Masterarbeit zum Nachwuchsmangel in der Binnenschifffahrt

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Den Fachkräftemangel in der Binnenschifffahrt im Vergleich zwischen den Niederlanden und Deutschland untersucht die Masterarbeit von Nathalie Tondt an der Rotterdam University of Applied Sciences. Einige Faktoren liegen auf der Hand: Ein unattraktiver Arbeitsrytmus, lange Arbeitszeiten und Schichtarbeit, mangelndes Interesse an technischen Berufen und die Vorstellung, dass die Arbeit auf einem Binnenschiff körperlich hart sei. Die Binnenschifffahrt insgesamt wird als altmodisch und konservativ angesehen.

Hinzu kommt die Befürchtung, nach einer Ausbildung in der Binnenschifffahrt auf dem Schiff festzusitzen und keine Option mehr zu haben, in einen Beruf an Land wechseln zu können. Hier werden keine klaren Alternativen aufgezeigt. Weiterbildung und Karriereentwicklung sind wichtige Faktoren bei der Berufswahl. Eltern, ob in Binnenschifferfamilien oder nicht, haben heute eine andere Auffassung von der Ausbildung ihrer Kinder. Gute Ausbildung und Abschlüsse, um eine Chance auf gute Jobs zu haben, sind die Kriterien, die im Vordergrund stehen.

Für die Niederlande sieht die Arbeit ein Problem vor allem in der Ausbildung: Zu wenig Praxis. Die Azubis würden auf den Beruf des Binnenschiffers nicht hinreichend vorbereitet, weil sie die Arbeit an Bord nicht wirklich kennenlernen. Folglich scheitern viele, brechen die Ausbildung ab oder hören kurz nach Berufsstart wieder auf. Hinzu kommen eine im Vergleich zu Deutschland mit 500€ niedrige Ausbildungsvergütung, kein Tarifvertrag und mangelnde Kommunikation zwischen Schulen und Ausbildungsbetrieben. In Deutschland ist die Situation anders. Die Ausbildung mit ihrem hohen Praxisanteil und die feste Einbindung in ein Unternehmen bereiten junge Leute grundsätzlich besser auf die Praxis vor. In Deutschland wird das Problem vor allem im mangelnden Bekanntheitsgrad der Binnenschifffahrt, zu wenig bundesweiter Werbung um Auszubildende und dem Fehlen einer Institution wie dem BVB gesehen. Eine Aussage in der Arbeit fasst dies treffend zusammen: In Deutschland leben 80Mio. Menschen, aber es ist nicht möglich 200 von ihnen pro Jahr davon zu überzeugen, eine Ausbildung in der Binnenschifffahrt zu machen!

Die Masterarbeit enthält viele weitere Feststellungen, die hier nicht alle dargestellt werden können. Fest steht jedenfalls, dass Verbände und Gewerbe sich anstrengen müssen, dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Einiges wurde bereits erreicht. Die kaufmännisch ausgerichtete Zusatzqualifikation zum Binnenschiffermeister/meisterin sowie der duale Bachelorstudiengang unter Einbeziehung der Ausbildung zum Binnenschiffer. Der nächste Schritt, die Ausbildung zum Binnenschiffer weiterzuentwickeln und mit Blick auf die Europäische Richtlinie konkurrenzfähig zu machen, ist in Arbeit.

Die Verbände plädieren für eine durchgehende dreieinhalbjährige Ausbildung zum Schiffsführer (als anerkanntem Berufsabschluss) und zusätzlich eine zweijährige zum Matrosen, die bei Bedarf auf die dreieinhalbjährige angerechnet werden kann. Dies wird aber nur im Konsens mit den Gewerkschaften möglich sein.

Mit Blick auf gute Abschlüsse, Zusatzqualifikationen und ggf. Alternativen an Land wäre die Binnenschifffahrt mit diesem Paket gut und konkurrenzfähig aufgestellt. Eine umfangreichere und bundesweite Werbung für die Berufe in der Binnenschifffahrt muss hinzukommen!

Einsatz am Sonntag – es darf auch mal ein Lob sein!

Ein Bericht von Helmut Rüffer

Ärger über defekte Schleusen, Personalmangel etc. gibt es genug, so dass man auf der anderen Seite auch mal berichten sollte, wenn etwas gut gelaufen ist. So war es am Sonntag, den 5. August 2018.

Es war später Vormittag, als sich nach einer Begegnung ein beladenes Frachtschiff direkt unterhalb der Ausfahrt Nordabstieg Minden festgefahren hatte und dabei quer schlug. Laut Wasserschutzpolizei war eine Kette in die Ruderanlage geraten. Das Schiff lag schräg im Fluss mit dem Achterschiff zur linken Flussseite. Die Fernbedienzentrale Minden informierte das WSA Minden, das sich daran machte, Mitarbeiter für den Einsatz zu finden. Bereits um 12:00 Uhr war das geschafft: Fünf Kollegen wurden aus dem Wochenende, sozusagen vom Sonntagsbraten weg geholt und waren mit Pkw, Lkw und dem Eisbrecher »Flut« unter Leitung von Burkhard Trumke vor Ort , begleitet und unterstützt von ihren Ehefrauen.

Zunächst wurden Sicherungsarbeiten vorgenommen und anschließend versucht, den Rumpf vom Ufer aus mit Winden und Flaschenzügen auszurichten. Als dies nicht gelang kam der Eisbrechers »Flut« zum Einsatz und konnte das Schiff auf Kurs bringen. Da es auch danach nicht manövrierfähig war, wurde es in den Mindener Hafen geschleppt.

Dank dem engagierten Einsatz der Mitarbeiter des WSA, konnte der Einsatz nach vier Stunden erfolgreich beendet werden. Für kalte Getränke an diesem heißen Tag sorgten die Ehefrauen, die zudem sogar bei den Sicherungsarbeiten behilflich waren.

Es ist nicht selbstverständlich, dass an einem Sonntag eine solche Aktion mit so viel Engagement durchgeführt wird, so dass an dieser Stelle auch mal ein herzliches Dankeschön gesagt werden soll!