Pilotprojekts mit sogenannten »Fixed Windows« für Binnenschiffe mit großen Call Sizes. ECT und auch AMPT haben zudem angekündigt, zusätzliches Personal einstellen zu wollen.

Der Hafenbetrieb investiert zudem weiterhin in Nextlogic, ein digitales Tool, mit dem Operatoren in der Binnenschifffahrt und Terminalunternehmen Informationen für die Abfertigung der Container austauschen können. Man gehe davon aus, dass sich in der kommenden Zeit weitere Partner dieser Plattform anschließen würden. BREIN, das zentrale Planungstool von Nextlogic, soll voraussichtlich Ende 2018 zur Verfügung stehen.