Auf einem Hafentag in Emmerich am Rhein, organisiert vom Verbund »DeltaPort«, wurde die Bedeutung der Binnenhäfen zur Vermeidung eines drohenden »Verkehrsinfarktes« betont.
Marode Straßen, gesperrte Brücken und täglich kilometerlange Staus. In keinem anderen Bundesland sei die Verkehrslage so angespannt wie in Nordrhein-Westfalen, hieß es. Dies könne für die Wirtschaft erhebliche Folgen haben, denn Waren könnten dadurch nicht rechtzeitig ihren Bestimmungsort erreichen.
»Binnenhäfen können helfen den Verkehrsinfarkt abzumildern. Alle notwendigen Elemente sind vorhanden, um Großteile des Güterverkehrs von der Straße auf das Wasser zu verlagern«, führte Andreas Stolte aus, Geschäftsführer der DeltaPort Niederrheinhäfen. Allerdings fehle das Bewusstsein dafür. »Wir müssen Überzeugungsarbeit bei allen Ladungsbeteiligten leisten. Alle Ampeln für eine Verkehrsverlagerung müssen auf Grün gestellt werden«, forderte Stolte.
Dem konnte Verkehrsminister Hendrik Wüst nur beipflichten: »Das Bewusstsein der Menschen ist heute da, dass Verkehrsprojekte, die zur Entlastung der Straßen dienen, vorangetrieben werden müssen.« Gerade bei der Binnenschifffahrt gäbe es noch Luft nach oben.
Neue Stellen in der WSV
Wüst selbst setzt sich für den Verkehrsträger »Wasserstraßen« ein. Neben 30 neuen, bundesweiten Stellen in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) konnte er für Nordrhein-Westfalen 15 Stellen zusätzlich herausschlagen. »Ich freue mich, dass Sie die Initiative zur Stärkung des Hafenlogistikstandorts am Niederrhein vorantreiben. Wir unterstützen die Belange der Binnenschifffahrt gerne«, sagte Wüst.
Auch die Referenten beleuchteten in ihren Vorträgen die Rolle der Binnenhäfen und stellten die Vorteile des kombinierten Verkehrs heraus. Jürgen Albersmann von der Contargo, Betreiberin von 24 Terminals an der Rheinschiene, verdeutlichte an einem Praxisbeispiel, wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) sich beim Gütertransport mit einem Binnenschiff einsparen lässt. »Beim Gütertransport von unserem Terminal in Karlsruhe nach Rotterdam fallen per Lkw 505 kg CO2 an. Legt man nur die 60 km vom Kunden bis zum Terminal per Lkw zurück und steigt dann auf das Binnenschiff um, spart man 334 kg CO2.«
Binnenhäfen entlasten Straßen und Umwelt
Man sei prädestiniert, die Straßen und die Umwelt zu entlasten, sagten auch Sanne Maris vom Port of Rotterdam und Dieter Lindenblatt vom Port of Antwerp. Beide Seehäfen sehen sich mit enormen Gütermengen konfrontiert, die zum Teil nicht immer zeitnah umgeschlagen werden können. »Wir benötigen Hinterland-Hubs wie die Niederrheinhäfen. Durch unsere Zusammenarbeit können wir den Gütertransport optimieren und die Straßen entlasten«, waren sich Maris und Lindenblatt einig.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion wurde vor allem über die Rahmenbedingungen gesprochen. Geld sei vorhanden, hieß es. »Es liegt an der Umsetzung«, stellte Stefan Rouenhoff fest, CDU-Bundestagsabgeordneter des Kreises Kleve. Schon Mitte der 1990er-Jahre habe man beispielsweise über die Betuwe-Linie gesprochen, heute würde noch immer darüber diskutiert.
»Ich hoffe, dass das geplante Planungsbeschleunigungsgesetz hier Abhilfe schaffen wird«, so Rouenhoff. Auf das Gesetz baut auch Bernd Reuther, FDP-Bundestagsabgeordneter des Kreises Wesel, ebenso wie auf den Masterplan »Binnenschifffahrt«, der derzeit vom Bundesverkehrsministerium erarbeitet wird. »Wir müssen an allen Verkehrsträgern arbeiten – aber an der Binnenschifffahrt im Besonderen. Ihr ist in der Vergangenheit seitens der Politik zu wenig Bedeutung beigemessen worden«, betonte Reuther.