Angesichts der anhaltenden Trockenheit und des extremen Niedrigwassers in den deutschen Flüssen fordert die Binnenschifffahrt Hilfen des Bundes. Denn die Situation sei für viele Betriebe existenzbedrohend.
Die Bundesregierung hatte erst kürzlich und erstmals seit dem »Jahrhundertsommer« im Jahr 2003 ergänzend zu den Länderhilfen nationale Hilfszahlungen für die Landwirtschaft zugesagt. Dies fordern nun auch die Binnenschiffer ein.
»Neben den Landwirten sind schließlich gerade die Schifffahrtstreibenden in besonders starkem Maße von der Dürreperiode und der Austrocknung der Flüsse betroffen«, sagt Martin Staats, Vorstand der MSG e.G. und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).
Für die klein- und mittelständisch geprägte Branche seien derart lang anhaltende und intensive Niedrigwasserlagen existenzbedrohend. Finanzhilfen wären ein wichtiges Signal, dass die Regierung die Binnenschifffahrt nicht im Stich lasse, betont der BDB-Präsident.
Historischer Tiefststand an der Donau
Auf der Donau erreichte der Pegelstand in Pfelling in Niederbayern zuletzt mit 2,25 m einen historischen Tiefstand. Dieser lag bisher bei 2,30 m und wurde vor über sieben Jahrzehnten – am 25. September 1947 – gemessen. Für die Donauschifffahrt bedeuten diese Verhältnisse, dass aktuell nur noch sehr wenige, flachgängige Fahrzeuge mit einer Transportkapazität von ca. 1.000 t den Fluss befahren können – allerdings nur noch bis zu einer Abladung von bis zu maximal 200 t.
Ein solcher Transport entspricht noch etwa sieben bis zehn Lkw-Transporten. Zum Vergleich: Bei guten Wasserverhältnissen kann ein modernes Binnenschiff von 110 m Länge ca. 150 Lkw ersetzen. Eine derartige Minderauslastung und die damit verbundenen Einbußen von rund 1.000 €–4.000 € pro Tag und Schiff führten dazu, dass auch ein vertraglich vereinbarter Kleinwasserzuschlag den wirtschaftlichen Schaden nicht mehr kompensieren könne.
Der Großteil der neueren Binnenschiffe hat in der Regel eine Eintauchtiefe von 1,30 m bis 1,40 m und kann schon seit vielen Tagen die problematische Engpassstelle zwischen Straubing und Vilshofen nicht mehr passieren. In der Folge bilden sich auf der deutschen und österreichischen Donau an verschiedenen neuralgischen Punkten lange Schiffsstaus. Montan- und Agrargüter, Baustoffe und andere binnenschifffahrtsaffine Produkte bleiben liegen oder müssen über Ausweichrouten an ihr Ziel gebracht werden. Die Folge sei eine – auch von der Bundesregierung nicht gewünschte – dauerhafte Verkehrsverlagerung auf die ohnehin überlasteten Straßen.
»Die dramatische Situation zeigt, wie dringend der Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen umgesetzt werden muss«, so Staats. Die jüngste Mitteilung der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS), dass aufgrund von Verzögerungen erst im Sommer nächsten Jahres mit dem Erlass des Planungsfeststellungsbeschlusses zum Ausbau der Donau zu rechnen sei, sei eine Hiobsbotschaft für die Binnenschifffahrt und ihre Kunden.
Eine Entspannung der Lage an der Donau sei weiterhin nicht in Sicht. Erst lang anhaltende Regenfälle im süddeutschen Raum können zu einer Erholung der Pegel führen. Ähnlich dramatisch ist die Situation an den anderen deutschen Flüssen von Elbe bis Rhein.