Das Projekt TASCS kommt auf die Zielgerade

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Am 29. Mai 2018 fand in Rotterdam das sog. »Mid-Term-Event« des Projektes TASCS statt. Dies war bereits mehr als eine Halbzeitbilanz, denn das Projekt wird Ende dieses Jahres /Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein. Die Untersuchung ist bereits weit vorangeschritten. Methode und Vorgehensweise, Stand der Dinge und erste Tendenzen wurden anlässlich des Mid Term Events präsentiert.

Zur Erinnerung

TASCS (Towards a Sustainable Crewing System) ist ein Projekt der Sozialpartner auf EU-Ebene zur Vorbereitung einer künftigen Neuordnung der Besatzungsregelungen. Finanziell unterstützt durch die Europäische Kommission läuft es bereits seit dem 1. Februar 2017 und endet am 31. Januar 2019. Auch die Flusskommissionen und Vertreter der Mitgliedstaaten wurden eingeladen, das Projekt zu begleiten und zu unterstützen. Gemeinsam wollen die Europäische Transportarbeiter Föderation (ETF) und die beiden europäischen Gewerbeverbände EBU und ESO mit TASCS Aufgaben und Belastung der Besatzungsmitglieder an Bord ermitteln. Es soll die Grundlage sein, um sinnvolle und zukunftsorientierte Vorschläge für ein nachhaltiges und flexibles Besatzungssytem zu entwickeln. Beantragt wurde das Projekt durch die ETF, die auch das Sekretariat führt. Geleitet wird es von einem sechsköpfigen Lenkungsgremium, in dem der BDS vertreten ist. Darüber hinaus gibt es eine sog. Focal Group, die zusätzlich beratend und unterstützend tätig wird.

Ausgangslage

Derzeit gibt es die Besatzungsregelungen der RheinSchPersV und die jeweiligen nationalen Besatzungsregelungen, die jedoch lange nicht mehr überarbeitet worden sind. Demgegenüber hat die Binnenschifffahrt sich erheblich verändert, zum einen im Hinblick auf die technischen Entwicklungen aber auch bei den Herausforderungen nicht technischer Art. Das Gewerbe sieht sich großen demographischen Veränderungen gegenüber, qualifiziertes Personal zu finden, wird immer schwieriger.

Deshalb sind Besatzungsregelungen erforderlich, die diese Veränderungen aufgreifen und die flexibler gestaltet werden, als dies bisher der Fall ist. Gleichzeitig müssen sie transparent und nachvollziehbar und vor allem einfach zu handhaben sein. Kein ganz einfaches Unterfangen, zumal die jeweiligen Interessen auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zu berücksichtigen sind. Nach Abschluss des Projektes TASCS wird daher vermutlich die Arbeit erst richtig losgehen.

Fürs erste haben die mit der Untersuchung beauftragten Institute eine umfangreiche Präsentation mit ersten Tendenzen vorgelegt, die während der Veranstaltung in Rotterdam ausführlich erörtert und hinterfragt wurden.

Die grundlegende Untersuchung wird durchgeführt vom DST (Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme, Duisburg) in Zusammenarbeit mit INTERGO (NL) und Prof. Peter Turnball, Universität Bristol. Ziel der Untersuchung ist es, die zeitliche Beanspruchung und die Arbeitsbelastung von Besatzungsmitgliedern anhand von unterschiedlichen Kategorien zu ermitteln, Zusammenhänge herzustellen und Methoden herauszuarbeiten, mit denen die Berechnung der notwendigen Besatzungsstärke differenzierter und passgenauer erfolgen kann, als dies in den geltenden Regelungen der Fall ist.

Es werden insgesamt 50 Schiffe besucht, die nach einem zuvor von den Sozialpartnern festgelegten Schlüssel ausgewählt wurden. Dazu gehören Schiffe aller Längen und Breiten, Trockengüterschiffe, Containerschiffe, Tankschiffe, Schubverbände, Fahrgastschiffe, Fähren, Flusskreuzfahrtschiffe, verteilt auf alle Fahrtgebiete wie Rhein, Main, Donau, Kanäle, Elbe genauso wie z.B. Neckar, Mosel, Saar, Rhone, Seine oder Maas. Auch sind alle drei Betriebsformen vertreten. Der Großteil der Schiffsbesuche ist bereits erfolgt.

Untersucht werden z.B. Aufgaben in der Navigation, beim Betrieb des Schiffes, beim Ladungsumschlag, bei der Kontrolle von Maschinen und Ausrüstung, Wartung und Instandhaltung, Kommunikation, Risiko- und Notfallmanagement. Betrachtet werden sowohl die kognitive Beanspruchung als auch die physische Arbeitsbelastung. Wie viele Hände sind für welche Arbeiten erforderlich und wann ist zusätzliches Personal an Bord nicht notwendig? Wie wirken sich Fahrtgebiet, Verkehr und Besonderheiten auf die Arbeitsbelastung aus, wie ist das Verhältnis von Arbeitsbelastung und Erholung?

Wie ist die Beanspruchung bei den jeweiligen Aufgaben zwischen Schiffsführer und den übrigen Besatzungsmitgliedern verteilt? Wann und wie lange ist z.B. uneingeschränkte Aufmerksamkeit erforderlich, wie ist das Verhältnis von hoher Belastung z.B. durch Verkehr, Hindernisse oder schlechte Sicht und Phasen geringerer Belastung, wie sind die Einsatzzeiten der Besatzungsmitglieder, wie wirken sich unterschiedliche Transportgüter auf die zeitliche Beanspruchung beim Laden/Löschen aus, steigt die Beanspruchung bei älterer Ausrüstung?

Was muss an Bord gemacht werden, weil es unmittelbar mit dem Transport von Ladung bzw. der Beförderung von Personen zusammenhängt? Was wird üblicherweise an Bord erledigt, könnte aber outgesourct oder automatisiert werden? Welche Aufgaben sind nicht termingebunden?

Wie geht es weiter?

Alle Ergebnisse werden in Veranstaltungen diskutiert. So soll ein Expertenworkshop am 28. Juni Aufschluss darüber geben, welche technischen und nicht technischen Entwicklungen die Arbeitsbelastung in Zukunft beeinflussen könnten. Eingeladen sind insbesondere Experten aus der Schifffahrt. Ferner wird es 2018 noch zwei Sitzungen des Lenkungsausschusses und eine Veranstaltung mit der Focal Group geben, bevor am 18. Dezember die Abschlusskonferenz ist.

Es ist also davon auszugehen, dass im kommenden Jahr Vorschläge für eine Besatzungsordnung in Angriff genommen werden können.