Der Seehafen Brake meldet für das abgelaufene Jahr einen Seegüterumschlag von 5,67 Mio. t. Um den Standort auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu halten, investiert die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts)
In diesem Jahr sollen rund 6Mio. € in neue Infrastrukturen fließen. Für die Instandhaltung der vorhandenen Hafenanlagen sind Ausgaben in Höhe von weiteren rund 4Mio. € geplant. »Wir bauen unsere Häfen bedarfsgerecht aus. Dabei ist uns die Leistungsfähigkeit der bestehenden Anlagen ebenso wichtig wie die Schaffung von neuen«, erklärt NPorts-Geschäftsführer Holger Banik.
Bereits im vergangenen Sommer bekam die Niederlassung Brake Verstärkung in der Suprastruktur durch eine moderne, hydraulische Materialumschlagmaschine des Typs Liebherr LH 150 M. Sie wird vorwiegend im Althafen eingesetzt und kann bei einer Ausladung von 28,50 m 8 t an den Haken nehmen.
Fortschritt bei laufenden Projekten
Der zweite Großschiffsliegeplatz wurde bereits fertiggestellt. Damit erhält der Hafen eine Anlegemöglichkeit für ein weiteres Schiff mit einer Länge von 270 m und einem Tiefgang von bis zu 11,90 m. Durch den Bau des neuen Bahnübergangs an der Berliner Straße soll zudem die Hinterlandanbindung erheblich verbessert werden.
Der Gütertransport per Bahn hat eine hohe Bedeutung für den Braker Seehafen. Rund 50% der Güter verlassen oder erreichen den Hafen auf diesem Weg. Die Brücke soll den alten Bahnübergang ersetzen und für mehr Sicherheit an dem Teilabschnitt der Berliner Straße sorgen. NPorts, die Deutsche Bahn und die Stadt Brake setzen das Projekt derzeit gemeinsam um.
Außerdem steht in diesem Jahr die Planung der Wiederherstellung des Liegeplatzes für den Schwefelumschlag an. Notwendig geworden war diese durch die Havarie des Frachters »Mount Hope« im November 2017. Die Poller- und Fendereinrichtungen der Anlegestelle wurden dabei vollständig zerstört, wodurch eine 80 m lange Lücke in die Anlegestelle gerissen wurde. Der Gesamtschaden beträgt 5Mio. €. Bezahlen soll die Versicherung der Reederei. »Die Anlage muss so schnell wie möglich wieder instandgesetzt werden, damit der Umschlag reibungslos ablaufen kann«, so Banik.
Von Bedeutung für die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ist auch das Thema Digitalisierung. In diesem Jahr will NPorts zunächst in Pilotprojekten an den Standorten Brake und Wilhelmshaven »WLAN bis an die Hafenkante« für alle Kunden einrichten. In Brake werden aktuell die Bedingungen im Hafen für die Umsetzung erfasst und analysiert. Mittelfristig sollen alle NPorts-Häfen mit WLAN ausgestattet werden.
Eigene Binnenschiffs-App kommt
Weiterhin wurde in Brake ein Förderantrag für den Aufbau einer digitalen Leitwarte für das Management von Energieflüssen (Energie-Dashboard) gestellt. Dieses Frühjahr ist außerdem die Veröffentlichung der unternehmensweiten Binnenschiffs-App »Port Spot« geplant. Damit soll die Anmeldung für Binnenschiffe im Hafen künftig auf mobilem Weg laufen. »Der Hintergrundgedanke bei all diesen Projekten ist, Abläufe im Hafen zu optimieren, Ressourcen intelligent einzusetzen und dadurch die Umwelt zu entlasten«, sagt Banik.
Die Pläne zur Digitalisierung des Braker Hafens entstehen laut NPorts auch mit Blick auf die Nachhaltigkeitsinitiative hafen+. Nachdem die Häfen Emden und Wilhelmshaven bereits ein PERS-Zertifikat (Port Environmental Review System) für ihr nachhaltiges Umweltmanagement erhalten haben, sind jetzt Brake und Cuxhaven ausgezeichnet worden. Für Brake ist hierbei vor allem das Kooperationsprojekt »LED und LEP in den Häfen« zu nennen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren testet die Niederlassung zusammen mit ihren Projektpartnern bremenports, JadeWeserPort und der BLG innovative Leuchtmittel auf ihre Langlebigkeit, ihren Energieverbrauch und die Lichtwirkung. Eine Zwischenbilanz zeigt: LED und LEP haben jeweils einige große Vorteile.
Der Rund-um-die-Uhr-Betrieb erfordert eine Beleuchtung, die jederzeit einen sicheren Hafenumschlag und eine störungsfreie Hafenlogistik ermöglicht. »Die Anforderungen an die Hafenbeleuchtung sind daher groß. Das Licht muss stark genug sein, um alle Winkel, Flächen und Anlagen eines Hafens auch nachts zu erhellen. Zugleich dürfen Anwohner, die land- und wasserseitigen Verkehrswege nicht geblendet und die angrenzende Flora und Fauna möglichst nicht gestört werden«, heißt es dazu in den Anforderungen des Kooperationsprojekts.
»Energie und Kosten zu sparen sind wichtige Vorteile, aber am Ende geht es auch um Verkehrs- und Arbeitssicherheit«, betont Olaf Eden, Projektleiter bei NPorts in Brake. Unter anderem dort wird eine Vergleichsstudie zwischen drei Hochmasten durchgeführt, die mit unterschiedlichen Leuchtmitteln bestückt sind – der herkömmlich eingesetzten Natriumdampfleuchte, der moderneren LED-Beleuchtung sowie der innovativen LEP-Technologie (Light Emitting Plasma), die in europäischen Häfen bisher noch nicht verwendet wird. In den USA, wo sie auch hergestellt wird, kommt diese sogenannte Mikrowellenlampe indes bereits an verschiedenen Hafenstandorten zum Einsatz. In einer Quarzlampe werden mit Hilfe von Mikrowellen chemische Verbindungen angeregt und so ein Plasma erzeugt, das Licht emittiert.
Mit einigen Metern Abstand ist schon mit bloßem Auge zu sehen, dass die Natriumdampfleuchte ein gelbes Licht abstrahlt, während an den anderen beiden Masten das Licht blau und kälter erscheint. Eden erläutert: »Jedes Leuchtmittel hat ein anderes Beleuchtungsspektrum. So hat zum Beispiel LEP den Vorteil, dass es dem Tageslicht sehr nahe kommt. Dadurch ist man wacher, es ist für die Augen weniger anstrengend. Dank dieser Eigenschaft fällt die bei künstlicher Beleuchtung normalerweise auftretende Ermüdung deutlich geringer aus und das Risiko für Arbeitsunfälle sinkt.« Ferner soll bei dieser Technik ein geringerer Wartungsbedarf bestehen. Durch eine hohe Lebensdauer und eine kleinere Anzahl benötigter Leuchten sollen zudem weniger Kosten anfallen.
Allerdings habe die LED-Technologie in den vergangenen Jahren »Evolutionssprünge« durchlaufen und sei nun – in Bezug auf die Lichtqualität – nahezu gleichwertig mit dem LEP-Produkt: »Wir erkennen derzeit deutliche Ersparnisse bei verbesserter Beleuchtung«, zieht Eden ein erstes Zwischenfazit.
Einsparung bei LED höher
Das deckt sich den Angaben zufolge mit den Ergebnissen der Projektpartner. Durch den Einsatz der LED-Beleuchtung seien erhebliche Energieeinsparungen möglich. So habe im Neustädter Hafen in Bremen bei der BLG der Energieverbrauch im Vergleich zu der alten Natriumdampfbeleuchtung um circa 70 % gesenkt werden können. Bei den Hochmasten in Brake habe der Energieverbrauch um bis zu 60 % reduziert werden können. Die LEP-Technologie bringt dagegen deutlich geringere Einsparungen mit sich. Bei guter Lichtqualität wurde hier den Angaben zufolge lediglich ein um 10 % verringerter Verbrauch erreicht. Es habe sich zudem gezeigt, dass die LED-Beleuchtung insektenfreundlicher sei.
Bis Ende dieses Jahres läuft das Projekt weiter, dann werden den Häfen Erkenntnisse für einen stärkeren Einsatz von innovativen Beleuchtungstechnologien zur Verfügung stehen. Ebenfalls untersucht wird, ob die Leuchten den speziellen Anforderungen der rauen Umgebungsbedingungen an der Küste gerecht werden. Dazu werden die Tests vom Ingenieurbüro Tara mit lichttechnischen Untersuchungen und einer Mitarbeiterbefragung begleitet.