Smart St@rt will Flüchtlinge für Binnenschifffahrt und Logistik gewinnen

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Die gesellschaftliche Diskussion um die Integration von Flüchtlingen ist vielfältig und schwierig und soll an dieser Stelle nicht vertieft werden. Sicher ist aber, dass neben Akzeptanz und Annahme kultureller und gesellschaftlicher Grundwerte der Spracherwerb und eine Berufsausbildung der Schlüssel dafür sind. Integration kann letztendlich nur dann funktionieren, wenn eine Integration in den Arbeitsmarkt gelingt.

»Die Integration der zugewanderten Flüchtlinge in berufliche Bildung und Erwerbsarbeit ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die Bildungssystem, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt. Diese Menschen, die nach 2013 nach Deutschland eingereist sind, haben – so erste Studien – sehr unterschiedliche schulische und berufliche Vorbildungen, aber auch berufliche Erfahrungen. Drei von vier Asylbewerbern und -bewerberinnen sind jünger als 30 Jahre, 44% sind zwischen 16 und 30 Jahre alt, d.h. bereits heute im ausbildungsfähigen Alter, weitere 7% werden in den kommenden Jahren ein solches erreichen (BAMF 2016). In besonderer Weise ist daher das Berufsbildungssystem gefordert, diesen jungen Menschen die Chance auf eine tragfähige berufliche Ausbildung zu ermöglichen.« So ist es in dem 2017 herausgegebenen wissenschaftlichen Diskussionspapier des Bundesinstituts für Berufsbildung »Geflüchtete und berufliche Bildung« (Heft 187) zu lesen.

Auch wenn große Anstrengungen erforderlich sind, um Flüchtlinge erfolgreich beruflich zu qualifizieren, besteht vielleicht für die Unternehmen in Binnenschifffahrt und Logistik eine Chance, vor dem Hintergrund des demografischen Wandels dem Mangel an qualifiziertem Personal entgegenzuwirken. Ein Versuch lohnt sich zumindest für beide Seiten.

Das Projekt Start – Integrierte fachlich-sprachliche Qualifizierung von Flüchtlingen für den Berufsstart in Binnenschifffahrt und Logistik – hat es sich daher zum Ziel gesetzt, im Rahmen eines Pilotprojektes Flüchtlinge an die Beschäftigungsfelder Binnenschifffahrt und Logistik heranzuführen und sie auf eine berufliche Anschlussfähigkeit in einem Ausbildungsverhältnis oder Arbeitsverhältnis vorzubereiten. Dabei sollen die fachlichen und berufspraktischen Inhalte mit den sprachlichen Inhalten eng verknüpft werden, so dass der Teilnehmer auch sprachlich bereits spezifisch auf den Bereich Binnenschifffahrt und Logistik vorbereitet wird. Die Teilnehmer sollen insgesamt einen Überblick über Anforderungen und Inhalte dieses Berufsfeldes erhalten und so auch ihre eigene Eignung und Affinität einschätzen können.

Zwei Kurse werden angeboten

Im Laufe des Projektes werden zwei Kurse mit jeweils 15 bis 18 Teilnehmern stattfinden, von denen der erste bereits für das vierte Quartal 2018 geplant ist. Die hier gewonnenen Ergebnisse und Erfahrungen sollen Grundlage für den Aufbau des zweiten Kurses sein. Zunächst gilt es aber, die geeigneten Teilnehmer für die Kurse zu finden und ein Curriculum zu erarbeiten, denn die Teilnehmer müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, um die Abbruchquote so gering wie möglich zu halten. Dazu gehört ein gewerblich-technisches Berufsinteresse und der Status als anerkannter Flüchtling bzw. als Person mit einem Bleibestatus. Natürlich sind auch ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache nötig und der Teilnehmer sollte nach Möglichkeit unter 25 Jahre alt sein. Mit den potenziellen Kandidaten wird ein speziell dafür ausgewiesener Bildungsträger einen Kompetenztest zur Feststellung der persönlichen, sprachlichen und fachlichen Eignung durchführen.

Das Curriculum für diese Kurse wird darauf ausgelegt, Grundkenntnisse von Binnenschifffahrt und Logistik in Kombination mit berufsbezogener Deutschförderung zu vermitteln. Die erworbenen Sprachkenntnisse sollen dabei ein Niveau erreichen, das sich als Voraussetzung für eine Berufsausbildung eignet. Die gleichzeitig erworbene Fachpraxis soll als Basis für eine spätere Berufsausbildung dienen.

Da das Modellprojekt aber auch das Ziel verfolgt, eine dauerhafte gesellschaftliche Integration einzuleiten, sollen gesellschaftspolitische Inhalte als Querschnittsthema übergreifend vermittelt werden. Hierbei wird auf Konzepte und Erfahrungen in der Vermittlung gesellschaftspolitischer Inhalte im Berufsgrundbildungsjahr zurückgegriffen werden.

Voraussichtlich wird es drei Blöcke geben: Als erster Block gesellschaftspolitische Fragen sowie ein Überblick über das Berufsbildungssystem und die verschiedenen Berufe in der Transportlogistik. In Block zwei wird das Schwerpunktthema Binnenschifffahrt behandelt. In Block drei geht es schließlich um die individuellen Zukunftsperspektiven der Teilnehmer.

Wer die Fachpraxis kennenlernen will, der braucht einen Praktikumsplatz auf einem Schiff. Wir möchten daher alle Unternehmen schon heute herzlich bitten zu prüfen, ob sie bereit und in der Lage wären, einem der Kursteilnehmer einen einwöchigen Praktikumsplatz zur Verfügung zu stellen. Es ist noch etwas hin, aber für die grundsätzliche Bereitschaft wären wir dankbar. Und wer weiß – vielleicht findet man den kommenden Auszubildenden. Sprechen Sie unsere Geschäftsstelle bitte einfach an.

Projektbeteiligte

Verbundpartner des Projektes sind das DST, die Universität Duisburg-Essen und der BDB. Weitere Partner sind der BDS, Duisport, die IHK Duisburg-Wesel-Kleve und die Handwerkskammer Düsseldorf, IMBSE (Institut für Modelle zur beruflichen und sozialen Entwicklung), EBW (Evangelisches Bildungswerk im Kirchenkreis Duisburg) und ZfTI (Institut für Türkeistudien und Integrationsforschung) sowie ergänzend externe Experten.

Ein ambitioniertes Projekt, das einen großen Kreis von Beteiligten erfordert. Der größte Erfolg wäre es, wenn sich Teilnehmer des Projektes als Auszubildende oder Arbeitnehmer in Binnenschifffahrt und Logistik wiederfinden würden!