Der Hafen Amsterdam baut die Anlegekapazität aus. Nach der Fertigstellung der neuen Schleuse im Jahr 2022 können künftig mehr Großschiffe festmachen
Die Häfen Amsterdam und Ijmuiden am Nordseekanal konzentrieren sich traditionell hauptsächlich auf den Umschlag von Massen- und Flüssiggütern. Um größeren Schiffen den Zugang nach Amsterdam zu ermöglichen, wird in Ijmuiden derzeit die größte Schleuse der Welt konstruiert. Das Bauwerk am Eingang zum Nordseekanal hat eine Länge von 500m, eine Breite von 68m und verfügt über eine Wassertiefe von 17,80m. Jüngst wurde bekannt, dass sich die Inbetriebnahme um 27 Monate verzögert, sodass nun im Januar 2022 mit der Eröffnung der neuen Schleuse gerechnet wird. Die Verzögerung habe keine Auswirkungen auf die Schifffahrt, die stattdessen die bestehende Schleuse länger nutzen könne, hieß es. Allerdings könnten größere Frachter dementsprechend später Amsterdam anlaufen.
Ungeachtet dessen rüstet sich der Hafen schon jetzt für die größeren Schiffe und das damit verbundene steigende Frachtaufkommen. Am Vopak Terminal Amsterdam Westpoort im Afrikahaven wird derzeit ein neuer Liegeplatz für Seeschiffe errichtet. Die Inbetriebnahme ist gegen Ende dieses Jahres geplant. Darüber hinaus entsteht auf dem Gelände eine neue Kaimauer mit zwei Liegeplätzen für Binnenschiffe. Nach Fertigstellung verfügt das Ölumschlagunternehmen dort über vier Festmachvorrichtungen für Seeschiffe und insgesamt zehn für Binnenschiffe. Ferner erhöht Vopak die Pumpkapazität. »Die hohen Durchsatzmengen an unserem Terminal können gelegentlich zu Warteschlangen für See- und Binnenschiffe führen«, beschreibt Ramon Ernst, Managing Director Vopak Terminal Amsterdam Westpoort, den Hauptgrund für die Ausbaumaßnahmen. Die neue Einrichtung sei hochautomatisiert und werde vollständig an eine Dampfrückgewinnungsanlage angeschlossen, so Ernst.
Interesse groß, Flächen knapp
Im August dieses Jahres soll im Bereich des Amsterdamer Hafens zudem der Bau eines 900 m langen Tiefwasserkais am Nordseekanal beginnen. Um den freien Zugang zu der künstlichen Wasserstraße zu gewährleisten, soll ein »ummantelter Kai« geschaffen werden, damit die dort festgemachten Schiffe die Zufahrt nach Amsterdam nicht blockieren. Port auf Amsterdam hat den Bauauftrag an die beiden niederländischen Unternehmen Hakkers und Van Oord vergeben. Die Arbeiten sollen Ende 2019 abgeschlossen sein.
Das Gelände befindet sich in der Nähe des HoogTij Business Parks, der in zwei Abschnitte unterteilt ist. Eine Seite ist für hafenaffine Unternehmen vorgesehen, die andere für an Land aktive Firmen. Insgesamt umfasst das Gelände eine Fläche von 130ha.
Ende Oktober 2017 haben das Container Terminal CTVrede Steinweg und der Logistikdienstleister Gam Bakker als erste Firmen beschlossen, sich im HoogTij Business Park niederzulassen. CTVrede Steinweg plant dort ein neues Terminal, die insgesamt dritte Umschlageinrichtung nach Zandam und Amsterdam. Es dient sowohl Kurzstreckenseeverkehren als auch Binnenschiffen. Ferner ermögliche es ein neues Konzept, bei dem künftig die Lagervorrichtungen direkt hinter dem Kran platziert werden sollen. Damit würde die »letzte Meile« wegfallen.
Im Mai wurde in Amsterdam zudem der Bau einer Recyclinganlage für Plastikmüll gestartet, der zu Brennstoff werden soll. Aus 35.000t Plastik sollen jährlich so über 30Mio. l Kraftstoff entstehen. Dadurch soll sich der jährliche CO2-Ausstoß um bis zu 57.000t verringern. Für das niederländische Unternehmen Bin2Barrel, das in die Anlage rund 28Mio. € investiert, ist es das erste Projekt dieser Art. Die Fabrik entsteht in Zusammenarbeit mit Port of Amsterdam und soll Ende dieses Jahres in Betrieb gehen.
Im vergangenen Jahr wurden in der Region um den Nordseekanal insgesamt 100,8Mio. t Güter umgeschlagen. Für die Standorte Amsterdam, Ijmuiden und Velsen bedeutet das nach Angaben von Port of Amsterdam einen neuen Rekord. Der Anstieg sei auf sämtliche Warengruppen zurückzuführen. Das größte Wachstum verzeichneten landwirtschaftliche Produkte, Erze und Düngemittel, während der Kohleumschlag zurückging.
In den kommenden Jahren rechnet man mit einer Zunahme des Umschlags fossiler Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin. Wegen des Flugverkehrs seien solche Produkte wichtig für den Hafen von Amsterdam, sagen die Niederländer, die im Mangel an Freiflächen eine große Herausforderung sehen.