Der Hafenbetrieb Rotterdam hat die erste Version von Pronto vorgestellt, einer digitalen Plattform zum Informationsaustausch. Die neue Applikation soll die Abfertigung der Schiffe effektiver gestalten und beschleunigen.
Dank Pronto könne die Verweildauer der Schiffe im Hafen um 20 % verkürzt werden, sagen die Niederländer. Pronto sorge dafür, dass durch eine bessere Belegung die Kapazitäten der Hafenterminals besser ausgeschöpft würden und dass zahlreiche Dienstleistungen, wie Bunkern, Wartung und Bevorratung, engmaschig geplant und aufeinander abgestimmt werden könnten. Zugleich könnten die CO2-Emissionen im Hafen gesenkt werden.
»Pronto ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Hafenbetrieb mit neuen digitalen Anwendungen die Prozesse im Hafen effizienter gestaltet«, sagt Paul Smits, CFO des Hafenbetriebs und verantwortlich für die Digitalisierung, die eine strategische Priorität für den Hafenbetrieb darstellt. Pronto biete Reedereien, Agenten, Dienstleistern und Betreibern eine gemeinsame, auf internationalen Standards basierende Plattform für den Austausch aller Port-Call-Informationen. Dadurch könnten alle Nutzer die mit dem Anlaufen eines Hafens einhergehenden Tätigkeiten optimal planen, ausführen und überwachen. Davon könnten wiederum alle Beteiligten profitieren. Dank des jetzt möglichen, eindeutigen Datenaustauschs werde ein Port Call viel intelligenter und effizienter geplant und Schiffe schneller abgefertigt, sagt Smits.
Pronto soll der Hafengemeinschaft zur Verfügung gestellt werden
Pronto wurde im Rahmen einer zwölfmonatigen Entwicklungsphase getestet. Die Hafenbehörde will die Anwendung nun allen Beteiligten und Mitgliedern der Hafengemeinschaft zur Verfügung stellen, entweder im Austausch gegen Daten oder gegen eine Gebühr. Zudem soll die App in der nächsten Zeit mit neuen Funktionalitäten weiterentwickelt werden. »Wir erwarten, dass immer mehr Terminals im Hafen Pronto nutzen werden, wodurch die Qualität der Daten steigt«, so Smits.
Jedes Jahr laufen ungefähr 30.000 Seeschiffe im Hafen von Rotterdam ein. Für eine gute Planung benötigen die Reedereien detaillierte Informationen beispielsweise zu Wasserständen, Anmeldeverfahren sowie Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Seit September 2017 ist eine weltweit gültige Norm für diesen Typ nautische Daten und Hafeninformationen in Kraft. Die nautischen Daten, die auf Schiffen verwendet werden, stimmen dadurch über die ganze Supply Chain hinweg und auch mit denen der Häfen überein – und genau das war eine Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung von Pronto.
Shell berichtet von Verringerung der Wartezeit
Auch Shell hat sich im vergangenen Jahr am Pronto-Pilotprojekt in Rotterdam beteiligt. »Das Pilotprojekt hat uns vom Mehrwert, den Pronto liefert, überzeugt«, erklärt Ed Barsingerhorn, General Manager Shipping & Maritime Europa und Afrika. Man habe die Wartezeit bei auslaufenden Schiffen um 20 % senken können, gibt er einen Einblick. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass alle Beteiligten – also auch Terminals und Agenten – eng zusammenarbeiteten und die Daten untereinander austauschten. »Wenn wir jedoch die Daten nicht nur in Rotterdam, sondern auch mit anderen Häfen untereinander austauschen, ist das Verbesserungspotenzial noch um ein Vielfaches höher«, so Barsingerhorn. Die Schiffe könnten ihre Fahrt dann optimal beladen antreten und dank einer besseren Planung pünktlich ankommen.
Funktionen von Pronto
Pronto bietet Reedereien, Agenturen, Terminal-Betreibern und anderen Dienstleistern eine gemeinsame Plattform für den Austausch von Informationen rund um ihre Port Calls. Sie können das Pronto-Dashboard benutzen oder dank der API-Schnittstellen direkt in ihren eigenen Systemen mit den Daten arbeiten. Sobald die voraussichtliche Ankunftszeit ETA (Estimated Time of Arrival) bekannt ist, erhält ein Schiff in Pronto seine eigene Timeline. Auf ihr sind alle Aktivitäten eines Port Calls verzeichnet: von der Ankunft über den Aufenthalt bis zum Auslaufen des Schiffs aus dem Hafen.
Pronto kombiniert öffentliche Daten, direkt von den teilnehmenden Betrieben stammende Daten sowie mit Verfahren der künstlichen Intelligenz erzielte Prognosen, um im Hinblick auf einen Port Call die präzisest-möglichen Informationen zu erhalten. Pronto tauscht dabei niemals Informationen mit Bezug zur Ladung aus.
Benutzer können die verfügbaren Daten über ein angepasstes Dashboard einfach filtern und je nach Bedarf in die Timeline eines jeden Hafenbesuchs hineinzoomen. Mit diesen Informationen könnten sie ihre Aktivitäten viel effizienter als vorher planen und ausführen, heißt es. Die Fortschritte und der Status der Ereignisse werden kontinuierlich im Dashboard aktualisiert. So können Benutzer den Prozess überwachen und falls erforderlich anpassen. Auf Wunsch erhalten Benutzer automatische Warnungen bei relevanten Statusaktualisierungen oder Änderungen der Planung.