Seit 15 Jahren gibt es für Akteure in der Binnenschifffahrt einen jährlichen Pflichttermin –
die »Maritime Industry« in Gorinchem. Vom 29. bis zum 31. Mai erwarten die Veranstalter rund
500 Aussteller sowie nahezu 14.000 Besucher
Neben der in zweijährigem Turnus in Rotterdam stattfindenden Europort sowie der seit zwei Jahren in Kalkar organisierten Shipping Technics & Logistics ist die Maritime Industry (MI) noch immer ein Pulsmesser für die Binnenschifffahrt und die damit verbundenen Betriebe.
Alle führenden Werften, insbesondere aus den Niederlanden, sind präsent, die namhaften Motorenhersteller sind mit bekannten Lösungen vertreten. Spannend bleibt, ob es Antworten auf die Motorenrichtlinie NRMM geben wird, die ab 2019 bei Neubauten und Neumotorisierungen zu berücksichtigen ist. In Verbindung damit dürften auf den Ständen auch Konzepte für neue Antriebstechniken diskutiert werden. Die Diskussion um das Thema LNG sind ein wenig abgeflacht, stattdessen rücken hybride Lösungen mit elektrisch arbeitenden Modulen mehr in den Fokus. Verschiedene Anbieter arbeiten an Lösungen für Neubauten wie auch für Nachrüstungen.
Sicher werden auch die Diskussionen um die Stickoxide und Feinstaub im Dieselbereich Anlass sein, die Abgasreinigungstechnik nachzubessern. Ob die Marktführer oder Nischenanbieter hier mit neuen Lösungen auftreten, kann ein Besuch der MI klären.
Klar ist, dass das Interesse der Branche zur Teilnahme an der früher Binnenvaartbeurs genannten dreitägigen Veranstaltung ungebrochen ist. Bereits im Februar konnte Babette Fokkens, die für die Organisation der Messe verantwortlich ist, mit 404 Ordern eine Standbelegung von 80 % verkünden. Am Ende, so Fokkens, werde die Messe ausstellerseitig wieder ausgebucht sein.
Jahr für Jahr arbeiten die Organisatoren daran, die Messe für Besucher noch interessanter zu machen. Neben dem umfassenden Mix der Aussteller bauen sie ein wachsendes Begleitprogramm auf.
Neu ist in diesem Jahr am letzten Messetag (31. Mai) ein Karriereevent. Dies ist eine Plattform, in der Ausbildung und Karriere zusammengebracht wird. Es gibt Möglichkeiten zum Speeddating, einen gratis Check von Lebensläufen, Betriebspräsentationen und eine Fülle von Angeboten für freie Arbeitsplätze.
Gleich am ersten Tag lädt Maritime Delta, ein Zusammenschluss von Firmen und Ausbildungseinrichtungen in Süd-Holland, zu einem Ideencafé ein. In diesem Ideencafé wird aufgezeigt, wie technologische Trends Unternehmer und ihre Mitarbeiter beeinflussen können. Sprecher aus Ausbildungseinrichtungen und aus Betrieben skizzieren, welche Veränderungen zu erwarten sind. In Workshops soll dieses vertieft werden, wobei die Teilnehmer einen Einblick in die Art bekommen, wie Technik mit und für einen arbeiten kann. Wahlweise kann ein Workshop zum Thema Augmented Reality oder Big Data besucht werden.
Um Explosionssicherheit und die ADN 2019 geht am ersten Messetag zwischen 10 Uhr und 13:30 Uhr. Das zentrale Büro für Rhein- und Binnenschifffahrt (CBRB) informiert über die aktuellsten Änderungen. Die wichtigste Änderung bezieht sich auf die Anpassung bisheriger Unterschiede zwischen Schiffen mit trockener Ladung und Tankschiffen in explosionsgefährdeten, gefährlichen Gebieten. Mit dieser Harmonisierung reagiert die ADN auf die Atex-Richtlinie, die beim Löschen und Laden von gefährlichen Stoffen an Land gültig ist. Die erfolgten umfangreichen Änderungen haben Einfluss auf Konstruktionsvorschriften, auf operationelle Vorschriften für das Laden und Löschen, auf die Dokumente und beinahe die gesamte ADN-Regelgebung.
Kaum jemandem ist entgangen, dass das Thema Nachhaltigkeit auch im maritimen Sektor inzwischen eine große Rolle spielt. »Die Binnenschifffahrt hat noch kein wirklich grünes Image, obwohl die niederländische maritime Technologie über eine große Anzahl entsprechender Produkte und Dienste verfügt«, heißt es seitens des Veranstalters. An der »Hybrid & Elektrik-Route«, die sich über den gesamten Ausstellungsbereich zieht, wird aufgezeigt, wie die Zukunft aussehen kann.
Königliche BLN Schuttevaer organisiert zusammen mit der Messeorganisation einen so genannten Kopfstoß-Quiz für den echten Binnenschiffer. Hier gehen junge und alte Binnenschiffer mit ihrem Wissen in einen Kenntniswettstreit.
Am zweiten Messetag, am Mittwoch, dem 30. Mai lädt die Versicherungsgesellschaft EOC zu ihrer Mitgliederversammlung ein. Im Anschluss an die Sitzung wird zum Lunch eingeladen und danach natürlich auch zum Messebesuch.
Das Expertise und Innovationszentrum Binnenschifffahrt die EICB bietet um 10:30 Uhr Informationen über die neuesten Entwicklungen im Binnenschifffahrtsmarkt und in Binnenschifffahrtsprojekten. Das endgültige Programm lag zum Redaktionsschluss noch nicht vor.
Die Internationale Vereinigung des Rheinschiffsregisters (IVR) organisiert zwischen 14:30 Uhr und 18:00 Uhr ein Informationstreffen für ihre Mitglieder, auf dem die Entwicklungen einzelner Fachbereiche behandelt werden. Zum Abschluss folgt ein IVR-Netzwerktreffen.
Unter den erwarteten rund 500 Ausstellern befinden sich auch zahlreiche deutsche Firmen, die die Präsenz auf dem niederländischen Messetreff nutzen. In der Ausstellerübersicht sind diese farbig hervorgehoben.
Hermann Garrelmann