Trockenen Fußes im Flussbett von Rhein und Mosel zu stehen – das in Deutschland einmalige Spezialschiff »Carl Straat« macht es möglich. Es ist das einzige in Europa, mit dem die Sohle eines Flusses begehbar wird
Das 1963 für 8,5 Mio. D-Mark erbaute Tauchglockenschiff hilft der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung, technische Bauten zu erhalten oder Gegenstände zu bergen und gibt einmalige Einblicke in die Welt unter Wasser am Flussgrund. Für die jüngste Fahrt sperrten die Behörden im August die Mosel und senkten die Stauhaltung Trier um bis zu 60cm ab. Mit Überdruck in Abhängigkeit von der Tauchtiefe gegen eindringendes Wasser geschützt, begibt sich am Einsatzort der »Glockenarbeiter« über eine 15m lange Treppe an den bis zu 10m unter Wasser liegenden Einsatzort, dorthin, wo vor ihm noch kein Mensch stand. Zuvor passiert er eine Druckschleuse. Ein Kran senkt die Glocke durch das geteilte Hinterschiff, ein Spezialmechanismus hält sie stets waagerecht, einem gestürzten Becher gleich. Verlorene Anker zu bergen und dabei die exakte Position zu finden ist eine Herausforderung – an manchen Stellen wie am Mittelrhein mit seiner Strömung wäre ein klassischer Tauchgang schwierig. Einmal vor Ort, macht die »Carl Straat« fast jeden Platz unter Wasser binnen 20 Minuten begehbar, bei fast 100% Luftfeuchtigkeit ein Knochenjob, bei dem manch Geheimnisvolles von Bomben bis zu Autos zutage gefördert wird.