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In Straßburg fand der diesjährige Kongress der Internationalen Vereinigung des Rheinschiffsregisters (IVR) statt. 225 Teilnehmer aus 14 Staaten tagten im Palais du Rhin, dem Sitz der Zentralkommission der Rheinschifffahrt (ZKR), die in diesem Jahr das 150-jährige Bestehen der Akte von Mannheim feiert

Mit der Übernahme der Schirmherrschaft des Kongresses durch die ZKR und der Möglichkeit, in deren stilvollen Räumen zu tagen, wurde die besondere Verbindung beider Organisationen deutlich. In einem Workshop, der dieses Übereinkommen für die Freiheit der Schifffahrt auf dem Rhein in den Mittelpunkt stellte, unterstrich Achim Wehrmann, der amtierende Präsident der ZKR, die noch heute geltende Bedeutung der Revidierten Rheinschifffahrtsakte vom 17. Oktober 1868. Ein weiterer Themenschwerpunkt bezog sich auf Fragen zum autonomen oder auch automatisch gestützten Fahren.

Personelle Veränderungen gab es im Vorstand der IVR. Nachfolger von Klaus Weber, dem bisherigen Vorsitzenden, ist der Franzose Norbert Plancher, im Hauptberuf Direktor der Helvetica Assurences SA in Le Havre. Gegenüber den IVR-Mitgliedern kündigte Plancher die Ratifizierung des CLNI-2012-Abkommens (Straßburger Übereinkommen zur Beschränkung der Haftung in der Binnenschifffahrt) durch Frankreich an. Planchers bisherige Aufgabe als stellvertretender Vorsitzender übernimmt ab sofort Philippe Grulois aus Belgien. Grulois arbeitet für die Unie der Continentale Vaart, einer Arbeitgebervereinigung für Binnen- und Küstenschifffahrt.

Zum Auftakt des für Mitglieder und Gäste offenen Kongresses gab Professor Patrick Georges, Neurochirurg an der Universität in Brüssel, in seiner Keynote praxisnahe Hinweise unter dem Thema: »Wie verbessere ich meine Effektivität und mein Leistungsvermögen?« Dabei bewies Georges, dass Wissenschaftler durchaus praxisnah arbeiten können. Mit Aussagen wie »verschicken Sie wichtige Nachrichten erst am Folgetag, das erhöht die Qualität um 27%« oder »ein aufgeräumter Schreibtisch bedeutet 12% mehr Arbeitsqualität« versuchte Georges, seine Zuhörer zu mehr Disziplin zu überreden. Disziplin sei die einzige Möglichkeit, intelligenter zu arbeiten: »Genetisch ist es zu spät, erzieherisch auch, also bleibt nur Disziplin.« Sein Ratschlag unter vielen war im Kern folgender: »Beschließe und handle nie gleichzeitig!«

In den weiteren Workshops ging es um Fragen des zukünftig zu erwartenden autonomen oder automatisch gestützten Fahrens. In der Binnenschifffahrt müssen dazu noch viele Diskussionen geführt werden, vor allem, wo die Unterschiede liegen zwischen autonomem Fahren oder Automatisierung in der Navigation und welche Zwischenstufen zu unterscheiden sind. Auch wenn technologisch schon viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen, gebe der vorhandene juristische Rahmen noch keine Antworten, welche neuen Verantwortlichkeiten und Ansprüche sich ergeben könnten, so Gernot Pauli, Chefingenieur bei der ZKR.

Robert von den Hoven van Genderen, Direktor des Zentrums für Recht und Internet der Freien Universität Amsterdam, beleuchtete juristische und ethische Rahmenbedingungen beim Einsatz künstlicher Intelligenz in Verkehr und Transport. Johannes Trost, Mitglied der juristischen Kommission IVR und Anwalt bei Lebuhn & Puchta in Hamburg, ging auf mögliche juristische Auswirkungen des autonomen Fahrens ein. In der anschließenden Diskussion ging es insbesondere um die erforderliche Gesetz- und Regelgebung auf diesem Gebiet.

Der letzte Teil des Workshops wurde dem Thema »150 Jahre Akte von Mannheim« gewidmet. Der Präsident der ZKR, Achim Wehrmann, bewertete in seinen Vortrag die vielschichtige Bedeutung des »Rheinvertrages«. Tatsächlich habe die Akte von Mannheim die Basis gelegt für die Entwicklung des modernen Schiffsverkehrs über die Binnenwasserstraßen in Europa durch die Einführung der Freiheit der Schifffahrt über den Rhein. Auf die Akte von Mannheim werde noch immer Bezug genommen, vor allem wenn es um die Sicherheit der Binnenschifffahrt und Regeln mit Bezug zu den technischen Anforderungen an Schiffe und Besatzungen gehe, so Wehrmann.

Die heutige aktuelle Bedeutung der 150 Jahre alten Vereinbarung wurde unter der Gesprächsleitung von IVR-Generalsekretärin Theresia Hacksteiner beleuchtet durch Daniela Rosca, Abteilungsleiterin für Häfen und Binnenschifffahrt der DG Mobilität und Transport bei der Europäischen Kommission sowie Stephanie Peigney-Couderc als Mitglied der französischen ZKR-Delegation und Martin Fischer, dem Vorsitzenden der juristischen Kommission der IVR.

In der IVR-internen Sitzung wurden die anstehenden Regularien abgearbeitet und Berichte aus den Kommissionen gegeben. Als Teil ihrer Strategie habe die IVR in den letzten Jahren an einer neuen Rolle auf internationaler Ebene der Binnenschifffahrt gearbeitet. In diesem Rahmen nehme die Vereinigung an den Verhandlungen auf internationalen Ebenen teil, beispielsweise bei der ZKR, der Donaukommission und der europäischen Wirtschaftskommission UNECE.

Die wichtigsten Aktivitäten der IVR würden durch die Arbeitsgruppen geleistet, die in den vergangenen Jahren einen eindrucksvollen Output geliefert hätten, insbesondere mit Veröffentlichungen auf juristischem und technischem Gebiet. Damit habe man bei diversen Verhandlungen über die Erhöhung der Sicherheit im Binnenschifffahrtssektor durch Schadenverhütungsmaßregeln und mehr Vergleichbarkeit zwischen den gesetzlichen Regelungen beigetragen.

Personell zeigt sich die IVR mit nur geringen Veränderungen: Klaus Weber übergab den Vorsitz für die kommenden zwei Jahre an Norbert Plancher. Der neue Präsident kündigte die Organisation des IVR-Kongresses 2019 in Prag an.

Zum Programmabschluss stellte Jean-Louis Jerome, Generaldirektor der Häfen von Straßburg, seinen Hafenbetrieb vor. Mit 8Mio.t. Umschlag und 400.000TEU Containern sei Straßburg nach Paris der zweitgrößte Binnenhafen Frankreichs und der viertgrößte Hafen am Rhein.

Jerome lobte die Zusammenarbeit zwischen den Häfen am Oberrhein. Entlang der 274 Rheinkilometer zwischen Basel und Mannheim werden in neun multimodalen Häfen jährlich 50Mio.t Güter und 730.000TEU umgeschlagen. Das gebe, so der Hafenchef, insgesamt 70.000 Menschen Arbeit, 10.000 davon im Hafen von Straßburg.

Mit einem Empfang im Rathaus durch Catherine Trautmann, TEN-T Koordinatorin und Präsidentin des Straßburger Hafens wurde der Kongress abgeschlossen.


Hermann Garrelmann