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Trotz zurückgehenden Aufträgen im Tankermarkt bleibt die Bank für Schiffahrt (BfS) auf Wachstumskurs. Das Kreditvolumen steigt weiter an, mittelfristig aber dürfte sich das Portfolio neu sortieren

Die Bilanz fällt nach den ersten sieben Monaten sehr erfreulich aus. Das Plus in der Kreditsumme liegt gegenüber dem Vorjahr derzeit bei etwa 5% nach mehr als 10% im Vorjahr. Die Nachfrage gerade nach Tanker-Neubauten lasse zwar nach, sagt Dieter Schneider, Leiter der Bank für Schiffahrt (BfS). »Aber wir konnten eine Reihe von Neumotorisierungen und auch Gebrauchttonnage finanzieren.«

Es sind derzeit nicht mehr viele Banken als Finanzierer auf dem Markt aktiv, die BfS ist dabei unumstrittener Platzhirsch, also ein gesuchter Ansprechpartner, wenn es um Schiffsprojekte geht. Schneider erlebte zuletzt aber nach eigenen Worten einen »unruhigen« Markt mit Blick auf die Preisentwicklung.

Nachdem die Finanzierung jahrelang vor allem vom Tankersegment geprägt worden sei, nehme die Nachfrage nach moderner Tonnage durch die vorgeschriebene Umstellung auf die Doppelhülle immer weiter ab. Die Bank verzeichnet zudem hohe Tilgungen, die das Portfolio zunächst abschmelzen lassen. Jedes Jahr würden etwa 25 bis 30Mio. € an Forderungen planmäßig getilgt, »das müssen wir erst einmal kompensieren«.

Umso erfreulicher sei es, dass die Bank mit zwölf Mitarbeitern an den Standorten Hannover, Duisburg und Berlin weiter auf Wachstumskurs liege. Das vergebene Kreditvolumen nähere sich der Marke von 250 Mio. €. Hinzu kommen noch von der BfS verwaltete, aber an andere Banken ausgelagerte Kredite mit einem Volumen von zusätzlich knapp 50 Mio. €.

Mit dem nahenden Ende der Einhüllen-Tanker waren die vergangenen Jahre von vielen Neubauaufträgen für moderne Tonnage geprägt. Das zeigt sich auch im Portfolio der Bank für Schiffahrt, bei der Tanker im vergangenen Jahr noch 54% der finanzierten Schiffe ausmachten. Mittlerweile ist der Wert auf etwa 51% gesunken. Zwar habe die BfS auch in diesem Jahr noch einmal fünf Tanker finanziert, doch »die Nachfrage dürfte ab dem kommenden Jahr weitestgehend gestillt sein«, sagt Schneider.

Dagegen wirft die NRMM-Richtlinie der EU zur Senkung der Emissionen in der Binnenschifffahrt ihren großen Schatten voraus. Da Motoren je nach Leistungsklasse ab 2019 bzw. ab 2020 strengere Abgasnormen einhalten müssen, versuchen etliche Schiffseigner, sich durch eine Neumotorisierung mit ZKR-II-Maschinen den Bestandsschutz zu sichern. »Wir haben eine ganze Reihe solcher Ersatzinvestitionen finanziert«, bestätigt Schneider.

Von einer »Welle« bei Umrüstungen aber könne keine Rede sein. Er habe den Eindruck, so Schneider, dass bei vielen Partikulieren, aber auch bei kleineren Befrachtungsunternehmen, die Dringlichkeit dieses Themas »noch gar nicht richtig angekommen ist.« Viele hofften wohl darauf, dass die alten Motoren noch lange halten oder spekulierten sogar darauf, dass die Vorschriften am Ende nicht so rigide durchgesetzt würden wie angekündigt.

Daneben habe die Bank auch den Umstieg von Schiffsführern auf größere und modernere Tonnage finanziert. In einem weitestgehend »gesättigten« Markt seien die Preise für gebrauchte Schiffe zuletzt spürbar angestiegen, berichtet Schneider. »Der Markt ruckelt sich gerade neu zurecht.«

Der erhoffte Schub in der Trockengüterschifffahrt sei bislang ausgeblieben. In diesem Segment gilt die Bestandsflotte als besonders alt, Neubauten würden eigentlich dringend benötigt, gerade bei kanalgängiger Tonnage. »Aber der Markt gibt das derzeit nicht her«, so Schneider. Nur einen Trockenschiffsneubau habe die Bank in diesem Jahr finanziert – kein Vergleich mit der früheren Dynamik in der Tankerschifffahrt mit bis zu zehn Neubauten pro Jahr. »Ich habe auch meine Zweifel, ob wir im Trockenschiffsbereich so eine Dynamik wie im Tankerbereich jemals erleben werden«, sagt Schneider.

So richtet sich der Blick der BfS-Experten auf alle Segmente, alle Einzelprojekte und alle Nischen inklusive der Passagier­schifffahrt. »Das ist bislang unser kleinster Anteil am Portfolio, da können und wollen wir noch zulegen«, sagt Schneider. Nach und nach werde sich daher das Kreditportfolio neu sortieren. Das gewohnte jährliche Wachstum werde es künftig nicht mehr unbedingt geben. »Wenn wir das Volumen auf diesem hohen Niveau halten können, sind wir schon zufrieden«, sagt Schneider.

Auch Refinanzierungen seien interessant. Die BfS stehe bereit, Schiffe von anderen Banken nach der ersten zehnjährigen Finanzierungsphase zu übernehmen. 2008 seien Schiffe in aller Regel zu hohen Preisen und hohem Zinsniveau gekauft worden, da könne sich ein Wechsel lohnen. »Gerade haben wir drei Doppelhüllen-Tanker neu zu uns umfinanziert.« n


Krischan Förster